Sehr geehrten Herrn Schäffrehdacktöhr!
Nehmen Sie das man blohs nich so ernst mit der Anrede – anners als Leute, die ich Ihnen sagen könnte, weiß ich nämmich, was sich gehört. Wie kommen Sie eintlich dazu, die Kohrresponndentz von meiner armen Schwester Wilma so an die Öffendlichkeit zu zerren? Nich genuch damit, dass Sie jahrelang meine Briefe an mein liebn Kuddl abgefangen haben und wir deswegen schon auswandern mussten – nu lassen Sie auch noch Wilma vor den ganzen Leuten rumjaueln, wo doch damals inner Volksschule unser Frollein schon immer zu Wilmas Aufsätzen gesacht hat, dasse darin von Kuchenbacken auf Arschbacken kommt und unsere Eltern ihr das ganze Riechsalz und den Licköhr gahnich bezahlen könnten, den sie für Wilmas Geschreibe zu lesen immer bräuchte. Also nochmal: Was fällt Ihnen eintlich ein? Damit muss jetzt Schluss sein, sonst mach ich Ernst! Glauben Sie man blohs nich, wen Sie vor sich haben!Und isja auch nich so, dass es nich genuch annere Prohblehme geben würde – ich will ja gahnich davon reden, dasse da oben nich mehr wissen, obse nu die Ennpehdee oder gleich den Verfassungsschutz verbieten sollen oder dass wir als einzieges Land in Eurohpa einen Selbstverteidigungsminisster haben oder dasse nu endlich rausgekricht haben, dass die Arbeitsämter dazu da sind, dasse sich selbst beschäftigen – nee, hier, in unserer eintlich ja ganz netten Stadt gips doch wohl genuch anneres als meine arme Schwester, worum sich Ihr Blättchen kümmern kann!
Wo ich grade beim Arbeitsamt bin – unser plietscher Schäff davon, der Lienau, der hat ja als erster erkannt, warum nix funcktzjoniert bei denen, hatter nämmich gesagt, dasses ja alles gantz furchbar is was der Rechnungshof so rausgekricht hat, aber „wer die Strucktuhr der Arbeitslohsen kenne, der wisse, wo es hake“ – und genau so isses ja! Wenn die gantzen Arbeitslohsen nich wärn, dann liefs doch priemah bei den Arbeitsämtern! Und grade hier hamse sich beim Arbeitsamt ja immer so viel Mühe gegeben, alles so fein renohwiehrt und überall so schöne Kompjuter hingestellt, in denen jahrelang die gantzen schönen Stellenangebohte aufbewahrt werden – nee, was die Menschen doch undankbar sind, und die Arbeitslohsen besonners.
Annere öffendliche Einrichtungen hamja auch so ihre Problehme. Steh ich zum Beischpiel neulich wieder mal so schön inner Schlange beim Sörwiss-Zentah, was früher die Hauptpost war, – gefällt mir ja immer gut da, haste immer genuch Zeit zum Klöhnen mit denen vor dir und hinter dir, manchmal musste ehm Platz frei halten, wenn einer mal muss, das fördert die Gemeinschaft und freu ich mich immer schon auf ein schönes Stündchen, wenn ich mal wieder son Paket für mein Kuddl fertich hab. Blohs mit dem Sörviss klappts ja noch überhaupt nich – hab ich ja gedacht, dass da immer son Kellner anner Schlange lang geht, mit Kaffee und Schnittchen und vielleicht nochn Massöhr, weil alle können das ja nich so gut ab mit dem langen Stehn – is aber bis jetzt noch nie jemand gekommen. Also, ich find ja, wennse sich schon son ammeriekahnischen Namen geben, dann solltense das mitter ammeriekahnischen Sörwissfielohsoofie auch ernst nehmen, annererseits klappt das ja schon bei Wohl Mart nich so richtig.
