Drogenfahnder
Feb 282007
 

Tolle „Erfolge“ der Drogenfahnder der hiesigen Polizeiinspektion

(noa) Stolz ließ sich die Rauschgiftabteilung der Polizeiinspektion in der „WZ“ vom 10. Februar feiern: „Hasch-Pflanzen neben dem Bett,…“ und „…Heroin in der Unterwäsche“ waren zwei nebeneinander abgedruckte Artikel überschrieben; dazwischen prangte ein Foto einiger Cannabis-Pflanzen mit der großzügigen Bezeichnung „Zimmer-Plantage“ in der Bildunterschrift.


Eingeschlagene TürÜber die Geschichte mit dem Heroin in der Unterwäsche wissen wir nichts Näheres, doch was uns Bewohner des Hauses in der tom-Brok-Straße, in der die Cannabis-„Plantage“ sichergestellt wurde, berichtet haben, erinnert fatal an einen Bericht über einen üblen Missgriff der Drogenpolizei im vergangenen Jahr, als die Wohnung einer in Sachen Drogen völlig unbeleckten Marineangehörigen auf den Kopf gestellt wurde und die junge Wohnungsinhaberin so geschockt war, dass sie einige Zeit arbeitsunfähig war.
Der einzige tatsächliche Unterschied zwischen den beiden Polizeieinsätzen besteht darin, dass die forschen Beamten jüngst fündig wurden und einige Pflanzen, aus denen der „Züchter“ ein paar Gramm Marihuana hätte gewinnen können, erbeutet haben. Ansonsten war es offensichtlich eine höchst fragwürdige Aktion.
Als ein Nachbar des Zimmergärtners nach Hause kam, fand er die Haustür demoliert vor, und einer Wohnungstür fehlte ein Glaseinsatz. In dem „WZ“-Artikel lesen wir nur, dass die beiden Beamten aufgrund eines süßlichen Geruchs in der Nase und Kondenswasserspuren an einem abgedunkelten Fenster Verdacht schöpften, und wörtlich weiter: „Zeichen für hohe Luftfeuchtigkeit. In der Wohnung neben dem Bett fanden die Beamten dann eine sogenannte Cannabis ‚Indoor-Plantage’ mit ca. 20 Pflanzen vor, von denen zehn Pflanzen schon für die Ernte reif waren. Daraus wäre ein Ertrag von ca. 500 Gramm Marihuana möglich, schätzt die Polizei.“ 500 Gramm, das klingt nach was. So optimistisch war der Hobbygärtner jedoch nicht, und so viele Pflanzen, sagt er, seien es auch nicht gewesen.
Interessanter als die divergierenden Mengenangaben jedoch ist die im Zeitungsbericht fehlende Information über den Weg der beiden Beamten in die Wohnung und in das Schlafzimmer. Die aufgebrochene Haustür spricht für sich. Und die Wohnungstür wurde beschädigt, indem sich jemand mehrfach dagegenwarf.
Als der Wohnungsinhaber durch die noch verschlossene Tür fragte, wer da sei, wurde er aufgefordert, sofort zu öffnen, widrigenfalls man das Schloss aufschießen würde. Und auch als er ankündigte, nun die Polizei anzurufen, kam es zu massivem Gewalteinsatz. Durch den Türspion konnte der Mieter nichts sehen, da einer der Besucher die Hand davorhielt. Er öffnete schließlich, um zu verhindern, dass die Tür, die schon eine Glasscheibe eingebüßt hatte, vollkommen zerstört wurde – und er stimmte einer Durchsuchung der Wohnung nicht zu. Mit gezogener Waffe fand ein Beamter – ohne Zustimmung des Wohnungsinhabers und ohne Durchsuchungsbefehl – doch den Weg ins Schlafzimmer und dort schließlich die Cannabispflanzen. Das dauerte eine Weile, weil sie so gut in Folie eingehüllt waren, dass man nichts riechen konnte.
Interessant liest sich auch das Durchsuchungsprotokoll, wenn man es mit dem „WZ“-Bericht vergleicht: Da wurden neben einer Lampe und 6 g Marihuana lediglich sechs (!) Pflanzen beschlagnahmt, und der Einsatz erfolgte ohne richterliche Anordnung, weil „Gefahr im Verzuge“ bestanden habe.
Die junge Soldatin, die letztes Jahr den Staat, den sie verteidigen will, als Polizeistaat erleben musste, fand das warme Mitgefühl der Öffentlichkeit. Doch auch für jemanden, der Cannabis anpflanzt, gelten Rechte!

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