Weibliche Soldaten
Mrz 012001
 

Soldat_in

Diskriminierendes Anhängsel?

Ich musste den Artikel mehrere Male lesen, bis ich die Aussage verstand: „Warum sollen plötzlich neue Regeln gelten?“, fragen vier Soldatinnen des Marinestandortsanitätszentrums (WZ vom 23.02.01).

Sie ärgern sich über den „Riesen-Buhei“ angesichts des Einzugs von Frauen in die kämpfende Truppe, betonen, dass auch sie an der Waffe ausgebildet sind, fürchten um den Ruf, den sie sich aufgebaut haben und davor, plötzlich als „Weicheier“ zu gelten.
Und sie ärgern sich sehr über die Bezeichnung „Soldatin“, fühlen sich durch das angehängte „-in“ verniedlicht, bestehen auf der korrekten Bezeichnung „weibliche Soldaten“.

Ich bin gut zwanzig Jahre älter als diese Frauen und gehöre zu denen, die seit zwanzig Jahren darum streiten, dass weibliche Bezeichnungen verwendet werden, wenn von Frauen die Rede ist. Und soweit ich weiß, bin ich damit alles andere als allein. Ja, und ganz ehrlich: Ich war verblüfft über das Anliegen der Soldatinnen.

Im Deutschen heißt es „der Soldat“, und in den Köpfen der weitaus meisten Deutschen stimmt hier das grammatische mit dem biologischen Geschlecht überein – wenn von einem Soldaten die Rede ist, denken wir automatisch an einen Mann. Ich kann mir schwer vorstellen, Soldatin zu sein, aber ich bin so einiges andere, u.a. Wilhelmshavenerin, Lehrerin und Redakteurin des Gegenwind, und mir liegt daran, dass in jedem Zusammenhang, in dem ich lebe, arbeite, auftrete, klar ist, dass ich eine Frau bin. Für mich heißt das, dass ich auf der korrekten Bezeichnung mit der Endung –in bestehe, wenn von mir die Rede ist. Für die „weiblichen Soldaten“ (entschuldigt bitte die Gänsebeine, Mädels – ich schaffe es nicht, so etwas ernsthaft auszusprechen der aufzuschreiben!), von denen im Artikel die Rede ist, scheint ihre Funktion wichtiger zu sein als ihr biologisches Geschlecht. Ich frage mich, ob es etwas mit ihrem Arbeitsplatz zu tun hat, dass sie diese Gewichtung vornehmen. Vielleicht geht es in einem von Männern dominierten Bereich gar nichts anders; vielleicht haben diese Frauen durch ihre männlichen Kollegen deutlich gemacht bekommen, dass sie nur als „weibliche Männer“ ernst genommen werden. Aber um Himmels Willen, warum tragen sie diese Beschädigung ihrer Identität öffentlich als Anspruch vor???

Anette Nowak

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