Deicherhöhung
Aug 211996
 

Deichvogt, Bürger und Natur

Nun stehen sie wieder auf der Matte – die Cäciliengrodener Bürgerinnen und wettern gegen den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der BUND hat es nämlich gewagt, gegen die offensichtliche Mißachtung geltenden Rechts durch die Bezirksregierung Weser-Ems zu klagen. Aufgabe des BUND ist es nun mal laut Gesetz, der zumeist stummen Natur eine Stimme zu geben.

Die Cäciliengrodener Bürger bekräftigen, daß sie zu Demonstrationen bereit sind und Ende August die Deichlinie mit Fackeln erhellen wollen, denn schließlich geht es um „Mensch, Tier und Gut“ . Und sie wettern, daß der Naturschutz gefälligst hinter den Interessen der Deichbauer zurückzustehen habe. Dabei ist die Sache ganz einfach: Bei einer Außendeicherhöhung muß der Naturschutz, sprich die Salzwiesen und das Wattenmeer, Federn lassen -bei der anderen Variante, der Binnendeicherhöhung, müssten die Bauern (für gutes Geld) ihr Land hergeben. Doch das wollen die Bauern anscheinend nicht – dabei geht es doch um „Menschen, Tier und Gut“ !

Klatschende Ohrfeigen

Sicher ist auch, daß die Cäciliengrodener Bürgerinnen bisher noch nicht gelesen haben, warum der BUND recht bekam – nämlich weil die Bezirksregierung einen rechtswidrigen Planfeststellungsbeschluß erlassen hat, einen Beschluß, der die Interessen des Naturschutzes nicht berücksichtigt. Wenn dann auch noch in alter Deichvogtmanier mit dem Bau angefangen, Teile der Salzwiesen zerstört werden, bevor die rechtlichen Fragen abgeklärt sind, dann müßte doch jeder und jedem klar sein, wer hier leichtfertig gegen die Interessen der Bevölkerung vorgeht!
Sich vom Gericht vorwerfen lassen zu müssen, daß der Planfeststellungsbeschluß rechtswidrig sei, weil nicht ausreichend die Möglichkeit einer umweltschonenderen Maßnahme geprüft wurde, ist schon eine deutlich klatschende Ohrfeige. Noch lauter schallt das Echo der Ohrfeige, daß die Bezirksregierung den zu erwartenden Rückbau des Deiches ihrem „eigenen Verhalten zuzuschreiben hat, mit den Baumaßnahmen zu beginnen, obwohl das Verfahren (…) noch nicht abgeschlossen war.“ (Zitate aus dem Beschluß des Verwaltungsgerichtes Oldenburg).

Die Falschen beziehen die Prügel!

Die Transparente der Cäciliengrodener Bürger und Bürgerinnen müßten doch die Leute anprangern, die es hier mit Recht und Gesetz nicht so ganz ernst meinen und dadurch die Krisenstimmung heraufbeschworen haben. Namentlich die Bezirksregierung und die sich allmächtig fühlenden Herren des Küstenschutzes. Aber es ist ja immer viel leichter, gegen den Naturschutz ins Feld zu ziehen, als gegen die großen Leute aus Oldenburg. Dort sollten Ende August die Bürger hinfahren, und denen mit ihren Fackeln ordentlich Feuer unterm Hintern machen!

Nicht nur die Natur ist stumm

Die Salzwiesen gehören zur Ruhezone des Nationalpark Wattenmeer. Beinahe in Sichtweite der Nationalparkverwaltung beginnen die Bagger ihr Zerstörungswerk. Der zwangsläufig zu erwartende Aufschrei der Nationalparkhüter bleibt jedoch aus – in der Virchowstraße bleibt man stumm. Ist das Amt vielleicht mit den falschen Leuten besetzt, mit Leuten, die ihre Aufgaben nicht so ganz ernst nehmen? Weit gefehlt! Die Nationalparkverwaltung ist eine Dienststelle der Bezirksregierung Weser-Ems. Und wie es sich für eine gute Einheitsbehörde gehört, hat der Natur- und Umweltschutz gefälligst stumm zu sein, wenn andere Dienststellen federführend ihre “ Sachen“ durchziehen wollen.

Hannes Klöpper

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