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Dez 012011
 

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Das Wilhelm-Krökel-Gymnasium, der Fotowettbewerb „Alleen“, die Ausstellung „Justitia ist eine Frau“, der Naturkostladen Jonathan, der MediaMarkt, der verstorbene Künstler Jürgen Wild, Mumia Abu-Jamal, der Kunstrasenplatz und das aktuelle Programm der Landesbühne sind Themen der Nachrichten im Dezember 2011.

Ein guter Name

Das „Neue Gymnasium“ (Arbeitstitel), in dem ab Sommer 2012 das Käthe-Kollwitz-Gymnasium und das Gymnasium am Mühlenweg fusionieren, soll unter Mitwirkung von Schüler-, Lehrer- und Elternschaft einen richtigen Namen erhalten. Das ist gut so und hat jetzt in Jever ein tolles Vorbild gefunden: Die Haupt- und Realschule (zukünftig Oberschule) Jever soll nach der 98-jährigen Friedensaktivistin Elisa Kauffeld aus Sillenstede benannt werden. „Bis ins hohe Alter hat sich sie in der Friedensbewegung engagiert und gegen Kriege und Aufrüstung protestiert und demonstriert. Dabei scheute sie auch nicht davor zurück, für ihre Überzeugungen Gefängnisstrafen zu riskieren. ‚Das hat die Schüler offenbar sehr beeindruckt‘, sagt Schulleiter Wolfgang Niemann-Fuhlbohm. Dazu komme, dass Elisa Kauffeld als einzige der vorgeschlagenen Namenspaten noch persönlich von den Schülern befragt werden konnte. Zudem war sie die einzige Frau auf der Liste. Nach Angaben des Schulleiters war die Namensfindung ein langer und sehr demokratischer Prozess, an dem die Schüler aktiv teilnahmen. Wie berichtet, wurden zunächst 30 Namen von Menschen mit Vorbildcharakter und Verbindungen ins Jeverland genannt, sechs von ihnen kamen in die engere Auswahl – neben Elisa Kauffeld der jeversche Schriftsteller Oswald Andrae (1926 bis 1997) und der letzte überlebende jüdische Einwohner der Stadt, Fritz Levy (1901 bis 1982).“ (NWZ 9.12.2011) Unser Vorschlag für das neue W’havener Gymnasium: Wilhelm-Krökel-Gymnasium. Ein besseres Vorbild als den in Wilhelmshaven (Bant) geborenen und 1944 im KZ Neuengamme ermordeten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus kann es für Schüler/innen unserer Stadt nicht geben. Mich hat es für das Leben geprägt, Schülerin der Käthe-Kollwitz-Schule gewesen zu sein. Die Frage „wer war eigentlich die Namensgeberin meiner Schule“ motivierte schon im Kinder- und Jugendalter zur Auseinandersetzung mit Krieg, Faschismus und Widerstand. Das „WKG“ – Wilhelm-Krökel-Gymnasium – würde die bedeutsame Namenstradition des KKG fortführen. (iz)

Alleen: Fotowettbewerb verlängert

Im Februar gründete sich in Friesland eine Bürgerinitiative zur Rettung der Alleen im Landkreis und umzu (s. GEGENWIND 257 vom März 2011). Zu den Forderungen und Zielen der BI „Rettet unsere Alleen – Alleen sind Heimat“ gehören die Erstellung eines Alleenkatasters und der Schutz der Baumreihen, vor allem vor überzogenen Maßnahmen der Autolobby. Die Unterstützer behalten auch fragwürdige Fällaktionen im Blick. Mit dem Wettbewerb „Mein schönstes Alleenfoto“ fördert die BI das Bewusstsein für diese einzigartigen Landschaftsbestandteile; gleichzeitig entsteht damit eine eindrucksvolle Bestandsdokumentation. Der im Mai gestartete Fotowettbewerb wurde jetzt verlängert bis zum 15. März 2012. „So können (hoffentlich) auch noch mehr eindrucksvolle Winterfotos von heimischen Alleen eingereicht werden“, wünscht sich die BI. Die Teilnahmebedingungen und auch die bisher eingereichten Fotos sind unter www.rettet-unsere-alleen.de einsehbar. (iz)

