Soziale Stadt
Okt 312001
 

Es kann losgehen

Der Umbau der Südstadt zu einer sozialen Stadt kann beginnen

(hk) Die Gelder für das Förderprogramm Soziale Stadt liegen abrufbereit bei der Landesregierung. Das teilte uns der Leiter des Stadtplanungsamtes, Michael Witt, in einem Gespräch mit. Und in den Schubladen des Amtes liegen auch schon die Pläne für die Durchführung der ersten Maßnahmen. Als erstes Projekt soll wohl die Umgestaltung des Banter Markts zu einem Stadtteilzentrum in Angriff genommen werden.

Der Banter Markt erfuhr ja in den letzten Monaten u.a. durch die Aktivitäten des Mütterzentrums (siehe dazu auch den Artikel „Multi-Kulti im Stadtteil Bant“ in dieser Ausgabe) und der Beseitigung der Papier- und Glascontainer bereits eine Aufwertung. Doch wie der Platz endgültig aussehen wird, konnte uns der Leiter des Stadtplanungsamtes, Herr Michael Witt, noch nicht sagen: Wir wissen noch gar nicht, in welche Richtung die Nutzung des Platzes sich entwickeln wird. Es geht nicht nur darum, ihn schön zu machen, es geht auch darum, ihn mit Leben zu füllen. Er soll schließlich das Zentrum des Stadtteils werden. Dazu gehört auch die Initiative der Anwohner, der ansässigen Geschäfte und Lokale. Da geht es z.B. um Dinge wie Wasser und Strom, damit solche Veranstaltungen wie das Fest des Mütterzentrums auch anständig organisiert werden können. Auch die baulichen Veränderungen hängen letztendlich von den Anwohnern und vom Stadtteilbeirat ab. Herr Winde, ebenfalls Mitarbeiter im Stadtplanungsamt, erläuterte, was jetzt erst einmal passieren muss, damit da etwas passiert. Wir werden mit Planungsbüros sprechen, Angebote einholen – dann den Plan im Stadtteilbeirat vorstellen, eine Anliegerversammlung machen und ihn in den zuständigen Gremien vorstellen. Ob ein Brunnen den doch recht unschönen Handwerkerbaum ersetzen wird, ob eine Teilbegrünung durchgeführt wird – all das ist letztendlich Sache der Bewohner des Stadtteils. Die Stadtplanung kann nur dafür sorgen, dass die Voraussetzungen geschaffen werden, den Platz als Zentrum des Stadtteils zu nutzen – ihn mit Leben füllen können nur die Anwohner, die Geschäftsleute.
Amtsleiter Michael Witt sieht viele Möglichkeiten zur Nutzung des Platzes – vom Wochenmarkt über die Freizeitnutzung des Platzes für Jugendliche (Skateboard o.ä.) bis zur gastronomischen Nutzung ist alles möglich – es muss nur von den Anwohnern gewollt sein und benötigt werden. Wir können und wollen da ja nichts erzwingen, so Michael Witt zum Gegenwind.
Ein weiterer Bereich wo die Planer zusammen mit der Wilhelmshavener Spar- und Baugesellschaft (WSB) in den Startlöchern stehen, ist der Bereich im Karree zwischen Luisen-, Admiral-Klatt-, Seediek- und Weserstraße. Dieser Bereich bietet sich für eine Umgestaltung förmlich an. Durch die Zusammenarbeit mit der WSB kann es hier, so Herr Winde, zu einer Verbesserung des Wohnumfeldes kommen. Die Innenhöfe werden von der WSB und der Straßenbereich von der Stadt ‚aus einem Guss‘ neu gestaltet.
Wie die Neugestaltung der Straßen vonstatten gehen wird, hängt auch von der Nutzung des Bereichs ab, ob also der Schwerpunkt die gewerbliche Nutzung oder reines Wohnen ist. Da, wo beispielsweise ein Kopfsteinpflaster die Erschließung der gewerblichen Betriebe behindert, werden wir uns sicherlich etwas anderes einfallen lassen müssen als in den Bereichen, wo wie z.B. in der Admiral-Klatt-Straße reine Wohnbebauung ist und die Straße auch entsprechend gestaltet werden kann, erläuterte Herr Winde die grobe Marschrichtung. Erwähnenswert auch, dass jede Straßenplanung mit den Anwohnern abgestimmt wird.
Einen weiteren Schwerpunkt sehen die städtischen Planer durch den Bau des Ärztehauses beim Willehad-Hospital, übrigens eine rein private Investition ohne Förderung aus den Töpfen der Sozialen Stadt, wie Michael Witt ausdrücklich betonte. Man verspricht sich durch diese Baumaßnahme einen Effekt auf die Eigentümer der angrenzenden Gebäude.
Das Förderprogramm kann nicht leisten, dass alle Wohnungen im Sanierungsgebiet modernisiert werden. Dafür würde auch das Geld nicht reichen. Es sollen einzelne Objekte wie Leuchttürme (Winde) auf den Stadtteil ausstrahlen und die Eigeninitiative der Eigentümer fördern. Der Stadtteil soll ein Stadtteil für die Menschen bleiben, die jetzt darin wohnen, und arbeiten und die Modernisierungen müssen so erfolgen, dass nach wie vor akzeptable Mietkonditionen den Stadtteil prägen. Wir wollen ja gerade für Familien mit Kindern erreichen, dass diese dort wohnen bleiben können, beschrieb Herr Winde das Konzept.
Auch Privatleute können das Förderprogramm nutzen. Sie müssen ihr Modernisierungskonzept vorstellen und können dann mit bis zu 30% Förderung rechnen. Ausdrücklich wies Herr Winde darauf hin, dass nur wirkliche Modernisierung und Wertverbesserung gefördert wird. Die Förderung unterlassener Instandhaltung würde ja die Bürger bestrafen, die ihr Haus oder Grundstück immer in Schuss gehalten haben, und diejenigen, die ihr Eigentum haben verkommen lassen, belohnen, ging Herr Winde auf einen oft vorgebrachten Einwand ein.

