Agnes Miegel
Jan 312008
 

Zu viel der Ehre! 2. Teil

Agnes-Miegel darf nicht Namensgeberin für eine Schule sein

(hk) Bereits im letzten Gegenwind berichteten wir über den Vorstoß des Wilhelmshavener Ratsherren Johann Janssen (LAW) zur Umbenennung der Agnes-Miegel-Schule. In einer Sendung des Nordwest-Radios am 16. Januar 2008 machte der Historiker Martin Wein klar, dass Agnes Miegel als Namensgeberin einer Schule nicht taugt.


Zu der einstündigen Sendung des Nordwest-Radios war neben Johann Janssen und Martin Wein auch die Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Marianne Kopp, im Pumpwerk erschienen. Die Stadt Wilhelmshaven (Jens Graul) fehlte aus gesundheitlichen Gründen und der Schulleiter der Agnes-Miegel-Schule, Heinz Bültena, wollte an der Sendung nicht teilnehmen, hatte sich allerdings vorher den Fragen des Nordwest-Radios gestellt. Vertreter der Parteien und des Schulausschusses hatten eine Teilnahme an der Sendung abgelehnt.
So war es dann logisch, dass sich niemand außer Frau Kopp für eine Beibehaltung des Schulnamens einsetzte.
(Auf der Internetseite http://www.radiobremen.de/nordwestradio/unterwegs/00003974.php können diejenigen, die die Sendung verpasst haben, sich die Wortbeiträge anhören).
Und die Argumente, die dagegen sprechen, Agnes Miegel dadurch zu ehren, dass man nach ihr eine Schule benennt, sind vielfältig. Miegels Aktivitäten während des Faschismus waren eindeutig. In der Preußischen Akademie der Künste sah sie mit an, wie Schriftsteller wie Heinrich Mann die Akademie verlassen mussten, wie andere, die sich weigerten, ein Treuegelöbnis an Adolf Hitler zu unterschreiben, die Akademie verließen, verfolgt und ins Exil getrieben wurden, Carl von Ossietzky im KZ landete. Auch die Bücherverbrennungen im Mai 1933 hat sie miterlebt.
Agnes Miegel richtete sich mit dem System ein, ihre Veröffentlichungen lagen exakt auf der Linie der inzwischen herrschenden Nazi-Ideologie. Das Hitler-Regime hofierte sie entsprechend, und bevor Miegel 1940 der NSDAP beitrat, bekam sie Auszeichnungen und Ehrungen, die zum Teil auf die direkte Fürsprache von Nazi-Größen wie Joseph Goebbels zurückgingen.
Johann Janssen: “Agnes Miegel wirkt nach wie vor und ist brandgefährlich.” Martin Wein fasste zusammen, warum man sich in Wilhelmshaven so schwer mit der Umbenennung tut: “Der Umgang der Stadt mit Geschichte ist schwierig, weil die Stadt auch eine schwierige Geschichte hat.”
Die Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Frau Marianne Kopp, war dann auch nicht in der Lage, der Kritik an der Namensgebung etwas entgegenzusetzen: “Agnes Miegel hat einen guten Namen, dazu stehe ich”, das war dann noch beinahe der aussagekräftigste Beitrag der Germanistin. Auf die Frage des Moderators, ob Agnes Miegel auch heute noch als Vorbild taugt, sagte Frau Kopp: “Das kann ich nur unbedingt unterstützen, denn in ihrem Werk ist sie immer eine Verfechterin von Menschlichkeit und Toleranz. Ich halte es für völlig verfehlt, Agnes Miegel auf eine knappe Handvoll Gedichte festzunageln, die sie in einer Epoche schrieb.”
Einige Werke Miegels, die vom Nationalsozialismus beeinflusst sind: Hymne an Ostpreußen, Heilige Heimat, Sonnenwendreigen, An Deutschlands Jugend, Viktoria, An den Führer, Memelland, Dem Führer!, Dem Schirmer des Volkes, An die Reichsfrauenführerin Scholtz-Klink.
Doch machen Sie sich selbst ein Bild von den Qualitäten Agnes Miegels:

 

An Deutschlands Jugend
Herbst 1939 (Auszüge)

Jugend Deutschlands!

Singend voran den Völkern zogst Du in Deinen Tag, den Tag der Zukunft!
herrlicher Frühling, uns aus Trümmern erblühter, Du, in denen wir lieben, die für Euch starben,-
(…)
Aber das Schicksal, unseres Volkes Lose von Anbeginn zeichnend mit der Rune des Kampfs, warf wieder die Stäbe in dem ehernen Streithelm, – da dröhnten die Straßen wieder vom Marschtritt der Heere, vom Rollen der Panzer, dröhnte der Himmel über den Erntefeldern wieder von dem Hornissengesang der Geschwader.
Unter dem Sprühn der Herbstgestirne liegen, unter der flammenden Fackel des roten Kriegssterns, bang und stumm, verhüllte Mutter, die Städte.
Von dem zerstampften Lande, jenseits der Grenze dringt wie Seufzen das Grollen ferner Geschütze – Tubaton, die Namen der Festen rufend, uns ins Herz gebrannt unauslöschlich, nun wieder über die Welt hinhallend wie damals!
(…)
Aber dies: wir stehen, wir Deutsche, Volk das zu Volk fand, folgend dem Ruf des Führers, stehen wir zum erstenmal, nicht Gatten und Brüder nur allein, wir stehen, Frauen und Kinder, alle im Kampf und stehen gefassten Herzens, auf uns zu nehmen wie sie die Schrecken des Krieges: Feuer und Nacht und Not und grausames Sterben, wie es das Schicksal bestimmt.
Doch es liebte noch immer die Tapferen.
Und wir sehen Dich, Jugend, uns herrlich vorangehn! Wagend den frühen Kampf, – die einen im Felde, Knaben, gefallener Brüder Antlitz tragend, junge Saat, gestreut in die Furchen der Erde, die das Blut ihrer Väter getrunken und ewig Ruhm unsres Namens trägt, –
(…)
Hinter dem furchtbaren Mäher Krieg, bei dem sausenden Sang seiner Sense schreitest Du, Jugend Deutschlands, zu sammeln und bergen in des harten Alltags nie ruhendem Dienste, was die Mutter gab, die uns alle geboren. (…)

Aus “Ostland” 1939

Kann eine Schriftstellerin, die eine solche Sprache spricht, die solche Sätze zu Papier bringt, kann eine solche Schriftstellerin Namensgeberin einer Schule sein?

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