Zapfenstreich
Jun 032003
 

Zurück zu den Wurzeln

Zum 50. Jahrestag der Wiedergründung des Deutschen Marinebundes und gleichzeitig zum 155. Geburtstag der Deutschen Marine findet auf dem Rathausplatz ein großer Zapfenstreich statt.

Der Große Zapfenstreich wird von einem Spielmannszug und einem Musikkorps gemeinsam ausgeführt, die von zwei Zügen unter Gewehr und von Fackelträgern begleitet werden. Führer des Großen Zapfenstreiches ist ein Truppenoffizier, der mindestens im Range eines Stabsoffiziers steht und die für den Großen Zapfenstreich angeordneten Kommandos gibt. Die musikalische Leitung obliegt dem Chef des Musikkorps.
Der Große Zapfenstreich marschiert unter den Klängen des „Yorckschen Marsches“ auf. Nach dem Einnehmen und Ausrichten der Formation folgt die Meldung an die zu ehrende Persönlichkeit.
Daran schließt sich eine Serenade an, die üblicherweise aus drei Musikstücken besteht.
Anschließend lässt der Führer des Großen Zapfenstreiches die Formation stillstehen. Es folgt der Große Zapfenstreich: Locken zum Zapfenstreich, Zapfenstreichmarsch, Retraite, Zeichen zum Gebet, Gebet, Abschlagen nach dem Gebet, Ruf nach dem Gebet, Nationalhymne.
Beim anschließenden Gebet wird der Helm auf Kommando abgenommen.
Nach der Nationalhymne erfolgt die Abmeldung des Großen Zapfenstreiches, der dann unter den Klängen des „Zapfenstreichmarsches“ ausmarschiert. (aus: Der Große Zapfenstreich, herausgegeben vom Bundesverteidigungsministerium)
Schon beim Lesen dieser Beschreibung laufen einem kalte Schauer über den Rücken. Doch auch das ist in Deutschland wieder ‚in’ – öffentliche Gelöbnisse und Zapfenstreiche gehören heute zum Standardprogramm der Werbestrategen des Bundesverteidigungsministeriums.
Aber es regt sich auch Widerstand gegen dieses militaristische Brimborium – ein Bündnis hat sich zusammen gefunden und will mit Phantasie seine Sicht der Dinge am 14. Juni präsentieren. Auf einer Internetseite des Bündnisses heißt es:
Vertreter von Politik und Militär wollen am 14.06.2003 auf dem Rathausplatz den Abschluss des sogenannten „Jadevertrags“, der den Bau Wilhelmshavens als Kriegshafen besiegelte, zelebrieren.
Dazu haben sie sich eine Zeremonie ausgesucht, die nur zu gut zu dieser Stadt passt, die ja in ihrer 150jährigen Geschichte Ausgangspunkt für die mörderischen Seegefechte zweier Weltkriege sein durfte und auch heute noch massiv von Korpsgeist und Kriegsbegeisterung geprägt ist: den „großen Zapfenstreich“.
Dieses alte militaristische Ritual, das auf die Zeit Friedrich Wilhelms des Dritten zurückgeht, stellt, so die Homepage der Bundeswehr, eine „ungebrochene Tradition“ dar. Mit Fackeln, Pauken und Trompeten marschiert ein Haufen uniformierter Clowns auf, musiziert und „betet“, marschiert und steht stramm.
Dieses Ritual, auf dessen traditionellen Charakter die Bundeswehr offensichtlich besonders stolz ist, soll nun am 14.6.03 einen der Höhepunkte der wochenlangen Feiern zum „Stadtgeburtstag“ darstellen. Das ist Militarismus pur!
Und das werden wir nicht ohne Protest dulden!“ (hk)

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