Ein Atomreaktor in Wilhelmshaven
ist gar keine so unvorstellbare Sache, denn erst am letzten Wochenende im November hatte die Stadt mal wieder ein Atomkraftwerk zu Besuch. Der Reaktor befand sich auf der „USS Memphis“, einem bereits 23-jährigen amerikanischen U-Boot, das im Marinestützpunkt festmachte.
Welche Gefahren von atomar betriebenen Schiffen und U-Booten ausgehen, wissen wir spätestens seit dem Unglück der russischen „Kursk“ vor einigen Wochen, einem von Hunderten bekannten Unfällen mit reaktorangetriebenen Schiffen. Die Gefahr einer Kernschmelze ist zu jeder Zeit gegeben, auch auf der Jade oder im Wilhelmshavener Marinestützpunkt. Auf Schiffen, auf denen der Atomreaktor auf engstem Raum eingebaut ist, führt der kleinste Unfall oder eine Havarie sofort zur Katastrophe. Die Stadtverwaltung scheint diese Gefahr für die Wilhelmshavener Bevölkerung zu ignorieren und schaut tatenlos zu. Der „Wilhelmshavener Zeitung“ war der Besuch der „Memphis“ immerhin einen Seite 1-Aufmacher wert. Allerdings wurden hier die Gefahren nicht erwähnt. Das Wort Atom wurde gänzlich vermieden. Stattdessen wurde unter dem Farbfoto mit technischen Daten nur so um sich geschmissen. Auf alle Fälle konnte der Leser erfahren, dass das Kriegsschiff auch mit Raketen ausgestattet ist. Dass diese Raketen auch mit atomaren Sprengköpfen ausgestattet werden können oder sogar während des Besuches in unserer Stadt waren, hat kein Wilhelmshavener erfahren, genauso wenig wie die Tatsache, dass Wilhelmshaven bereits 1983 durch den Rat zur atomwaffenfreien Zone erklärt wurde. (ft)
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