Zukunftssorgen behoben
Wir haben noch einmal bei der „Tafel“ nachgeschaut
(noa) Als wir Ende Oktober mit Henry Pries sprachen, um Informationen für unseren Artikel zum fünfjährigen Bestehen der „Wilhelmshavener Tafel“ zu bekommen, spekulierten wir mit ihm ein bisschen rum, ob es wohl zum Jahresbeginn mit dem Inkrafttreten von Hartz IV dort einen riesigen Ansturm geben würde und wie es überhaupt mit der Tafel weitergehen würde.
„Was künftig aus den GAQ-Stellen wird, steht im Moment noch in den Sternen“, hatten wir in der Ausgabe 203 geschrieben, und: „Die Arbeits-Agentur ist schon an die ‚Tafel’ herangetreten mit der Frage, ob man 1-Euro-Jobs anbieten wolle. Dazu will die ‚Tafel’ sich erst mal schlau machen, so dass wir darüber hier noch nichts berichten können.“
Hartz IV ist nun seit zwei Monaten in Kraft, und wir haben kurz nachgefragt.
„Ein wenig mehr Kunden, ja – aber kein Ansturm“, antwortete Herr Pries auf die erste Frage. Insgesamt hat die „Tafel“ weit über 300, schon fast 400 Berechtigungsausweise für den Bezug zusätzlicher Lebensmittel ausgegebenen; ca. 100 bis 110 Menschen kamen bis Ende vorigen Jahres an den einzelnen Ausgabetagen, um sich mit etwas zum Essen zu versorgen. Seit 1. Januar nimmt diese Zahl langsam zu. Derzeit sind es 120 bis 130 Personen pro Ausgabetag. Die „natürliche Fluktuation“ eingerechnet, meint Herr Pries, dass das neue Gesetz bislang zu einem Plus an AbnehmerInnen von etwa 10 % geführt hat.
Es werden wohl im Lauf des Quartals noch einige mehr werden – durch die Zahlung der letzten Arbeitslosenhilfe Ende Dezember und die Zahlung des ersten Alg II Anfang Januar sind die meisten Betroffenen zunächst mal noch gar nicht in voller Härte betroffen.
Die GAQ-Stellen, die es im letzten Jahr noch gegeben hatte, sind weg. Der zusätzliche Arbeitsanfall lässt sich trotzdem bewältigen, u.a. auch, weil die „Tafel“ tatsächlich „1 Euro-Jobs“ eingerichtet hat. Die Gänsefüßchen stehen hier, weil die fünf Personen, die diese Zuverdienstmöglichkeit bekommen haben, tatsächlich 1,50 Euro pro Stunde bekommen.
Drei Fahrer mit je 30 Wochenstunden kann die „Tafel“ jetzt beschäftigen. Einer von ihnen konnte sogar schon kurz vor Weihnachten anfangen. Der Fahrdienst war bis dann überwiegend von ehrenamtlichen Mitarbeitern verrichtet worden, und dadurch hatte es im Lauf jeder Woche für die Märkte, die der „Tafel“ Lebensmittel überlassen, einen täglichen Wechsel von Fahrern gegeben. In Gesprächen Ende des vorigen Jahren hatten Marktleiter sich erfreut darüber gezeigt, dass es da ab Januar mehr Regelmäßigkeit geben würde. Vor allem hatten einige Marktleiter auch darum gebeten, alles mitzunehmen, was sie für die „Tafel“ bereitstellen.
Früher hatten die Fahrer vor Ort schon aussortiert und die Lebensmittel, die sie als nicht mehr brauchbar einschätzten, zurückgelassen. Für die Lebensmittelgeschäfte bedeutete das eine Mehrarbeit, die sie eigentlich durch ihre Zusammenarbeit mit der „Tafel“ loszuwerden gehofft hatten, mussten sie doch für die Entsorgung selber sorgen. Jetzt kann die „Tafel“ alles einpacken und mitnehmen, denn zwei weitere 1,50 Euro-Kräfte sind bei der Ausgabestelle im Textilhof vorhanden. Eingestellt für Reinigung und Ausgabe, können sie oder ihre ehrenamtlichen KollegInnen in Ruhe sortieren und einräumen. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Fahrer jetzt schon ab 9 Uhr morgens Waren zum Textilhof bringen, die möglichst nicht bis 11 oder 12 Uhr warten sollen, bis jemand sie kühl stellt.
Das Kriterium der Zusätzlichkeit, das bei der Einrichtung von „Beschäftigungsmöglichkeiten“, wie die 1 Euro- oder 1,50 Euro-Jobs im Gesetz heißen, ist also erfüllt. Auch dadurch, dass die Räumlichkeiten in der Ulmenstraße erweitert wurden und dadurch mehr Reinigungsarbeiten anfallen. Bei der „Tafel“ wird niemandem eine Arbeit weggenommen durch die Alg II-Empfänger, die jetzt hier etwas dazuverdienen können.
Für ein Jahr haben diese fünf Personen ihren kleinen Zuverdienst jetzt sicher. Herr Pries berichtet uns erfreut, dass die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Kräften, die z.T. schon seit vielen Jahren einen Teil ihrer Freizeit für diese gemeinnützige Tätigkeit hergeben, gut klappt und harmonisch verläuft. Erfreulicherweise konnten Menschen eingestellt werden, die als „Kunden“ der „Tafel“ schon bekannt waren.
ist die „Wilhelmshavener Tafel“ jetzt präsent. Am 17. Februar war die erste Ausgabe, tatkräftige unterstützt vom Bürgermeister, dem Sozialamtsleiter und einem Pastor. Auf Anhieb kamen an diesem ersten Tag 40 Personen und holten sich Lebensmittel ab, und die ehrenamtlichen Helfer dort sind ausnahmslos auch in Sande wohnhaft.
Varel war bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte der „Bundestafel“. Zwar hat die „Wilhelmshavener Tafel“ aus Vareler Geschäften Ware bekommen, aber es gibt keine Ausgabestelle dort. Das Diakonische Werk wird – voraussichtlich im April – in eigenen Räumen und mit eigenem Personal eine „Vareler Tafel“ eröffnen und dann bezogen auf die abgebenden Märkte die „Wilhelmshavener Tafel“ beerben.
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