Es ist an der Zeit
PVC-Industrie in der Defensive
(hk) Ständig wächst die Zahl der Gemeinden, die Beschlüsse fassen, den Einsatz von PVC weitestgehend einzuschränken. So gibt es in Wilhelmshavens Umgebung solche Beschlüsse z.B. in Schortens, Sande und Jever. In Wilhelmshaven dagegen scheint die Vernunft der Rücksichtnahme auf den Steuerzahler ICI zu unterliegen.
Zum Thema fand am 19. September eine Veranstaltung der Gemeinde Schortens mit dem Bielefelder Umweltdezernenten Dr. Uwe Lahl statt. In einem längeren Vortrag brachte Dr. Lahl die Gründe für den Beschluß der Stadt Bielefeld, auf PVC wo immer es möglich und sinnvoll ist zu verzichten, auf den Punkt: Bei der Verbrennung von PVC – z.B. bei einem Hausbrand- entstehen Dioxine, Seveso-Gifte. Diese Tatsache ist inzwischen völlig unstrittig.
Zwar entstehen sie auch bei der Verbrennung anderer Stoffe, aber bei weitem nicht in der Vielfalt und Konzentration. Die über den gesetzlichen Grenzwerten liegenden Dioxin-Konzentrationen haben zur Folge, daß die Feuerwehrleute mit Atemschutz arbeiten müssen und die Gebäude unter stärksten Sicherheitsvorkehrungen entseucht werden müssen.
Die verbrannten Stoffe (Verkleidungen, Möbel, Inventar) müssen auf Sondermülldeponien entsorgt werden. Das ist unverhältnismäßig teuer. Eine Beibehaltung des PVC ist, so Lahl, auch gegenüber den Bürgern einer Gemeinde nicht zu verantworten.
Heute, knapp 3 Jahre nach dem PVC-Beschluß des Bielefelder Stadtrates, kann Dr. Lahl eine ganze Reihe von Erfolgen vorweisen. So werden in Bielefeld inzwischen 90% aller PVC-Materialien durch andere ersetzt. Zu dieser stolzen Zahl zu kommen, war nicht einfach.
So gab und gibt es immer wieder Probleme mit giftigen Inhaltsstoffen der Ersatzmaterialien. Aber“, so Dr. Lahl, „da kann man Einfluß nehmen. Man muß sich nur drum kümmern.“ Er berichtete auch davon, dass das Ausstiegskonzept inzwischen sowohl von den Architekten als auch von der Handwerkerschaft Bielefelds positiv beurteilt wird.
Die sich an das noch um viele Aspekte reichere Referat anschließende Diskussion war dann vom scheinbar unversöhnlichen Gegensatz zwischen in der PVC-Industrie Beschäftigten und Ausstiegsbefürwortern geprägt. Die ICI war, unterstützt von extra aus Süddeutschland angereisten Vertretern des PVC-Lobby-Vereins AGPU (Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt), beinahe in Nachtschichtstärke angerückt.
Doch in dieser Auseinandersetzung merkte man, daß Dr. Lahl, der die Auseinandersetzung mit der der Asbestindustrie kurz vor dem Asbest-Verbot verglich, weiß wovon er spricht. Da blieb kein Argument im Raume stehen, ohne daß es widerlegt oder zumindest zurechtgerückt wurde.
Zu hoffen bleibt, daß die dem Umweltschutz verbundenen Parteien im nächsten Stadtrat dieses Thema auf die Tagesordnung setzen werden (die Frauenliste hat es in ihrem Wahlprogramm angekündigt). Eine weitere Rücksichtnahme auf den Steuerzahler ICI bedeutet eine Rücksichtslosigkeit gegenüber den schützenswerten Interessen der Wilhelmshavener BürgerInnen.
Sorry, the comment form is closed at this time.