Es heißt DIE Justiz

Eine spannende Veranstaltungsreihe hat wieder mal unsere städtische Gleichstellungsbeauftragte Ellen Seehausen auf die Beine gestellt, diesmal zusammen mit dem Amtsgericht Wilhelmshaven. „Justitia ist eine Frau“ heißt die Wanderausstellung, die im November im Flur des Amtsgerichtes gezeigt wurde. Meist blicken wir nur auf die letzten 100 Jahre des Erwachens und der erneuten Unterdrückung der Frauenrechte zurück. Anlässlich des 100jährigen Bestehens des Internationalen Frauentages zogen unsere DGB-Frauen unter anderem eine Bilanz, die aus heutiger Sicht schier unglaubliche wie erschütternde Aspekte aufzeigte. So ist es z. B. kaum eine Generation her, dass ein Ehemann den Arbeitsvertrag seiner Frau kündigen durfte, wenn sie ihren Haushaltspflichten nicht nachkam … und es gibt noch lebende Zeitzeuginnen der Naziherrschaft, die die Frauen zu Gebärmaschinen für Soldaten degradierte. „Justitia ist eine Frau“ richtet den Blick auf die rechts- und frauengeschichtliche Entwicklung der letzten 23.000 (!) Jahre. Dr. jur. Barbara Degen, Rechtsanwältin für Frauenrechte, Mitbegründerin des „Feministischen Rechtsinstituts Bonn/Hamburg“ und des „Hauses der Frauengeschichte“ in Bonn, hat die Ausstellung konzipiert und gab zur Eröffnung in Wilhelmshaven einen tiefen Einblick in die Grundlagen und Ergebnisse ihrer Recherchen. Zwangsläufig ist sie dabei auch in die Kunstgeschichte eingetaucht. Zeitgenössische Bilder und Skulpturen sagen mehr als tausend Worte, zumal die Macht des Lesens und Schreibens lange Zeit jenen vorbehalten war, die auch die Macht behalten wollten. Das erstaunliche Ergebnis: Über die weitaus längste Zeit der überlieferten Menschheitsgeschichte wurden Frauen als Quell des Lebens, der Weisheit und eben der Gerechtigkeit verehrt und besaßen einen bedeutenden gesellschaftlichen Stellenwert, der erst zu Beginn der Neuzeit (15./16. Jh. n. Chr.) deutlich einbrach. Während selbst die Inquisition im ausgehenden Mittelalter sich von Hexenverbrennungen distanzierte, wurden diese barbarischen Morde mit den aufkommenden Konfessionskriegen Teil des „offiziellen“ Justizsystems. (In einigen Kulturen z. B. in Lateinamerika, Südostasien und vor allem in Afrika, gibt es sie bis heute.) Begleitend zur Ausstellung wurden drei weitere Veranstaltungen angeboten, ein Vortrag zum Thema Vorsorgevollmacht, eine Lesung sowie eine Podiumsdiskussion zum Thema „Rechtliche Stellung der Frau im Wandel der Zeit“. Ein Amtsgericht betritt man meist mit flauem Gefühl im Magen. Hier wurde es zu einem Ort der lebendigen Auseinandersetzung mit Recht und Gesellschaft. Man/frau kann nicht oft genug verdeutlichen, wie steinig der Weg zur heutigen Zivilgesellschaft war, wie wichtig es ist, die Errungenschaften zu verteidigen und weiter auszubauen, Schritt für Schritt vor und keinen zurück, bis zur vollständigen Gleichberechtigung, hier und andernorts, wo Frauen immer noch vollständig unterdrückt werden, das Errungene und das noch Bessere als Maßstab zu nehmen, statt sich mit Blick auf das Schlechtere mit dem Eigenen zufrieden zu geben. (iz) Zum Nachlesen: Barbara Degen, Justitia ist eine Frau. ISBN 978-3-86649-142-7.

