Salamitaktik
Azubi im Bäckerhandwerk: Kleine Brötchen, benachteiligt und erpresst
Was wünscht sich ein junger Mensch, der ein Handwerk, in diesem Fall das Bäckerhandwerk, erlernen möchte? Eindeutig: Er hat das Bedürfnis, menschlich sozial und gesetzlich behandelt zu werden und er wünscht sich ein kollegiales Verhältnis zu den Arbeitskollegen.
Doch Fred J. Azubi bei einem stadtbekannten Bäcker erging es folgendermaßen: Verstöße gegen tarifliche Bestimmungen (Überstunden, 5-Tage-Woche) waren die Regel. Bei Krankheit gab’s permanent Vorwürfe wegen angeblichen Simulierens bis hin zur Androhung von Körperverletzung, Kündigung und Erpressung. U.a. Wurde Fred J. am 8.2.1987, als ein Geselle des Betriebes erkrankte, per Telefon aufgefordert, an seinem freien Tag (9.2.) arbeiten zu müssen. Für die entstandene Mehrarbeit wurde er nicht entschädigt. Die Regelung für gesetzliche Feiertage wurde dadurch verletzt, daß der freie Tag auf diesen verlegt wurde.
Am 8.6 1985 und 27.6.1987 wurde ihm mit Kündigung gedroht, weil er sich strikt weigerte, ständig Überstunden zu leisten. Anfang Juni diesen Jahres kam dann der absolute Höhepunkt: Anläßlich der Abgabe einer Krankmeldung, die Fred J. bis Mittwoch. 10.6. für arbeitsunfähig erklärte, prasselte ein Hagelschauer schwerer Vorwürfe des Geschäftsleiters auf ihn nieder. Fred J. würde sich lediglich der bevorstehenden theoretischen Prüfung am 11.6. wegen krankschreiben lassen, damit er mehr Zeit zum Üben hätte. Außerdem wäre er reinweg faul und wolle den Chef verarschen. Wenn er nächste Woche nicht zur Arbeit käme, würde eine Anzeige bei der Polizei eingehen. Inhalt der Anzeige: Dass er etwas im Betrieb gestohlen hätte, ein Zeuge für die „Tat“ fände sich schon.
Im übrigen sollte er das ja nicht weitererzählen. Er (der Geschäftsleiter) könne jederzeit für einen 3-monatigen Krankenhausaufenthalt für ihn sorgen. Er bräuchte sich noch nicht einmal selber die Finger schmutzig zu machen, seine Kumpels würden die Sache schon erledigen (der Geschäftsleiter genoß bei der Bundeswehr eine Einzelkämpferausbildung). Bei der hiesigen Polizei riet man dem Auszubildenden nur, daß er alles auf sich zukommen lassen solle. Ein Glück. daß Fred J. am 25.8. nach bestandener Prüfung endlich vom Be c k e r-Terror erlöst wurde.
Mike u. Britta Petrick, Fred Janßen
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