Gemeinsame Wahrheitsfindung
Wilhelmshavener BürgerInnen zeigen großes Interesse an antifaschistischer Arbeit
(iz) Anläßlich des 50. Jahrestages des Endes des 2. Weltkrieges und der faschistischen Gewaltherrschaft hatte das Antifaschistische Bündnis Wilhelmshaven statt hehrer Worte und hohler Sektempfänge handfeste Informationsveranstaltungen auf die Beine gestellt.
Unter anderem wurde aus einem Warschauer Archiv ein Film über den Einmarsch der polnischen Armee in Ostfriesland mit Zielpunkt Wilhelmshaven beschafft, übersetzt und der historische Hintergrund aufgearbeitet. Die erste Vorführung mit begleitenden Vorträgen und Diskussion stieß auf so großes Interesse, daß auf vielfachen Wunsch jener, die bis auf die Straße Schlange vorm überfüllten Saal standen, eine zweite Aufführung stattfand. Insgesamt konnten so etwa 200 interessierte Bürgerinnen gemeinsam ihre Geschichte aufarbeiten. Vor allem Ältere lieferten wertvolle Hinweise zu historischen Plätzen und Ereignissen jener Tage im Mai 1945.
entpuppten sich die offiziellen VertreterInnen der Stadt Wilhelmshaven: Trotz der für beide Abende ausgesprochenen Einladungen hielten diese es nicht für nötig, auf einer der Veranstaltungen zu erscheinen.
Auch andere Veranstaltungen, wie die Vorträge des Historikers Hans Coppi, Spezialist für das grausige Kapitel „Reichskriegsgericht“, und des Wehrmachtsdeserteurs Graf von EinsiedeI, stießen auf reges Interesse an Information und Diskussion. Bündnismitglied Rolf Meier steuerte mit seinem Video „Max Bastian in Wilhelmshaven“ lokale Hintergrundinformationen bei. Da konnten Lokal- und Regionalpresse nicht umhin, ungeachtet personenbezogener Vorurteile gegen Bündnismitglieder, um der guten Sache und des nicht zu verleugnenden öffentlichen Interesses Willen, Vorankündigungen und Kritiken der Veranstaltungen des Antifaschistischen Bündnisses angemessenen Platz einzuräumen.
Die Bündnisgegner haben dabei wohl am meisten Federn gelassen. Dem Bündnis selbst jedoch geht es einzig um die Sache, nicht um einen von den Gegnern provozierten Kleinkrieg oder eine „Rehabilitierung“. Was zählt, ist ein offensichtlich großes Interesse der BürgerInnen. So ist es zweitrangig, aber trotzdem wünschenswert, daß sich die offiziellen Meinungsmacher dieser Stadt ebenfalls (wieder) dem gemeinsamen antifaschistischen Kampf anschließen.
Offenen Worten sollen Taten folgen. So besuchte das Bündnis die weitgehend unbeachtete letzte Ruhestätte der Opfer der Wehrmachts-Unrechtssprechung auf dem Friedhof Aldenburg und den ehemaligen Schießplatz an der Freiligrathstraße, auf dem sie ermordet wurden. Namen und Schicksale dieser Menschen wurden vor Ort und durch Studium noch vorhandener Dokumente nachrecherchiert. Diese Schicksale sollen nun durch Gedenksteine bzw. -stätten allgegenwärtiger Bestandteil im öffentlichen Bewusstsein dieser Stadt werden. Einem entsprechenden Antrag des Antifaschistischen Bündnisses hat der Kulturausschuß des Rates der Stadt in seiner letzten Sitzung einhellig zugestimmt.
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