Jonathan

Jonathan Baustelle Dezember 2011Im letzten Gegenwind kündigten wir noch voller Freude das Weiterleben des Naturkostladens Jonathan an. Wir schrieben, dass der Umzug des Jonathan in vollem Gange ist und das der Verkauf „schon zum 1. Dezember in den renovierten Räumen“ laufen wird. Das war der Sachstand Anfang November. Und da ging auch schon der Umbau los. Anfang Dezember schrieb Jonathan auf Facebook: „Die Arbeiten in unserem neuem Ladengeschäft gehen voran“ und untermauerte diesen Eintrag mit entsprechenden Bildern. Doch schon wenige Tage später sah man nur noch sorgenzerfurchte Gesichter im Jonathan: Das Bauordnungsamt machte den Träumen vom bevorstehenden Umzug ein Ende. Aus feuerpolizeilichen Gründen kann der Jonathan-Umzug nicht stattfinden. Und so mussten die Jonathans am 14. Dezember den folgenden Eintrag auf ihr Facebook-Profil schreiben: „Unsere geplante Eröffnung in diesem Jahr wird aufgrund einiger Probleme sich auf nächstes Jahr (1. Quartal) verschieben.“ Nun ist man auf der Suche nach Problemlösungen und einem neuen Ladenlokal. (hk)

Handel & Wandel

Nun ist er da, der neue Mediamarkt. Das meiste, das es da gibt, ist zwar energiefressender Luxuskram („Unterhaltungselektronik“), aber lieber der Spatz in der Hand als nur kackende Tauben auf dem Dach einer leer stehenden Immobilie: Schön, dass das historische Karstadt-Gebäude wieder mit Leben gefüllt ist, gepflegt und geheizt wird, dazu 40 Arbeitsplätze. Ungewöhnlich auch, denn andernorts setzt der Gesamtkonzern eher „Saturn“ in die Innenstädte und MM auf die grüne Wiese am Stadtrand. Also doppelt schön: kein zusätzlicher Landschaftsfresser am hinlänglich versauten Stadtrand, sondern Nachnutzung stadtbildprägender vorhandener Gewerbeflächen. Das sollte Schule machen. Die Kehrseite der Medaille: Die Großen fressen die Kleineren. Nicht nur der ProMarkt in der Nordseepassage macht dicht, Elektro Conrads hat schon im Vorfeld seinen Technik-Shop in der Börsenstraße geschlossen. Seit seiner Erfindung ist der Mensch Jäger und Sammler, heutzutage vor allem Schnäppchenjäger. Hauptsache billig, ohne zu überlegen. Um „billig“ anzubieten, braucht es „Rationalisierung“. Je größer der Konzern, desto günstiger der Einkauf beim Hersteller, desto günstiger großflächige Ladenmieten. Schnellerer Umschlag, weniger Lagerkosten. Kundendienst im herkömmlichen Sinne entfällt oder wird automatisiert, mit mehr Aufwand für den Kunden. Ein kleiner Einzelhändler mit wenigen Geräten bzw. Marken auf kleiner Ladenfläche, der noch intensiv berät und sich kümmert, mit mehr Personal pro Umsatzeinheit, kann da schwer mithalten. Wir drücken unseren alteingesessenen TV&Co-Händlern die Daumen, dass die Kunden treu bleiben. Ebenso unseren kleinen Bäckern um die Ecke, dass sie nicht von der geplanten Brotfabrik im JadeWeserPark (mit 400 Arbeitsplätzen) gefressen werden. Die Crux ist ja auch immer: Ein großer Betrieb bringt auf Schlag viele Arbeitsplätze und Gewerbesteuer, aber wenn der dicht macht, siehe Raffinerie, reißt das ein um so schmerzlicheres Loch. Viele kleine Betriebe sind eine solidere Basis, an der alle Konsumenten mitbauen können, die nicht um den letzten Cent feilschen. (iz)

