Volle Breitseite gegen bürgerschaftliches Engagement
(iz) Seit stolzen 34 Jahren besteht die Ruscherei in Altengroden als erstes Wilhelmshavener Stadtteilhaus. Lange bevor es kommunale oder staatliche Förderprogramme für solche Einrichtungen gab, engagierten sich Altengrodener BürgerInnen, um die historische Hofstelle zu erhalten und mit Leben zu erfüllen. Seit 18 Jahren schaffen sie das sogar ohne städtische Zuschüsse. Doch jetzt könnte eine Pachtforderung der Ruscherei den Todesstoß versetzen.
Die Ruscherei hat eine bewegte Geschichte, doch bisher konnten die Träger alle Probleme meistern. Bereits ein Jahr nach dem Start gab es gravierende Probleme und Verwerfungen („Ruscherei in der Krise“, GEGENWIND vom Juli 1982). Die Krise wurde gemeistert. 1997 wurde es dann aber richtig ernst: Die städtischen Zuschüsse von anfangs 90.000 DM jährlich waren zwischenzeitlich um die Hälfte gekürzt worden – und wurden nun gänzlich gestrichen („Aus für die Ruscherei“, Gegenwind vom Juli 1997). Ein Förderverein schaffte es jedoch, den Fortbestand aus eigenen Kräften zu finanzieren.
Sieben Jahre später gab ein Missverständnis Anlass, über die erfolgreiche Arbeit des Fördervereins und aller Unterstützer zu berichten („Im Aufwind“, GEGENWIND vom August 2004). Seitdem ist die Ruscherei nicht mehr aus Altengroden und ganz Wilhelmshaven wegzudenken. Zahlreiche Vereine treffen sich dort regelmäßig, das Stadtteilzentrum ist ein Hort der Soziokultur, bietet Raum für bestimmte nichtkommerzielle Veranstaltungen, für die es kaum noch Alternativen gibt, seit das Pumpwerk umgebaut und strukturell neu ausgerichtet wurde. Die Kinder aus der benachbarten Schule und der Umgebung finden dort einen außerschulischen Lernort für Natur, Handwerk und Technik.
Nach dem Tod von Gustav Conrads, über viele Jahre das Herz der Ruscherei, kümmert sich Erich Sonntag, der jetzige 2. Vorsitzende des Fördervereins, um Tiere und Pflanzen und junge Menschen. Da er als Ausbilder befähigt ist, können nun auch wieder Praktikanten sowie Jugendliche im Sozialdienst in der Ruscherei eingesetzt werden. Allein 40.000 Euro Personalkosten muss der Verein jährlich wuppen, da geht es nicht ohne ehrenamtliche Verstärkung.
Doch vor ein paar Wochen kam der große Hammer: Ab sofort will die Stadt vom Verein eine monatliche Pacht von über 2000 Euro! Das berichtete Erich Sonntag jetzt am Rande einer Vortragsveranstaltung in der Ruscherei zum Thema „Alte Gebäude und Orte Wilhelmshavens“. Die Stadt arbeitet anscheinend weiter daran, sich solcher historischer Schätze zu entledigen. Gerade erst bekam der Verein zum Erhalt der Südzentrale einen Tritt ins Gesicht, jetzt trifft es den Förderverein der Ruscherei. Ohne öffentliche Fördermittel müssen sie alle Kosten selbst erwirtschaften – und nun sollen sie auch noch draufzahlen dafür, dass sie ehrenamtlich soziokulturelle Arbeit leisten? Sollen sie sich das Geld aus den Rippen schneiden?
Wenn jetzt nicht ein Aufschrei durch die Stadt geht, ist die Ruscherei als Stadtteilzentrum so gut wie tot.
Faltblatt Ruscherei – Garten für Jeden
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