DGB ADE?
Nov 011997
 

Der DGB-Kreis Wilhelmshaven/Friesland wurde aufgelöst

(hk) Seit Manfred Klöpper den Vorsitz des DGB-Kreises Wilhelmshaven/Friesland übernahm, hat sich gewerkschaftspolitisch in dieser Stadt viel bewegt. Aus dem rosa Gewerkschaftshaus seines parteigebundenen Vorgängers wurde eine rote Burg mit deutlichen grünen Farbklecksen. Am 20.9.97 wurde Manfred Klöpper zum Vorsitzenden des neuen DGB-Kreises Oldenburg/Wilhelmshaven gewählt. Der GEGENWIND sprach mit ihm über die Gründe seines Weggangs.

Gegenwind: Du bist beinahe einstimmig (eine Enthaltung) vom neuen DGB-Kreis Oldenburg/Wilhelmshaven zum Vorsitzenden gewählt worden. Dazu unsere Glückwünsche. Was steckt denn nun hinter der Auflösung des DGB-Kreises Wilhelmshaven/Friesland?
Klöpper: Im DGB zeichnet sich seit geraumer Zeit eine völlige Neuorientierung der Arbeit ab, die auch deutliche Auswirkungen auf die Struktur haben wird. Der DGB wird mit Ablauf des nächsten Jahres völlig anders aussehen. Der einstimmige Zusammenlegungsbeschluß der Kreise Oldenburg und Wilhelmshaven ist eigentlich ein Vorgriff auf die sich abzeichnenden Entwicklungen. Durch die Wahl des Zeitpunktes ist es uns gelungen, eine hohe politische Selbständigkeit und personelle und organisatorische Stärke für das neue DGB-Ortskartell Wilhelmshaven durchzusetzen. Das wäre uns in einem Jahr sicher nicht mehr geglückt.

Das klingt ja sehr vorausschauend. Fakt bleibt aber doch, daß der DGB sich aus der Fläche zurückzieht. Die gewerkschaftspolitische Kompetenz wird dann nicht mehr hier sein.
Das ist zum Teil sicherlich richtig. Der neue DGB-Kreis ist der flächenmäßig größte in der gesamten Republik. Er hat ungefähr 60.000 Mitglieder. Da kann ich von meinem Oldenburger Büro aus nicht mehr die Art von Gewerkschaftsarbeit machen, wie ich sie in Wilhelmshaven mit ca. 20.000 Mitgliedern machen konnte. Aber der DGB bleibt ja in Wilhelmshaven mit all seinen Strukturen – von der Rechtsstelle bis zur Jugendbildung – erhalten, und hier wird ein hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär eingestellt. Das Ortskartell Wilhelmshaven hat, wie gesagt, eine hohe Selbständigkeit, auch gegenüber dem Kreisverband. Da wird schon eine vernünftige Gewerkschaftsarbeit möglich sein.

Wer wird denn der neue Gewerkschaftssekretär?
Die Stelle ist landesweit ausgeschrieben. Ich glaube aber nicht, daß jetzt schon ein Neuer gefunden wird. Das wird wohl erst durch die bundesweite Ausschreibung möglich sein.

Wie wird Deine Arbeit in Oldenburg aussehen?
Ich bleibe ja politisch zuständig für Wilhelmshaven, und die vielen Aktivitäten, die ich hier mit angestoßen habe, wie die Arbeitslosen- und Antifa-Arbeit sind mir auch weiterhin wichtig und ich werde versuchen, mich da auch in Zukunft aktiv zu beteiligen. Meine Arbeit in Oldenburg wird aber auch ganz andere Schwerpunkte haben. In Oldenburg gibt es momentan keine gewerkschaftliche Jugendarbeit – da muß schleunigst etwas unternommen werden. Oldenburg ist Sitz von Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer – das ist für den Bereich der beruflichen Bildung sehr wichtig. In diesem Bereich werde ich mich verstärkt engagieren. Die berufliche Bildung darf nicht ausschließlich an den Interessen der Unternehmen ausgerichtet sein – wir als Gewerkschaften müssen da ein gehöriges Wort mitreden. Berufliche Bildung muß zu einer öffentlichen Aufgabe werden.
Sehr gelegen kommt mir die räumliche Nähe zur Universität, der ich arbeitsmäßig ja auch schon in Wilhelmshaven eng verbunden war. Politisch werde ich sicherlich wieder mit den Grünen verstärkt zusammenarbeiten – das war ja in Wilhelmshaven aus personellen und politischen Gründen nicht möglich.

Wir danken Dir für das Gespräch, wünschen Dir viel Erfolg bei den sicher nicht leichten Aufgaben in Oldenburg und wünschen uns, daß im DGB-Ortskartell Wilhelmshaven ein Sekretär gefunden wird, der sich den gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben in dieser Stadt mit dem gleichen Engagement stellt, wie Du es getan hast. q

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