Leserbriefe
Okt 312001
 

Leserbriefe:

Zum Leserbrief von Hartmut Tammen-Henke im Gegenwind Nr. 173
Richtig verstanden haben wir den Leserbrief nicht. Als Gewerkschaftler muss Herr Tammen-Henke wohl einiges falsch verstehen wollen!
Seitens der JadeWeserPort-Befürworter gibt es tatsächlich nur Gerüchte über die Zahl der Arbeitsplätze, welche immer wieder, ohne jeglichen Nachweis, gezielt gestreut werden. Informationen über den tatsächlichen Arbeitskräftebedarf gibt es unter den Ja-Sagern nicht. Immer wieder bieten die WALLI und die BI an, öffentlich ihre Zahlen vorzulegen und zu belegen. Die fehlende Bereitschaft der „Befürworter“ zu dieser Information begründet sich in ihrem „Wissen“, dass auch der letzte Befürworter in Anbetracht der Realitäten zum Gegner oder zumindest zum unangenehmen „Nachfrager“ werden würde.
Dass viele Bürger dieser Stadt lieber an die hohen Arbeitsplatz-Zahlen glauben wollen, ist verständlich. Bei der Zukunftsperspektive, weiterhin für 12,46 DM in Roffhausen arbeiten zu müssen, glaubt man lieber an den Hafen. Wir verstehen, dass es diese Hoffnungen gibt, denn auch wir lesen die WZ, die sie fast täglich schürt.
Wir sagen nicht, dass die Bevölkerung dumm ist, das ist eine Unterstellung von Herrn Tammen-Henke. Aber wir wundern uns über die Gewerkschaftsspitze, die so einseitig Partei ergreift, wo uns doch viele Mitglieder verstanden haben und sich auch entsprechend äußern, nur nicht in einer Gewerkschaftsversammlung.
Sicherlich haben sich die Gewerkschaften nicht auf eine Arbeitsplatzzahl festgelegt. Festlegen ist auch nicht gerade ihre Stärke. Sie schüren jedoch immer wieder die Hoffnung. So auch in dem Leserbrief: Zitat „ Für uns entscheidend ist der gemeinsame Arbeitsplatzeffekt dieses Vorhabens, und dazu gehörten bei seriöser Betrachtung natürlich auch die Vorlauf- und Bauphase sowie die Auswirkungen in all den regionalen Bereichen, die mit dem eigentlichen Betrieb des Hafens relativ wenig zu tun haben. Unsere Betriebs- und Personalräte haben uns versichert, dass dieser vor- und nachgelagerte Effekt um ein Vielfaches höher liegt als der eigentliche Hafenbetrieb.“
Was liest der heute Arbeitslose daraus? Es kommen sehr viele Arbeitsplätze. Leider verfolgt Herr Tammen-Henke auch hier nur das Ziel, Arbeitsplätze zu prophezeien. Legen Sie doch einfach ihre nachprüfbaren Zahlen auf den Tisch. Fragen sie doch einmal bei der Eurogate nach, wie viele Mitarbeiter neu!!! eingestellt werden. Bisher baut die Eurogate ständig Mitarbeiter ab. Seit dem Bau des CT III wurden statt der „Chance“ für 800 neue Mitarbeiter mindestens 400 der vorher vorhandenen abgebaut.
Herr Janssen hat nicht gesagt, dass 4000 – 12000 Arbeitsplätze entstehen können. Sie könnten entstehen, wenn…….!!! Wenn der CT V ein selbständiger Hafen würde, mit eigenen Personalstrukturen, Versicherungen und Logistik. Dem ist aber nicht so. Die Logistik wird von Bremen übernommen. Zusätzlich wurde Brake ein neues Logistikzentrum von Frau Knorre zum Wahlgeschenk gemacht.
Dass auch die Arbeitsplätze im nachgelagerten Bereich nicht kommen, und das steht fest, sehen wir, die wir nicht glauben müssen, in den bestehenden Container-Häfen (Hamburg, Bremerhaven, Giaio Tauro usw.). Bestätigt wird dieses Wissen in vielen Studien. Die Glaubenszahlen jedoch werden nirgendwo nachgewiesen.
„Wenn es diese Chancen gibt, ist es unsere Aufgabe, dafür zu arbeiten, dass sie auch realisiert werden können“, schreibt Herr Tammen-Henke.
Hartmut, Hartmut, überschätzt du damit die Gewerkschaft nicht etwas? Sitzt du noch im richtigen Boot?
Nun sind die wenigen Arbeitsplätze lediglich EIN Argument gegen den Hafen. Die vielen anderen sollen in der Hafenbau-Salami solange versteckt werden, bis es kein Zurück mehr gibt.
Zum Glück haben die Planungen für diesen Hafen noch nicht richtig begonnen. Schon die einfachsten Fragen, welche schon von der WHV nicht beantwortet werden konnten, werden von der JadeWeserPort Projekt Entwicklungsgesellschaft auch nicht beantwortet.
All diejenigen, die sich für den Hafen ausgesprochen haben, sind gut beraten, ihre einseitige Informationspolitik aufzugeben.
Einen milliardenschweren Hafen zu bauen, nur um die Baggerkosten der Raffinerie zu senken, den Umsatz einer Schiffsausrüstungsfirma zu steigern oder den Umzug einer Chemiefirma kostengünstiger zu gestalten, kann wohl nicht im Sinne der Steuerzahler und Gewerkschaften sein.

