Hotelneubau
Apr 302003
 

Dreht sich der Wind?

Am Südstrand soll ein Hotel der Spitzenklasse entstehen

(hk) Seit mindestens 30 Jahren fordern engagierte Wilhelmshavener Bürgerinnen und Bürger eine Öffnung der Stadt in Richtung Tourismus. Viele haben inzwischen resigniert – zu viel des liebenswerten Wilhelmshavens ist in all den Jahren zerstört worden – der anstehende Bau des JadeWeserPorts brachte für diese Leute das Fass zum Überlaufen. Keine Chance für den Tourismus?

Weit gefehlt! Am Südstrand soll ein 110-Betten-Hotel entstehen – exzellente Lage und exzellente Ausstattung – exzellente Architektur – 4 Sterne! Endlich können auch die Touristen mit dem etwas dickeren Geldbeutel Wilhelmshavens Südstrand in vollen Zügen genießen. Einen Meter höher als der Rathausturm soll das Superhotel werden. In der Wilhelmshavener Zeitung wird es so beschrieben: Die Planung gilt trotz der Höhe des Komplexes von mehr als 50 Metern als ‚akzeptabel’. Das Bauwerk soll sich dem Vernehmen nach besser in das Gesamtbild am Südstrand einpassen als alle bisherigen Vorstellungen von Hotelbauten in jenem Bereich. (WZ vom 5. April 2003)

Will die Stadt Wilhelmshaven damit ein Zeichen setzen, dass zukünftig der Tourismus die Stadt regiert?

Bedarf für ein anständiges Hotel im Bereich der „Maritimen Meile“ gibt es mit Sicherheit. Doch: Warum ist es immer so schwierig, in Wilhelmshaven etwas Vernünftiges auf die Bahn zu bringen? Dem Hotelneubau würde das Jugendhotel „Seeräuber“ zum Opfer fallen. Nachdem in Wilhelmshaven bereits die Jugendherberge aus nur für wenige Menschen nachvollziehbaren Gründen geschlossen wurde, würde damit die letzte auf die Jugend ausgerichtete Beherbergungsmöglichkeit weichen. Denn für die Jugend wird dieses neue Hotel sicherlich schon rein vom Preis her nicht besonders interessant sein: ein über 50 Meter hoher 4-Sterne-Bau mit 110 Betten – da wird eine Nacht mehr kosten, als manch ein Jugendlicher in der Woche verdient!
Aber dieses neue Hotel soll ja auch etwas ganz anderes werden – da sollen Geschäftsleute absteigen, da sollen Konferenzen abgehalten werden. Natürlich kann jede Stadt, die ein solches Hotel in ihren Mauern hat, damit wuchern und, wenn dann endlich irgendwann der JadeWeserPort gebaut ist, werden diese (zumeist) Herren sich eben nicht mehr im Park-Hotel in Bremen treffen müssen – sie können auch am Südstrand ins JadeWeserPort-Hotel gehen. – Ist kaum billiger – dafür mit Aussicht auf den Nationalpark Wattenmeer.
Noch ist zu den konkreten Planungen nichts bekannt geworden. Fest steht jedoch, dass ein solcher Klotz das Ensemble der kleinen Hotels an der Südstrandpromenade empfindlich stören würde. Aber auf solche Nichtigkeiten hat man in Wilhelmshaven ja noch nie Rücksicht genommen – wenn ein Investor mit einem Geldschein winkt, würde man hier ja sogar das Rathaus abreißen.

Das Jugendhotel Seeräuber verfügt über 48 Betten – die Übernachtungspreise sind nach dem Alter gestaffelt (wer über 21 ist, muss pro Nacht ein bis zwei Euro mehr bezahlen) – bei mehreren Übernachtungen verringert sich der Preis um bis zu 5 Euro pro Nacht. Der Preis pro Übernachtung mit Frühstück beträgt z.B. für unter 21-Jährige 13 Euro. Zusammen mit dem Piratennest verfügt der Betreiber dieser beiden Jugendhotels über 80 Betten in Wilhelmshaven. Laut Wilhelmshavener Zeitung werden dort für dieses Jahr 10.000 Übernachtungen erwartet – 7.000 davon im Hotel Seeräuber am Südstrand. Für das nächste Jahr werden, eben wegen der Hotelplanung, noch keine Buchungen angenommen.

Aus der Internet-Präsenz ( www.piratenhotel.de ):
Mit unserem Konzept zum Jugendhotel Seeräuber haben wir das einzige freie Jugendhotel in Niedersachsen geschaffen. Wir wollten die Idee des Jugendgästehauses in anderer Form fortsetzen.
Wir verstehen unsere Arbeit als soziale Aufgabe und wollen auch in Zukunft den jugendlichen und oft sozial benachteiligten Besuchern unserer Stadt möglichst preiswerte Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten bieten. Mit unserem Jugendgästehaus Piratennest wollen wir in Ergänzung zum Jugendhotel Seeräuber diese Aufgabe fortsetzen und gleichzeitig dem Wegfall der Jugendherberge mit einem neuen Konzept begegnen.

 

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top