Eine neue Dienstleistung
Psychiatrische Krankenpflege jetzt auch in Wilhelmshaven
(noa) In unserer Reihe über Initiativen „von unten“ stellen wir diesmal einen Verein vor, der hofft, seine Tätigkeit in Wilhelmshaven noch auszudehnen. Es ist die Rede von „Freie Soziale Dienste Friesland e.V.“, speziell von seiner Psychosozialen Abteilung.Etwas Eigenes auf die Beine stellen und miteinander anders arbeiten, das war vor nunmehr zwölf Jahren das Ziel von Heike Bartsch, Beate Pieken und Walter Langer. Verwirklicht haben die drei diesen Wunsch mit der Gründung des Vereins „Freie Soziale Dienste Friesland e.V.“ mit Sitz in Varel. Das Tätigkeitsfeld war die ambulante Krankenpflege, und das wäre für sich genommen nichts Besonderes, widmen sich doch mittlerweile zahlreiche Unternehmen dieser Aufgabe. Das Besondere ist die ambulante psychiatrische Krankenpflege (PKP).
Seit 1985 unterstützt der Verein kranke, ältere und behinderte Menschen und ermöglicht es ihnen, in ihrer häuslichen Umgebung zu bleiben. Einer ganzheitlichen Vorstellung von sozialer Arbeit entsprach von Anfang an das Anliegen, über die reine Krankenpflege hinaus eine umfassende psychosoziale Betreuung zu leisten. Es stellte sich schon bald heraus, daß bei vielen Klientinnen und Klienten mit deutlich psychisch gelagerten Erkrankungen eine erweiterte Form psychosozialer Begleitung erforderlich ist.
Das ist z.B. der Fall, wenn jemand unter extremer Unruhe leidet, niedergeschlagen ist und Einschlafschwierigkeiten hat; wenn jemand nach einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik mit den Anforderungen des Alltags nicht zurechtkommt und Angst hat, wieder Stimmen zu hören; wenn jemand nach dem Tod eines Angehörigen in Depression und Schuldgefühle fällt. Menschen mit solchen und ähnlichen Problemen brauchen Hilfe, die die fachärztliche Versorgung ergänzt und unterstützt und im Alltag darüber hinaus geht.
Die Psychosoziale Abteilung von FSD Friesland versucht die Antwort auf diese Notwendigkeit zu geben. Seit einigen Monaten führen die FSD ambulante psychiatrische Krankenpflege auch in Wilhelmshaven durch. Zugrunde liegt dem ein Vertrag mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse über die Einzelleistungen, die zur PKP gehören. Dieser Vertrag ist einmalig in Niedersachsen und hat Modellcharakter.
AOK-Versicherte können diese Dienstleistung bei Bedarf auf Verordnung durch einen Arzt für Neurologie oder Psychiatrie ohne weiteres in Anspruch nehmen. Bei Versicherten anderer Kassen muß die Frage einer Bewilligung im Einzelfall geklärt werden. Auf jeden Fall ist die Voraussetzung einer Kostenübernahme durch die Krankenkasse, daß dadurch ein Klinikaufenthalt verkürzt oder gar vermieden wird und/oder daß dadurch die fachärztliche Behandlung unterstützt wird.
Die Arbeit der FSD trägt dazu bei, die Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit der Betroffenen zu fördern und damit die psychische Krankheit zu heilen oder wenigstens zu bessern. Fachlich qualifizierte MitarbeiterInnen unterstützen die Kranken bei Fragen zur Medikation, halten Kontakt zum Arzt bzw. zur Klinik, helfen dabei, das psychische Gleichgewicht zu wahren. Heilende Gespräche über die Krankheitsgeschichte und die aktuellen Probleme gehören ebenso zum Leistungskatalog wie Beistand in Krisen und, wenn nötig, die Vermittlung weiterer Hilfen.
Ein Klinikaufenthalt ist für einen psychisch Kranken ein tiefer Einschnitt ins Alltagsleben. Die sozialen Beziehungen reißen ab oder sind stark belastet. Außerdem leidet das Selbstwertgefühl. Wenn ein Krankenhausaufenthalt vermieden werden kann und die Kranken zu Hause bleiben und ihre Kontakte weiter pflegen können, fördert das ihr Selbstwertgefühl und ihre Unabhängigkeit, und die Angehörigen werden entlastet. q
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