Mit Kunst Freude bereitet

Retrospektive Jürgen Wild 2 Dezember 2011 ist der Titel einer Retrospektive des 2010 verstorbenen Wilhelmshavener Künstlers Jürgen Wild, die bis zum 3. Januar 2012 in der Sezession Nordwest zu sehen ist. Öffnungszeiten: Mi und Do 16 –19 Uhr, Virchowstr. 37, Telefon 04421 994165, E-Mail Sezession-Nordwest@ewetel.net. Künstler: Jürgen Wild Ausstellungstitel: Mit Kunst Freude bereitet Ausstellungsort: Sezession Nordwest e.V., Wilhelmshaven Ausstellungsdaten: 1. Dezember 2011 bis 3. Januar 2012 Der Jahresausklang ist Zeit zum Innehalten; die Zeit für ein Resümee, für einen Rückblick. Einen Rückblick besonderer Art veranstaltet die Sezession Nordwest mit der Dezember-Ausstellung. Sie ist Jürgen Wild gewidmet. Mit ihm hat die Sezession im Oktober 2010 weit mehr als ein verdientes Gründungsmitglied verloren. Vielen war der 1936 in Berlin geborene zu einem guten Freund geworden. Jürgen Wild Farbe und Zeichnung. Auf beiden Feldern besaß Jürgen Wild Talent und hat sich sicher bewegt. Autodidaktisch streng realistisch mit Bleistiftzeichungen beginnend, kam allmählich die Farbe hinzu. Erst kolorierend, um sich allmählich immer mehr zu befreien und größere Eigenbedeutung zu erlangen. In großen Werkgruppen wurde sie schließlich zum alleinigen Bildinhalt. Und damit zum Bildthema selbst. Konsequent waren die Abwendung von letzter Realitätsbezogenheit und der Schritt in die Welt der abstrakten Malerei. Wild entwickelte und perfektionierte über Jahre seine Methode zur Schöpfung von Bildern fließender Farben. Ausgewählte kontrastierende Farbtöne verschiedener Konsistenzen und Eigenschaften wurden ihrem vermeintlich zufälligen Verlauf überlassen. Die Eingriffe des Künstlers jedoch, die in diesen Arbeiten kaum zu bemerken sind, haben durchaus entscheidend die jeweiligen Bildergebnisse beeinflusst. Ihre Kontraste und Harmonien, die Verläufe und Mischtöne sprechen den Betrachter unmittelbar an. Das geschieht stets auf stimmige, angenehme Art. Die Bilder klingen harmonisch. Keine schrillen Töne, keine lauten Farben, keine chaotischen Dissonanzen. Auf einer weiteren Ebene erwecken sie im Betrachter Eindrücke von phantastischen Landschaftsbildern, die aus großer Höhe aufgenommen wurden. Zuweilen erinnern sie auch an mikroskopische Sichtungen von Fraktalen, etwa der bekannten Mandelbrot-Mengen. Jürgen Wild Bei aller Konzentration auf die gegenstandslose „Malerei“ hat Jürgen Wild die reale Welt als Inspirator oder Bildthema nie aus den Retrospektive Jürgen Wild Dezember 2011Augen gelassen. Darüber hinaus besaß er Humor. Das bezeugen Reihen karikaturhafter Zeichnungen, die neben einer spitzen Feder der Kontur starke Farbigkeit aufweisen. Themen bleiben meist nicht singulär, sondern bilden größere Komplexe. So wird etwa Sport Gegenstand zum Schmunzeln reizender Bilder. Durchaus spitz auch ist die ironische Darstellung der Akteure. Und das Vergnügen mit der zeichnerischen Auseinandersetzung erhielt für ihren Schöpfer oftmals eine weitere Dimension: eigene kurze Texte, die zahlreichen Blättern quasi als eine weitere humorige Würze beigesellt wurden. Viele Wilhelmshavener kennen Jürgen Wild aus einem nochmals anderen künstlerischen Zusammenhang. Über lange Jahre gab er mit großem Enthusiasmus sein praktisches Wissen um Malerei und Zeichnung in zahllosen Kursen, etwa an der Volkshochschule weiter. Seinen Kursteilnehmern hat er eine besondere Hinterlassenschaft mitgegeben: Bei jedem neuen Bild, das sie malen, erinnern sie sich an einen liebenswürdigen und humorigen Menschen. Alle Anderen können sich beim Betrachten der Bilder an einen unvergessenen Künstler und Menschen erinnern. (iz)

