Wahlkampf im GaM
Wulf gegen Klare – die anderen Diskutanten waren eher schmückendes Beiwerk
(noa) Die Informationsveranstaltung des Stadtelternrates am 21. November in der Aula des Gymnasiums am Mühlenweg „geriet in erster Linie zu einem Wahlkampf-Scharmützel“, wie Ursula Große Bockhorn in der WZ vom 23.11. schrieb. Die Direktkandidaten der schon im Landtag vertretenen Parteien und die Bildungsexperten dieser Parteien saßen ordentlich verteilt auf dem Podium: In der Mitte saß der StER-Vorsitzende Bernd Rahlf, rechts von ihm (vom Publikum aus gesehen), CDU und FDP, links SPD und Grüne. Und der Reihe nach durften sie alle etwas sagen.
Wolfgang Wulf (SPD) erwies sich als guter Lehrer. Sein Vortrag über die „gemeinsame Schule“, die die SPD neuerdings im Programm stehen hat (vor fünf Jahren wollte sie noch etwas ganz anderes), war begeistert-begeisternd. Alles wird gut, wenn die SPD an die Regierung kommt! Die gemeinsame Schule wird eingeführt für die, die sie wollen, lautete die Botschaft. Karl-Heinz Klare (CDU) erwies sich als eifriger Belehrer. Er war zu spät gekommen und hatte Wulfs Vortrag nicht gehört, doch er begann seinen Beitrag mit den Worten: „Was Herr Wulf Ihnen eben vorgetragen hat…“ Naja, es war wohl nicht die erste Veranstaltung dieser Art für die Beiden, da muss man sich gegenseitig nicht mehr zuhören, um zu wissen, was der jeweils Andere sagt. Klare jedenfalls schwenkte immer wieder das Wahlprogramm der SPD und bot es den Pressevertretern an, damit sie schwarz auf weiß nachlesen können sollten, dass Wulf log: Die SPD wolle die gemeinsame Schule eben nicht als Angebot, sondern bis 2012 oder so flächendeckend, also die Gymnasien abschaffen!
Die Aufforderung an Werner Biehl, den Wilhelmshavener Direktkandidaten der Grünen (er allein war ohne landespolitische Verstärkung da), das finnische Modell zu erläutern, sollte wohl dazu dienen, ihn von vorneherein lächerlich zu machen (ein, zwei Menschen aus dem Publikum begannen auch zu kichern, und einer stöhnte sogar leise „nicht schon wieder“.) Aber er erklärte sehr gut, dass und warum eine gemeinsame Beschulung aller Kinder über 10 Schuljahre besser ist als ihre frühzeitige Aufteilung.
Susanne Bauermeister (FDP) musste die landespolitische Unterstützung noch länger als Uwe Biester (CDU) entbehren und sich alleine schlagen. Sie versuchte es wacker und erntete mehrere Male Unmut (als sie behauptete, Eltern schickten ihre Kinder zur IGS, damit sie ein Mittagessen bekommen, oder als sie sagte, es drängten hauptsächlich Kinder mit Hauptschulempfehlung in die Gesamtschulen, nicht aber erklären konnte, warum dann so viele GesamtschülerInnen am Ende den Realschulabschluss oder das Abitur schaffen) und Gelächter (als sie erläuterte, im dreigliedrigen Schulsystem gäbe es für jedes Kind, das in der Schule Schwierigkeiten habe und überfordert sei, eine andere Schule, auf die es ausweichen könne, während ein in einer gemeinsamen Schule überfordertes Kind nirgendwo anders hinkönne – „Das hängt dann dort fest“).
Als alle Podiumsteilnehmer ihren Beitrag geleistet hatten, hofften die Menschen im Publikum, unter ihnen die Direktkandidatin der Linken, auch endlich etwas sagen zu können, doch dann begann die Diskussion auf dem Podium von Neuem. Wulf und Klare gingen in eine zweite und in eine dritte Runde, die ZuhörerInnen scharrten ungeduldig mit den Hufen, und für ihre Fragen und Forderungen blieben am Ende nur einige wenige Minuten.
Die Direktkandidatin der Linken äußerte ihre Freude darüber, dass die Forderung nach der Integrierten Gesamtschule für alle nun auch bei der SPD angekommen ist, die zur letzten Landtagswahl sich noch mit Förderstufen an den drei weiterführenden Schulformen begnügt hatte. Sie erhielt ganz unerwartet Schützenhilfe von Michael von Teichman, der die SPD-Vertreter fragte, warum sie ihr Modell in den 13 Jahren ihrer Regierung nicht eingeführt habe. „Da haben wir einen Fehler gemacht“, gab Norbert Schmidt zu.
Eine Mutter sagte, an die rechte Seite des Podiums gewandt, sie hätte die gepriesene Wahlfreiheit nicht gehabt, denn ihr Kind sei an der IGS nicht angenommen worden. Karl-Heinz Klare bewies in seiner Antwort, dass er ihr nicht zugehört hatte – er nannte das nämlich „schön“.
Die Bürgeraktion für die Gründung einer Integrierten Gesamtschule im Kreis Friesland hatte den Anlass genutzt, um Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln. Die Veranstaltung hat also etwas gebracht.
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