Aus der Schule geplaudert
Jul 072008
 

Vorwahlkampf: Die CDU macht eine Welle

Aus der Schule

Ganz begeistert war die Wilhelmshavener CDU von sich selbst: Mitte Juni „stellten Helmut Möhle als Vorsitzender des Schulausschusses und Brigitte Klee (ebenfalls Mitglied im Schulausschuss) sowie Fraktionsvorsitzender Prof. Günter Reuter die Pläne konkret vor.“ (WZ, 19.07.2008) Die Pläne, damit sind die Ideen der CDU-Fraktion für die Zukunft der weiterführenden Schulen in Wilhelmshaven gemeint.


Mit ihrer Begeisterung hat die CDU-Fraktion die WZ (na ja, jedenfalls WZ-Redakteur Maik Michalski) angesteckt: „Beispiel sollte Schule machen“, ist ein Kommentar überschrieben, in dem es u.a. heißt: „Ein leistungsstarkes, modernes Gymnasium, zwei Haupt- und zwei Realschulen, die Berufsbildenden Schulen mittels einer ‚Campus’-Lösung eng miteinander verbunden, dazu die IGS am bisherigen Standort: So sieht die Schulentwicklung in Wilhelmshaven aus Sicht der CDU-Fraktion aus. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht…“
In jeder Schulklasse gibt es einen Streber, der eine Aufgabe, die in Gruppenarbeit innerhalb von 14 Tagen erledigt werden soll, allein macht und schon nach einer Woche abgibt. Dieser Streber ist überaus unbeliebt und bezieht im schlimmsten Fall sogar Klassenprügel. Oft ist es einer, der nicht einmal merkt, wie er es immer wieder schafft, sich den Hass aller zuzuziehen.
Im Fall des Schulentwicklungsplanes für Wilhelmshaven spielen der Stadtelternrat und die SPD die Rolle der empörten und wütenden Mitschüler. „Einseitige Aufkündigung der bisher guten Gesprächskultur“ nennt der Stadtelternrat das eigenmächtige Verhalten der CDU-Fraktion.
Die Aufgabe, über die Zukunft der weiterführenden Schulen zu beraten und zu beschließen, war nämlich eine Gruppenarbeit. In seiner Pressemitteilung vom 21. Juni schreibt der StER: „Es war bisher in der Arbeitsgruppe SEK I verabredet, dass die gemeinsame Arbeitsgruppe der Schulleitungen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums (KKG) und des Gymnasiums am Mühlenweg (GaM) bis zur nächsten AG-Sitzung am 26. August ihre Ergebnisse hinsichtlich der Raum- und Nutzungsplanung für ein zukünftiges städtisches Gymnasium vorlegen werden. Weiterhin will die städtische Verwaltung im Spätsommer ein Verkehrsgutachten für den evtl. vergrößerten Schulbereich Friedenstr./tom-Brok-Str. vorlegen. Die wirklichen Baukosten der Standorte GaM, KKG oder eines Neubaues sollten nach einem Architektenwettbewerb, angeregt vom Schuldezernenten Dr. Graul, ermittelt und verglichen werden.“
Laut WZ vom 24. Juni ist die „SPD brüskiert über CDU-Schulvorstoß“. „Die vor Monaten gebildete Arbeitsgruppe aus Mitgliedern aller Fraktionen, Stadtelternrat und Schulleitungen habe die festgelegten Arbeitsaufträge noch nicht erledigt“, heißt es da. Und: „CDU-Vorstoß schlägt auch im Ausschuss Wellen“ (WZ, 04.07.2008).
Abgesehen davon, dass es einfach nicht angeht, sich aus einem gemeinsamen Gremium auszuschließen und einsam vorzupreschen, scheint die CDU-Fraktion ihre „Hausaufgaben“ aber auch nicht gut gemacht zu haben. Sie hat z.B. als künftigen Standort eines „vereinigten“ Gymnasiums das jetzige GaM geplant, bei der Berechnung der Sanierungskosten jedoch einiges weggelassen. „Die bisher genannten Kosten von 9,5 Mio. Euro … werden nie ausreichen“, stellt der StER in seiner o.a. Pressemitteilung fest.
Im nächsten Jahr gibt es Wahlen zum Europäischen Parlament und zum Bundestag. Zwar ist Schulentwicklungsplanung weder europäische noch bundesdeutsche Aufgabe, doch für den Wahlkampf (der offiziell noch nicht begonnen hat, an den alle Parteien aber natürlich schon denken) ist das egal, und da kann man sich ja schon einmal ein bisschen profilieren. Nachdem Wilhelmshavens CDU für diesen Vorstoß reichlich Haue gekriegt hat, hat sie erst mal noch ein bisschen rumgegiftet: Die Beteiligten in der Arbeitsgruppe erinnern sich nicht an ihre eigenen Entscheidungen, das haben wir doch schon vor drei Jahren gemeinsam ins Auge gefasst…, so wies sie in der WZ vom 25.06.2008 die Kritik an ihrem Vorpreschen zurück . Und im Schulausschuss am 03.07. musste StER-Vorsitzender Bernd Rahlf „sich erst eines Versuchs des Ausschuss-Vorsitzenden Helmut Möhle (CDU) erwehren, ihn auf den Tagesordnungspunkt ‚Mitteilungen und Anfragen’ wegzudrücken.“ ( WZ, 04.07.2008)
Vielleicht nutzt die Wilhelmshavener CDU die bevorstehende Sommerpause ja dazu, darüber nachzudenken, dass das Thema Bildung und Schulentwicklung ein zu wichtiges Thema ist, um für den Vorwahlkampf benutzt zu werden.

Anette Nowak

 

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