An unsere Freunde!
In Friedensbewegung, Gewerkschaften, SPD, den Grünen und anderswo
Der GEGENWIND ist nach dem Selbstverständnis der Redaktion eine Zeitung, die den erwähnten Organisationen nahesteht: Große Nähe soll ja zuweilen blind machen. Gustav Heinemann, als erster Repräsentant der Bundesrepublik von der Gefahr zu großer Nähe zu diesem Staat bedroht, hat deshalb, sicher nicht zuletzt zur eigenen Ermahnung, formuliert, er liebe nicht den Staat, sondern seine Frau.
Dieser Satz des verstorbenen sozialdemokratischen Bundespräsidenten hat auch für das Verhältnis der GEGENWIND-Redaktion zu Organisationen Gültigkeit. Wir lieben sie nicht. Sie sind für uns nichts als leider notwendige Handwerkszeuge zu politischer Veränderung. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Wie alle Handwerkszeuge nutzen sie sich bei Gebrauch ab oder setzen Krusten an. Sie bedürfen ständiger Politur. Hier sieht der GEGENWIND seine Aufgabe. Er ist nicht das Blatt, wo „verdienten“ Funktionären die im Dienst der Organisationen fahl gewordene Wange getätschelt wird. Diesen Service überlassen wir gern der WZ. Wer wie die Redaktion politische Veränderungen wünscht, muß ständig kritisieren. Auch politische Freunde bewegen sich selten ohne öffentlichen Druck. Der GEGENWIND ist also geradezu zwanghaft ein Nestbeschmutzer. Nichts ist ihm heilig. Kein „Schulterschluß“ stopft ihm das Maul oder verklebt seine Augen.
Damit ist nichts gegen „Schulterschluß“ und Solidarität gesagt. Für politische Aktionen ist Solidarität zwingend erforderlich. In einer Zeitung aber führt „Schulterschluß“ zur Schere im Kopf oder zu Langeweile. Nicht durch Zufall verfügt keine deutsche Partei über eine lesenswerte Parteizeitung (einmal abgesehen von dem Witzblatt der CSU): Schreiben ist nicht politisches Handeln. Es kann Handeln nicht ersetzen, aber es möglicherweise vor- und nachbereiten. Allerdings nur unter der Voraussetzung, daß die Schreiber auf faule Kompromisse zugunsten ihrer „Freunde“ verzichten.
Und, liebe Freunde, seht es doch einmal so: ihr seid die Karawane, die ruhig weiterzieht, während die Kläffer vom GEGENWIND sich die Kehle wund heulen. Ihr seid die Macher von Geschichte, wir schreiben nur Geschichten. Also: Kein Grund zur Aufregung! (rs)
Eure GEGENWIND-Redaktion
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