Mumia Abu-Jamal: Befreit, aber nicht frei

Seit mehr als einem Jahrzehnt verfolgen wir zusammen mit dem antifaschistischen Bündnis Wilhelmshaven und vielen Menschen weltweit das Schicksal von Mumia Abu-Jamal (s. Gegenwind Nr. 155 / November 1999). Der Black-Panther-Aktivist wurde 30 Jahre in der Todeszelle im Gefängnis von Philadelphia festgehalten. Ihm wird vorgeworfen, am 9. Dezember 1981 einen Polizisten erschossen zu haben. Dafür war er 1982 zum Tode verurteilt worden. Die angeblichen Tatumstände und Beweismittel passten jedoch hinten und vorne nicht zusammen. Weltweit haben Unterstützer gegen das Urteil gekämpft. Für kritische Beobachter sprach alles dafür, dass man den unbequemen politischen Journalisten aus dem Weg räumen wollte. Wegen eines formalen Fehlers des damals zuständigen Geschworenengerichts wurde das Todesurteil jetzt aufgehoben. Der heute 58-Jährige soll jedoch lebenslang hinter Gittern bleiben. Vom Knast aus kämpfte Abu-Jamal weiter für Menschenrechte und Gerechtigkeit, unter anderem schrieb er regelmäßig eine Kolumne für die „Junge Welt“, die am 30. Jahrestag seiner Festnahme über die Aufhebung des Todesurteils berichtete. Die verschärfte Isolationshaft in den US-Todestrakten erfüllt für Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International den Tatbestand der Folter. Bischof Desmond Tutu: „Da nun klar ist, daß Mumia niemals hätte im Todestrakt sein dürfen, dient es nicht der Gerechtigkeit, ihn für den Rest seines Lebens ins Gefängnis zu verbannen. Das ist nur eine andere Form der Todesstrafe.“ Unter Berufung auf die Mindestgarantien der international gültigen Menschenrechte verlangt Tutu, „Mumia sofort und bedingungslos freizulassen“. (iz)

Nachgetreten

Vor einem Jahr beschloss der Rat, an der Güterstraße einen Kunstrasenplatz einzurichten. Die erforderliche Summe von 700.000 Euro erhitzte die Gemüter und wurde danach zum Eichmaß für andere Projekte, für die immer kein Geld da ist. Mittlerweile stehen die Kosten wegen entdeckter Altlasten bei 900.000 Euro. Sportdezernent Jens Graul empfahl dem Fachausschuss, die Entscheidung noch einmal zu überdenken, und nannte alternative Standorte. Sport ist gut und wichtig, aber … wär schon viel getan, im Stadtgebiet überall Bolzplätze zu haben, also einfach Wiesen, die mal gemäht und nicht von Hunden zugekackt werden und wo es keine Konflikte mit Autoverkehr gibt. Als Torpfosten reicht auch die Jacke, wenn die Lütten gleich vor der Haustür Flächen zum Austoben haben.

