AK Mädchenarbeit
Apr 111995
 

Freiräume schaffen

Der Arbeitskreis Mädchenarbeit stellt seine Konzeption für eine parteiliche Mädchenarbeit vor

(ub) Gut zwei Jahre ist es her, daß sich die Mitarbeiterinnen verschiedenster sozialer Einrichtungen Wilhelmshavens zu dem „Arbeitskreis Mädchenarbeit“ zusammengeschlossen haben. Zielsetzung des Arbeitskreises ist die Organisation bzw. Unterstützung bedürfnisorientierter und emanzipatorischer Mädchenarbeit. Gleichzeitig will er eine politische Lobby für Mädchenarbeit in Wilhelmshaven schaffen. Eine programmatische Konzeption die jetzt der Presse vorgestellt wurde, umreißt die mittel- und langfristigen Ziele dieser fachlichen Zusammenarbeit.

Seit der Gründung dieses Arbeitskreises im September 1992 haben die beteiligten sozialen Einrichtungen (siehe Kasten) mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen das vordem eher triste Freizeit- und Bildungsangebot für Mädchen und junge Frauen belebt. Mädchenaktionstage, Seminare zum Thema ‚Liebe und Sexualität‘, Selbstverteidigungskurse und Ferienfreizeitangebote speziell für Mädchen, gehören mittlerweile zum festen Repertoire der in der Jugendfreizeitarbeit engagierten sozialen Institutionen. „Freiräume“ für Mädchen wie etwa der täglich geöffnete Mädchenraum in der Freizeitstätte am Krähenbusch und das Amazonencafé der SOS-Beratungsstelle wurden geschaffen.
Die Verfasserinnen der Konzeption „Mädchenarbeit in Wilhelmshaven“ verstehen unter „Parteilichkeit – als ein zentraler Begriff in der feministischen Mädchenarbeit“ – jedoch nicht nur das Schaffen von Schonräumen, sondern vielmehr auch die kritische Auseinandersetzung mit den alltäglichen rollenspezifischen Normen, die Mädchen und Frauen in den klassischen Sozialisationsfeldern Schule, Beruf und Freizeit erfahren. Koedukation – die gemeinsame Erziehung von Mädchen und Jungen – macht nach Auffassung der Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises nur dann Sinn, „wenn den Unterschieden zwischen Mädchen und Jungen hinsichtlich ihrer Bedürfnisse, Interessen und Möglichkeiten Rechnung getragen wird.“

Damit sich die Rahmenbedingungen der Mädchenarbeit verbessern, fordert der Arbeitskreis u.a. die in der Jugendarbeit tätigen Institutionen auf, interessierten Frauen die Mitarbeit am Arbeitskreis sowie die Teilnahme an entsprechenden Fortbildungen zu ermöglichen. Die Vernetzung der schon bestehenden Angebote im Bereich der Mädchenarbeit ist ein weiteres Nahziel. Langfristig will der Arbeitskreis erreichen, daß die parteiliche Mädchenarbeit „in allen Einrichtungen, die von Mädchen frequentiert werden (wie z.B. Freizeiteinrichtungen, Schulen etc.)“ konzeptionell verankert wird. Damit parteiliche Mädchenarbeit auf politischer Ebene gefördert wird, sehen die AK-InitiatorInnen es als unerläßlich an, in entsprechenden politischen Gremien wie etwa dem Jugendhilfeausschuß und im Ausschuß für Frauen- und Gleichstellungsfragen vertreten zu sein. „Mädchenarbeit muß … als pädagogischer und politischer Reformansatz in der Jugendhilfe akzeptiert“ werden.
Ein erster Schritt auf dem Weg zur politischen Lobby für Mädchen ist die Beteiligung der Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises an der jetzt beginnenden Jugendhilfeplanung.


 

Im Arbeitskreis vertretene Institutionen und deren ständige Aktivitäten:

  • Freizeitstätte Krähenbusch: Mädchenraum und Mädchengruppe
  • lGS: Mut-AG, Rockband. Selbstverteidigung, Projekt „Mädchen im naturwissenschaftlichen
  • Unterricht“
  • SOS-Beratungsstelle: Beratung, Therapie, Amazonencafé, Dance-Alive-Gruppe, offener Treff für junge Mütter
  • Verein Schlüsselblume: Beratung für sexuell mißbrauchte Mädchen, Mädchengruppe
  • Arbeitsplatzinitiative: Beratung. Berufsfindungshilfen, Gruppe für Eßgestörte
  • Jugendgemeinschaftswerk des Paritätischen: Mädchengruppe für Aussiedlerinnen, Beratung
  • Frauenhaus: Beratungs- und Freizeitangebote
  • Kommunales Frauenbüro: Beratung und Projektfinanzierung

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