Filmtage 2
Dez 131994
 

Am Rande der Filmtage: Hello Mr. Berg

Leider konnten nur wenige Filme für die Preise nominiert werden – vielleicht müssten noch mehr Kategorien festgelegt werden. Ziemlich außer Konkurrenz lief der Film „Hello Mr. Berg“ des Hamburgers Hartwig-Patrick Peters. Völlig surreal bis abgedreht scheint die Story: junger, erfolgloser Drehbuchautor trifft einsamen, aber pfiffigen alten Mann, der sich völlig der Katastrophen- und UFO-Forschung verschrieben hat und nebenbei ein begnadeter Tüftler ist. Der Film wird spätestens an der Stelle zum Kultfilm, als die beiden mit einem Schlauchboot losziehen, um zwischen Ozeanriesen mitten im Hamburger Hafen eine Donald-Duck-Figur auf Wasserskiern laufen zu lassen – mit dem Modell will der alte Herr Berg seine physikalischen Forschungen zu Auftrieb und Geschwindigkeit unter Beweis stellen.

Der Film ist lang und ruhig, erfordert Konzentration und Hingabe und bewirkt anfangs Stirnrunzeln ob der schauspielerischen Leistung der beiden Laiendarsteller. Am Ende geht das Licht an – und da sitzt Mr. Berg höchstpersönlich, und es wird klar: die Story ist absolut authentisch, im Film wie im richtigen Leben ist der UFO-Forscher Mr. (Horst) Berg = Mr. Berg und der erfolglose Drehbuchautor Patrick Peters. (Peters war übrigens Mitarbeiter von Detlev Buck bei dessen Erfolgs-Kult-Filmen „Erst die Arbeit und dann“ und „Karniggels“).

„Hello Mr. Berg“ ist authentisch, aber viel mehr als ein Dokumentarfilm. Am schönsten: er erzählt ohne jeden Anspruch von Moral („kümmert Euch um einsame alte Menschen“) – wenn überhaupt, dann gibt er einen Tip: macht Platz für die Querdenker, es ist lohnenswert, sich auf Gedanken einzulassen, die in unserer ach so strukturierten Gesellschaft keinen Platz haben sollen. Der Zuschauer, der sich auf die manchmal unsichere, aber immer ungekünstelte Selbst-Darstellung des alten Mannes einläßt, kann den schwierigen Prozeß der Annäherung zwischen dem ungleichen Männerpaar nachvollziehen.

Keinen Platz hatte Herr Berg leider auch im Rahmen des Besuchs von Kultusministerin Schuchardt, die mit einem Pulk von „VIPs“ aus der Kulturszene just in dem Moment das Pumpwerk betrat, als Patrick und Herr Berg mit neugierig gewordenen Filmfans über ihre Geschichte plauderten. Im Schnelldurchlauf wurde der Ministerin der glanzvolle Rahmen vorgeführt, statt sie dem kleinen, bescheidenen aber selbstbewußten alten Mann vorzustellen, der wie kein anderer (er war von Morgens bis abends dabei!) die Lebendigkeit dieses Festivals zum Ausdruck brachte.

Es wäre schön, wenn der Film im Rahmen einer gesonderten Veranstaltung, mit Mr. Berg und vielleicht einigen seiner genialen Konstruktionen und Basteleien und sonstigen Beiträgen zur Katastrophen- und UFO-Forschung. dem geneigten Publikum in Wilhelmshaven nochmals präsentiert werden könnte.

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