Quartiersmanager und Stadtteilbeirat

Damit die Planung koordiniert und zielorientiert durchgeführt werden kann, sind aber noch einige Voraussetzungen zu schaffen: Ein Quartiersmanager muss eingestellt werden, und man geht davon aus, dass die Stelle Anfang des nächsten Jahres besetzt sein wird. Die Anforderungen an diesen Job umschrieb der Leiter des Planungsamtes mit dem Begriff eierlegende Wollmilchsau. Er oder sie muss in allen Bereichen fit sein – Finanzen, Verwaltung, soziale Kompetenz, organisatorisches Geschick, Koordination der unterschiedlichen Interessengruppen usw. usf.
Neben dem Manager muss natürlich auch der Stadtteilbeirat als wichtigstes beschluss-fassendes Gremium die Arbeit aufnehmen. Dieses Gremium setzt sich aus 30 bis 35 Mitgliedern aus Politik, Kultur, Arbeitgeber- und ArbeitnehmervertreterInnen, Kirchen, öffentlichen Institutionen, kurz einem Spiegelbild der Stadtteilstruktur, zusammen. Die Quartiersmanagerin fungiert dann praktisch als Geschäftsführerin des Beirates.
Das Förderprogramm ist auf einen Zeitraum von 5 Jahren begrenzt, man geht jedoch von einer Verlängerung um mindestens noch mal 5 Jahren aus.
Neben den Fördermitteln aus dem Förderprogramm “Soziale Stadt“ werden weitere Millionen z.B. aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) in das Fördergebiet fließen. Die Gelder aus dem ESF werden zum Beispiel benötigt, um soziale Maßnahmen (Beschäftigungsprojekte, Integrationsmaßnahmen usw.) realisieren zu können, ohne die ja das Konzept nichts wert wäre.
Des Weiteren muss ein Konzept erarbeitet werden, in dem die Maßnahmen, die angegangen werden sollen, dargestellt sind. Wir wollen ein gemeinsames Konzept “Gemeinwesenarbeit im Stadtteil“ entwickeln – mit allen! Wir wollen ein städtebauliches Quartiersentwicklungskonzept entwickeln, in dem die Leitlinien für die städtebauliche Planung dargelegt werden (Gestaltung, Verkehrskonzepte, zukünftige Nutzung…); die zweite Seite wird ein sozialer Quartiersentwicklungsplan sein. Wir wollen, dass die Menschen aus dem Stadtteil auch im Stadtteil dauerhaft Arbeit finden und nicht nach erfolgter Qualifikation nach Süddeutschland abwandern müssen, skizzierte Herr Winde die Ausrichtung des Konzeptes.
Mit einem optimistischen Wir wollen starten! beendete Herr Witt unser Gespräch, für das wir uns bedanken.

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