Alles Theater

Mindergiftig kommt die aktuelle Inszenierung von „Arsen und Spitzenhäubchen“ daher. Es ist freilich schwer, den populären Filmklassiker mit Cary Grant zu toppen. Joseph Kesselring hatte sein berühmtestes Stück (Arsenic and Old Lace) ursprünglich als Sozialdrama nach einer wahren Mordserie angelegt, ließ sich aber überreden, eine Komödie draus zu machen. Die wurde zum Welterfolg und füllte drei Jahre (1941-44) die Theatersäle, erst danach durfte der bereits abgedrehte Film ins Kino. Im Programmheft nennt die Landesbühne die Komödie „unverwüstlich“ – und beweist das Gegenteil. Ein unterhaltsamer Abend allemal, der Großteil des Premierenpublikums war hörbar amüsiert, der Humor kam jedoch nicht rabenschwarz rüber, zu laut, zu boulevardesk entfalteten sich vor allem Julia Blechinger und Sibylle Hellmann, quälten sich mal rheumatisch die Treppe hoch und flitzten dann wieder am gespielten Alter vorbei durchs Bühnenbild. Die größte spielerische Vielfalt entfaltete mal wieder Cino Djavid, der jedoch aufpassen muss, nicht für ein Stereotyp verheizt zu werden – es wäre spannend, ihn mal nicht in einer karikierenden Rolle zu sehen. Zu Hochform läuft Peter Lindhorst als Sergeant Patrick O’Hara in seinem erschlagenden Monolog auf, der durch einen witzigen Standbild-Zeitraffer noch verschärft wird. Leider bleibt dieser Griff in die kreative Trickkiste isoliert in einer gut zweistündigen Nacherzählung. Egal, der Mehrheit gefällt’s, die Silvestervorstellung ist ausverkauft, für den 21. und 30.12. sind noch Karten zu haben.

Wegen der großen Resonanz beim Publikum (und auch bundesweit bei Kritikern der Fachpresse) gibt es am Samstag, den 4. Februar 2012, um 20 Uhr eine weitere Vorstellung der Deutschsprachigen Erstaufführung „Verkäufer“ im Stadttheater Wilhelmshaven. Der Autor des Stückes, Edoardo Erba, reist für diese letzte Aufführung extra aus Rom an und freut sich auf einen besonderen Theaterabend. Eintrittskarten am Service-Center der Landesbühne (Tel. 04421-9401-15), an den bekannten VVK-Stellen sowie im Internet unter www.landesbuehne-nord.de.

Wieder da ist seit dem 1.12. der „Märchenladen“. Schauspieler aus dem Landesbühnen-Ensemble lesen und erzählen bekannte und weniger bekannte Märchen in einem leerstehenden Ladenlokal in der Südstadt Wilhelmshavens. Für zwei Monate wird das Lokal mit den Abenteuern von armen Bauernkindern, Prinzen und Königinnen, Hexen und verwunschenen Tieren belebt. Der Eintritt ist frei! (Gruppen melden sich bitte in der Dramaturgie der Jungen Landesbühne unter Tel. 04421-9401-34 an.) Kommende Termine: 15. 12.2011 / „Die Geschichte von Kalif Storch“ von Wilhelm Hauff / 6+ (Stefan Ostertag); 12. 01. 2012 ( Brit Bartuschka); 19.01. (Johannes Simons); 26.01. (Aida-Ira El-Eslambouly).

Am 22. November 2011 verstarb der göttliche Kabarettist, Komponist, Sänger und Dichter Georg Kreisler. Sein vorletztes Bühnenwerk, das Ein-Mann-Musical „Adam Schaf hat Angst oder: Das Lied vom Ende“ inszenierte er selbst zuletzt 2006 mit Tim Fischer im Hamburger Schmidt-Theater in Hamburg (2006). Seit September und glücklicherweise noch bis Ende Januar läuft es im Jungen Theater (Fr 16.12./ Sa 17.12. / Di 27.12. / Mi 28.12.2011 / Mi 18.01. / Mi 25.01.2012 / jeweils 20.00 Uhr.

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