J. Janssen und J. Tjaden im Namen der WALLI 

 

Zum Leserbrief von Hartmut Tammen-Henke im Gegenwind. Nr. 173
Lieber Gegenwind,
natürlich haben wir von der Walli, das sieht Herr Tammen-Henke schon richtig, die Wahrheit nicht für uns gepachtet; vielleicht sind wir nur etwas näher dran.
Nun sind wir, wenn auch nur mit einem Kandidaten, in den Rat der Stadt gewählt worden. Klar, ein neues Volk können wir uns nicht aussuchen, werden aber mit denen, die uns gewählt haben, versuchen, bestmöglich und nach Kräften Einfluss zu nehmen. Diejenigen, die uns nicht wählten, haben andere „Vertreter“ ihrer Interessen(?) gewollt und bekommen.
Nun – zur Sache.
An dem, wie uns scheint, schon fast zur Religion erhobenen Glauben, ungehemmtes Wachstum löse unser vordringlichstes Problem, die Arbeitslosigkeit, können wir uns nicht mehr beteiligen.
Insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten zeigte sich, dass ungehemmtes Wachstum lediglich die Reichen reicher und die Armen ärmer und zahlreicher machte, die Natur weiter zerstörte, wobei die Arbeitslosigkeit stetig zunahm. Nachfolgende Eckdaten können dies nur andeuten: Während die Nettogewinne der Unternehmer von 1980 bis 1995 preisbereinigt um 116 Prozent explodierten, stiegen im selben Zeitraum die realen Nettolöhne um ganze 1,4 Prozent (FR, 15.5.1996). Für „Niedriglohngruppen“ bedeutet dies, dass damit das Lohnniveau von 1968 bereits unterschritten ist. Die bereinigte Bruttolohnquote – der Anteil der Löhne am Volkseinkommen – geht noch weiter dahinter: Sie hat das Niveau der 50er Jahre erreicht (FR, 25.7.98).
Vor diesem Hintergrund sehen wir im Bau des JadeWeserPorts nicht ansatzweise die Chance, die Güter der Erde gerechter zu verteilen, was alleine der Weg sein kann (wenn es uns ernst ist mit Frieden, Freiheit, Gleichheit und auch Sicherheit in der Welt), den wir morgen und erst recht übermorgen global gehen müssen – infinite justice -!

Karl-Josef Dellwo, Wilhelmshavener Alternative Liste

 

Betreff: Gegenwind 173 – Artikel: „Fetisch Tiefwasserhafen“
Liebe Redaktion,
der geplante JadeWeserPort ist ein vieldiskutiertes Thema, und leider wird dabei nicht immer sachlich argumentiert. Besonders bedauerlich ist es aber, wenn Ihre Zeitung solche „Argumente“ aufgreift und veröffentlicht.
Bedauerlich ist auch, dass Sie scheinbar nicht in der Lage sind, aus den eigenen Fehlern zu lernen.
Denn auf der Seite 2 Ihrer Ausgabe 173 („Prostitution an Wilhelmshavener Schulen“) gestehen Sie sich ein, eine reißerische Überschrift gewählt zu haben, verwenden aber in der selben Ausgabe die Überschrift „Fetisch …“, die sicher auf gleichem (unterem) Niveau anzusiedeln ist.
Dies mag von Ihnen bewusst so gewählt worden sein, da ich Ihre Zeitung schon immer als „provozierend“, um es einmal vorsichtig auszudrücken, kennen gelernt habe.
Was Sie aber in dem Artikel „Fetisch Tiefwasserhafen“ zu Papier bringen, ist eine derartige Engstirnigkeit, dass mir sofort der Begriff von Seite 2 einfällt: mieser Journalismus!
Sie scheinen keine einzige Potenzial- und Machbarkeitsstudie gelesen zu haben, um die ganze Diskussion nur am Tiefgang von Schiffen aufhängen zu wollen. Es geht doch nicht nur um die Fähigkeiten eines Tiefwasserhafens, sondern um Zukunft einer ganzen Region. Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen im globalen Vergleich. Und letztlich darum, den Standort Deutschland attraktiver zu machen. Dafür braucht man Weitsicht und nicht nur die Proteste von (wenigen) möglichen Benachteiligten.
Wie der Stand der Diskussionen z. Zt. zeigt, geht es auch nicht mehr darum, ob der JadeWeserPort kommt oder nicht, sondern nur noch, wie er am besten umgesetzt werden kann.
Lassen wir uns nicht beirren von einigen Pessimisten.
Dies ist eine einmalige Chance, unsere Region – unsere Heimat – zu neuem Glanz zu verhelfen.
Packen wir es an !!!

Mit freundlichen Grüßen Thomas Jüttner, Arngaster Str. 13, 26419 Schortens

Anmerkung der Redaktion: So ganz können wir Herrn Jüttners Ausführungen nicht folgen, da wir nicht wissen, was er unter „Fetisch“ versteht. Laut Duden ist ein Fetisch ein „(heiliger) Gegenstand, dem magische Kräfte zugeschrieben werden, subjektiv besondere Bedeutung beigemessen wird.“

 

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top