Kommunalwahl ’91
Sep 231991
 

Umfrage

Ergebnisse eine Gegenwind-Umfrage zu den Wahlen am 6. Oktober

(red/hk) War es bisher guter Brauch des GEGENWIND, vor wichtigen Wahlen die Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien zu Wort zu bitten, sieht unser Beitrag zur Kommunalwahl diesmal etwas anders aus. Der Grund dafür ist leicht benannt: In Wahlzeiten ist es praktisch unmöglich, von den KandidatInnen auch nur ein vernünftiges Wort zu erheischen: Alles ist Wahlkampf – alles Friede-Freude-Eierkuchen oder Niedermachen des politischen Gegners.

Darum gibt es zur Kommunalwahl kein Wort von Menzel, Müller, Hofmann, Biehl oder Schwarz. Es gibt keine Versprechungen und Forderungen von den Leuten, die gewählt werden wollen. Diesmal gibt es Forderungen und Einschätzungen von Leuten, die aufgerufen sind, ein neues Kommunalparlament zu wählen.

Vorweg ein Rückblick auf die Zusammensetzung des alten Stadtrates (in Klammem die Prozentzahlen, die die Parteien erreichten):

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Vom 16. bis 18. September befragten wir Wilhelmshavener BürgerInnen zur Kommunalwahl. Wie die Befragung durchgeführt wurde, wen wir befragten usw. steht im Kasten weiter unten.

Ein Stimmungsbild

Knapp 30 WilhelmshavenerInnen (über 30%) waren nicht bereit, sich den Fragen des GEGENWINDES zu stellen. – Diese Ablehnungen wurden z.T. auch begründet. So gab es bei jüngeren Leuten Begründungen wie „Von Politik halte ich nichts, die machen doch was sie wollen, und wir gehen kaputt.“ Bei älteren Menschen hieß es öfter „Ich wähle immer SPD (CDU) – da gibt es nichts weiter zu sagen“.gw103_umfrage1

Die Antworten auf die Frage. „Was ist das Wichtigste…“ waren natürlich viel vielfältiger und spezieller, als es unser Schaubild aussagt. Wir haben, im Interesse der Übersichtlichkeit, Forderungen zu Blöcken zusammengefaßt, – so stecken z.B. in dem Bereich „Arbeitsplätze schaffen …“ auch völlig unterschiedliche Anschauungen, die von der Unterstützung der Großindustrie bis zur Forderung nach der Unterstützung/Förderung des Tourismus oder der Klein- und Mittelbetriebe gehen, wobei anzumerken ist, daß der weitaus größte Anteil der Befragten das Klein- und Mittelgewerbe gefördert sehen möchte.gw103_umfrage2
Von vornherein klar war, daß das Thema „Arbeitsplätze“ den meisten Leuten auf den Nägeln brennt, wobei das Beispiel AEG Olympia fast durchgehend von allen genannt wurde – der Abbau der Bundeswehr hingegen nur von direkt dort Beschäftigten. Das zweite große Thema, was die von uns befragten BürgerInnen auf die Tagesordnung des nächsten Stadtrates setzten, ist die Stadtsanierung und die damit in Zusammenhang gesehene Verkehrsberuhigung u.ä.
Durch die Bank kritisierten alle die Art, wie die Stadtsanierung durchgeführt wird.
Beliebtestes Negativbeispiel waren dabei die Glasüberdachungen in der Kieler Straße und die geplanten in der Grenzstraße. Vielfach wurde auch die Radwegsituation in Wilhelmshaven als katastrophal hingestellt. Eine Stimme: „Überall da, wo ich nicht hin will, gibt es die feinsten Radwege – aber da wo ich fahren muß, ist es ein Spiel mit dem Tod“.

Vier Zünglein an der Waage

gw103_umfrage3Und damit kommen wir zur Rolle, die die „kleinen Parteien“ im nächsten Stadtrat spielen.gw103_umfrage4
Eine satte Mehrheit hält die Kleinen für wichtig und hofft, daß sie stärker werden. Hier manifestiert sich ein deutliches Mißtrauen gegenüber jeglicher Ein-Parteien-Macht. Grüne und Frauenliste (von UWB und FDP sprach kein Mensch) werden als Parteien angesehen, die „Skandale aufdecken, dem Filz unruhige Nächte bereiten“ usw …gw103_umfrage6

Die Kanzlerfrage

Wer wird der nächste Oberbürgermeister? Eine satte Mehrheit von über 60 % antwortete auf die „Kanzlerfrage“: Menzel. – Doch was nicht aus der Umfrage herauskommt: Heinz Müller – CDU-OB-Kandidat war den meisten von uns befragten Leuten völlig unbekannt! „Heinz Müller – ist das nicht ein Fußballer?“ war eine öfter zu hörende Antwort auf ,unsere Frage nach dem nächsten Oberbürgermeister.gw103_umfrage5

 

 

Nur ein Stimmungsbild
Für die Umfrage wurden von uns ca. 100 WilhelmshavenerInnen befragt.
Antworten bekamen wir aus allen Altersklassen: Von 18 bis 81, wobei das Durchschnittsalter bei 37 Jahren lag. Ähnliches gilt auch für die Berufe der von uns Befragten: Vom selbstständigen Tischler über den Beamten zum Soldaten und zur Hausfrau; vom Unternehmer über den Schüler zum Arbeitslosen und zum Rentner.
Männer und Frauen hielten sich ungefähr die Waage.
Die Befragung wurde durchgeführt am 14., 15. und 16. September 1991 in der Marktstraße, am Pumpwerk, im Wohnviertel.
Dabei gelang es uns, ein nach unserer Meinung einigermaßen repräsentatives Spektrum anzusprechen. Die Umfrage genügt sicherlich nicht den Anforderungen einer Frau Noelle-Neumann, sie ist aber zumindest genauso aussagekräftig wie die Umfragen, die im Rahmen der Stadtentwicklung/Stadtsanierung durchgeführt wurden und nun als Grundlage für Verwaltungsentscheidungen dienen.
Dennoch ist unsere Umfrage nichts weiter als ein zufälliges Stimmungsbild.

 

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