Anti-Kriegstag
Gedanken zur neuen Rolle der Wilhelmshavener Friedensbewegung
(jm) Zehn Jahre ist es etwa her, da brachte die Wilhelmshavener Friedensbewegung noch locker tausend Leute auf die Beine. Dieses Jahr zog es am 1. September rund fünfzig Aufrechte zum Krökelplatz, um sich dort zum Anti-Kriegstag zu vereinen.
Auf der Kundgebung erinnerte der DGB-Vorsitzende Manfred Klöpper an die von der Vorkämpferin der europäischen Friedensbewegung – Bertha von Suttner – vor dem l. Weltkrieg erhobene Forderung:
Die Waffen nieder!
Diese Forderung sei angesichts von Bürger-, Grenz- und Religionskriegen in der Hälfte der Staaten dieser Erde und der damit einhergehenden Greueltaten aktueller denn je.
Die Chancen, nach Auflösung der Blöcke im Jahre 1989 zu Frieden und Ausgleich zu kommen, seien nicht genutzt worden. Statt die konfliktauslösenden Übel Soziale Ungerechtigkeit und (Welt)wirtschaftliche Ungleichheit an der Wurzel zu packen, werde die Außenpolitik militarisiert …
Es gibt also Menschen unter uns, die sich nicht blenden lassen von der vor vier Jahren angelaufenen Imagekampagne der Hardthöhe, die die Bundeswehr der Öffentlichkeit als eine Art technisches Hilfswerk, daß ab und an mal zu humanitären Einsätzen in die weite Welt ausrücken soll, verkaufen will.
Das Gegreine über den angeblichen Prestigeverlust bei den NATO-Partnern wg. Nichtteilnahme am Golfkrieg verrät dagegen wesentlich mehr über angepeilte Einsätze der Bundeswehr: Der Verteidigungsauftrag der Bundeswehr umfaßt inzwischen nicht mehr ausschließlich das Territorium der NATO-Partner sondern weltweit den störungsfreien Lauf der Weltwirtschaft, dessen System der Mehrheit der Menschheit -die UNO ist da machtlos – zum Nachteil gereicht. ‚Out of Area‘-Einsätze sind der Bundeswehr im Rahmen der NATO auch ohne den Segen der UNO möglich. Sie darf aus Gründen ‚kollektiver Sicherheit‘ in den Krieg ziehen, wobei die NATO selbstgerecht und machtvollkommen definiert, was darunter zu verstehen ist. (Die NATO kann ohne die UNO; die UNO nicht ohne die NATO)
Es gibt Menschen unter uns, die das nicht mittragen wollen und das auch öffentlich demonstrieren. Nachdem die Gefahr eines auf Europa begrenzten atomaren Schlachtfeldes gebannt scheint, rückt auch bei ihnen der wirtschaftliche Ausgleich unter den Völkern und die soziale Gerechtigkeit als beste Zukunfts- und Friedenspolitik in den Vordergrund.
Hier treffen sie sich thematisch mit Eine Welt –und Menschenrechtsgruppen und vielleicht gelingt es in Wilhelmshaven ja, da noch näher zusammenzurücken.
Das gleiche gilt für die Gegenwehr gegen Angriffe auf den Inneren Frieden: Auch an dieser Abwehrfront stehen Menschen, die sich gegen den Ausländerhaß, die Diskriminierung von Minderheiten und die Ausgrenzung der Armen und Schwachen wenden; denen bewußt ist, daß diese Erscheinungen Folge der von oben angeheizten‘ Verteilungskämpfe um Arbeit, Einkommen und Wohnraum sind.
Es sind zur Zeit zwar wenige, die sich für diese wirklich humanitären Ziele beherzt einsetzen. Das ehrt jene umso mehr, die die Kraft haben das fortzusetzen, was sie einmal als richtig und wichtig für ihr Leben erkannt haben.
Die Gegenwind-Redaktion hat es lange versäumt, sich bei der Wilhelmshavener Friedensbewegung umzuschauen und darüber zu berichten. Aber das kann man ja ändern. Zum gegenseitigen Vorteil.
Und derweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.
Matthäus K. 24 V. 12 u. 13
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