Eingleisig
Dez 062000
 

Fragen – aber keine Antworten

Seit Monaten versuchen wir erfolglos, OB Menzel zu interviewen.

(red) Als wir vor einem halben Jahr in Sachen eingleisiger Oberbürgermeister eine vorläufige Bilanz zogen, haben wir versprochen, auch noch mit den Grünen, vor allem aber mit dem politischen Oberhaupt der Stadt, Herrn Eberhard Menzel, zu sprechen. Aufgegeben haben wir den Versuch, mit den Grünen zu sprechen. Sie haben uns mehrfach auf „vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt“ vertröstet, und es klang so, als wollten sie nichts sagen, weil sie mit der SPD im Rat verbandelt sind und nicht sagen könnten, was sie wollten.

Viel wichtiger wäre es uns gewesen, mit Menzel zu sprechen. Aber leichter kriegt man mit Fausthandschuhen an den Händen eine Nähnadel eingefädelt als mit unserem Oberbürgermeister ins Gespräch zu kommen. Wir haben es versucht. Mehrfach. Telefonisch vorgedrungen sind wir immer nur bis zum Vorzimmer. Frau Gerken, die dort sitzt, hatte viel Geduld mit uns, konnte uns aber immer nur einen triftigen Grund nennen, weswegen es gerade nicht ging. EXPO am Meer, auswärtige Termine, dann dies, dann das… Auch die Zettel, die Frau Gerken uns auf Menzels Schreibtisch zu legen versprach, nützten nichts. Schade, denn wir haben so viele Fragen…
Eberhard Menzel kennt den GEGENWIND und weiß deshalb auch, dass wir kritisch, aber neutral berichten. Weshalb hat er für uns keine Zeit?
Uns bleibt zu unserem Bedauern nur übrig, einige Fragen zu formulieren, ohne von ihm eine Antwort zu erhalten.
Für Ende 1999 hatte die örtliche SPD-Spitze angekündigt, ihren Kandidaten für das Doppelamt zu präsentieren. Wann wird es endlich soweit sein?
Weshalb ist Menzel nicht schon längst vorgeprescht, um seinen Anspruch auf die Kandidatur zum eingleisigen OB-Amt öffentlich anzumelden? Auf dem letzten Unterbezirksparteitag hat er betont, dass die Sozialdemokraten ihre gute Position behaupten müssten, um die Gestaltung der Stadt fortführen zu können, und weiter wörtlich: „Dieser Herausforderung werde ich mich stellen im neuen Jahrhundert.“ Wann meldet Menzel seine Kandidatur in aller Form an? Es sind nur noch etwa zehn Monate bis zur Kommunalwahl!

Will Menzel vielleicht gar nicht kandidieren, sondern einer Frau den Vortritt lassen?

Oder hält Menzel sich bedeckt, weil er vermutet, dass es neben ihm weitere Bewerber in seiner Partei gibt? Wie die „WZ“ berichtet hat, werden weder Adam noch Frank als Mitbewerber auftreten. Adam hat schon so viele Posten wie ein russischer General Orden an der Uniform, und auch Frank zeigt kein Interesse. Zwar munkelt man, dass der Unterbezirksvorsitzende Norbert Schmidt vorhabe, seinen Hut in den Ring zu werfen. Aber der will wohl eher 2002 die Bundestagsabgeordnete Gabriele Iwersen beerben, die, wie man hört, von der Berliner Luft die Nase voll hat.
Bleibt also noch der Mann für Wilhelmshavener Häuser, Straßen und Areale. Anders als Menzel hat Klaus-Dieter Kottek zwar wenig Möglichkeiten, sich für dieses Amt zu profilieren, ist er doch mit einem Doppeldezernat reichlich mit Arbeit eingedeckt und an politischen Höhenflügen gehindert. Wäre er trotzdem ein Rivale für Menzel?
Hat Menzel die erforderliche Qualifikation für das Amt des Rats- und Verwaltungschefs? Kleinere Städte und Gemeinden haben feste Vorstellungen von ihrem künftigen Oberhaupt. So sucht z.B. Scheeßel (12.500 Einwohner) einen „Bewerber mit Verantwortungsbewusstsein, hoher Sozialkompetenz, Umsicht, Tatkraft, Verhandlungsgeschick und Organisationstalent. Der Bewerber soll die Verwaltung als modernes Dienstleistungsunternehmen kooperativ, wirtschaftlich und bürgernah führen, und er sollte über einen Hochschulabschluss verfügen.“ Ähnliche Anforderungen stellen auch andere Gemeinden. Müsste Wilhelmshaven als Oberzentrum mit 83.000 Einwohnern nicht mindestens ebenso hohe Anforderungen stellen?
Was hält Menzel vom Slogan der SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in Baden-Württemberg, der da lautet: „Neue Ideen statt alter Köpfe“? Nach unserem Eindruck galt das für Wilhelmshaven bislang eher nicht. Die SPD-Ratsfraktion kann ein stattliches Durchschnittsalter vorweisen, und auch die Verweildauer einiger SPD-Ratsmitglieder ist beeindruckend. Wird Menzel mit einer verjüngten Mannschaft in den nächsten Kommunalwahlkampf einziehen?
In seinem Grußwort zum Stadtteilfest Heppens am 10.10.99 schrieb Menzel: „Die Kraft kommt aus Heppens.“ Was oder wen meinte er damit? Sich selbst?
Wie sieht Menzel den „Fall Schreiber“? Nur wenn dieser rechtzeitig seinen Sessel räumt, kann der Eingleisige mit der Kommunalwahl 2001 ins Amt. Wenn Schreiber aber seine Amtszeit voll auskosten will, kann die Doppel-OB-Wahl erst 2002 erfolgen. Würde Menzel das als vorteilhaft oder eher als hinderlich für seine Chancen sehen? Sollte die SPD 2001 wieder Wilhelmshavens stärkste politische Kraft werden und Menzel OB bleiben, könnte er sich daraus (wg. „Kanzlerbonus“) bessere Chancen für seinen Wahlsieg 2002 ausrechnen. Da wäre zwar teurer für die Parteien, aber vielleicht aus Menzels Sicht gut angelegtes Geld. Andererseits würde das Wahlvolk bei einer gesonderten OB-Wahl kritischer auf die Person achten. Menzel würde dann nicht mehr mit der Partei „reinrutschen“, sondern müsste persönlich siegen. Hat er darüber schon nachgedacht?
Fragen über Fragen, und keine Gelegenheit, sie persönlich zu stellen. Bei einem Gespräch fallen uns erfahrungsgemäß immer noch weitere Fragen ein, auf die wir so nun leider gar nicht kommen. Schade.

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