Vielleicht können die vom Sörwiss-Zentah sich mal was vonnen russischen Mitbürgern abkucken – da hat son Laden inner Werftstraße aufgemacht, der heißt Micksmarkt oder so und war ich bei der Eröffnung dabei, da gaps Seckt und Wodka und tohtahl intressannte Schpehzjalietähten, so Meis mit Zucker und so -–nu, wo wir kein kalten Kriech mehr haben, isja son büschen ammeriekahnisch-russische Konnkuhrenntz mit den Mitteln vonner Marktwirtschaft gut für uns gelackmeierte Verbraucher – oder was meinen Sie, Herr Schäffredacktöhr? Hamse sich da überhaupt schon mal Gedanken drüber gemacht? Und dann hab ich dazu ja nochn Verdacht: Hatt ich doch neulich son Schrieb im Kasten vonnem ‚Verein Deutsche Sprache‘, Rehgjonahlgruppe Wilhelmshaven, die wolln keine fremden Wörter mehr bei uns haben. Hatt ich noch gahnich richtig drüber nachgedacht, da hatte mein Nachbahr, der Jann – nich der ausser Wehzett, der käm ja auf sowas gahnich – schon bei denen angerufen und gefracht, wasse denn eintlich so tun wollten. Hatt der am Tehlefohn zu ihm gesacht, das wüsst er auch nich so genau, das wär die Sache von ihrem Redacktöhr. Hatt mein Nachbahr Jann gesacht, Redacktöhr wär ja nu eintlich auch nich son richtiges deutsches Wort. Sacht dann der am Tehlefohn, das machte nix, sie wärn ja blohs gegen die englischen Wörter. Hatt mein Nachbahr dann noch drauf hingewiesen, dass man ‚deutsche‘ in ‚deutsche Sprache‘ klein schreiben muss, nacher Rechtschreipreforrm sowieso. Sacht der Tehlefohnist doch, so gut würd er sich damit auch nicht auskennen! Na, klingelts, Herr Schäffrehdacktöhr? Wenn der Verein man nicht die ideeolohgische Bahsisgruppe zu dem Micksmarkt is, kennen sich mit Deutsch nich so richtig aus, wollen Englisch wechhaben – sowas sollten Sie mal untersuchen, anstatt dauernd Wilma und meine Fahmielje zu blahmieren!
Oder das mittem Küstenmusehjum oder was noch dahvonn da is. Gips ja nu ne neue „Projäcktmänädscherin“ zu, die wie unser Dockter Grauel sacht, weiß, „wie ein Museum aussehen soll“. Hoffen wir das mal, er weiß es nämmich ja wohl nich, obwohl er ja doch eintlich der Kulltuhrschäff hier is, aber mann kann ja auch nich alles gleichzeitich wissen, isja blohs menschlich, und hatt er zwahrn Dockter, aber ja ebend nich fürs Küstenmuhsejum. Aber kanner ja noch machen, und da is mir doch gleich ne gute Ideh gekommen, und zwar als ich im Pumpwerk bei Karl Dall war, dasja son ganz dünahmischer geworden, mit viel pohpuhlährem Prohfiel, wie man heute so sacht. Also, die Idee geht so: Wir geben dem Grauel nochmal son büschen Zeit, nochn Dockter zu machen, damit er sich dann besser auskennt, und in der Zeit macht Karl Dall den Kulltuhrschäff, kann für uns blohs gut sein und muss man am Namensschild vonnem Bühroh nur wenig Buchstahben ändern. Ich wird das mal inner Fragestunde vom Rat einreichen, in dreifacher Ausfertigung und rechtzeitig – isja ne gute neue Einrichtung das, so werden die Pohlieticker nich mit Fragen überrascht, auf diese keine Antwort wissen und dann vorm mündigen Bürger dumm dastehn. Sowas mögen wir Bürger nämmich nich und wähln die dann nich wieder, und das mögen dann die Pohlieticker nich und deswegen isses so für alle am besten.
Wie gut das wäre, wenn man auf alles ne orntliche Antwort wüsste, hat ja auch der Pressesprecher vonner Stadt, der Konncken oder so, wieder mal gezeicht, als es um das Flüchtlingswohnheim am Pumpwerk ging, wos keine Heitzung, kein Telefohn und nix zum Putzen gipt. Hatt er in som Interwjuh gesacht, dass das alles inntärn geregelt wird und das Gantze die supjäcktiewe Wahrnehmung des Hausmeisters wäre. Nu frach ich Sie, Herr Schäffrehdacktöhr – isses nich gefährlich, wenn mann jemand mit soner gestöhrten Wahrnehmung an soner wichtigen Stelle beschäftigt? Wenn einer keine Putzmittel sieht, wo welche sind, oder ein Tehlefohn einfach injoriehrt, wenns da doch steht, und friert, obwohl doch die Heizung ballert wie nix Gutes? Is so jemand im öffentlichen Dienst nichn Riesickofacktohr? Da weiß ich doch gahnich, um wen ich mir zuerst Sorgen machen soll, um den verrückten Hausmeister oder um den Konncken.
Sehn Sie, Herr Schäffredacktöhr, worum Sie sich alles kümmern könnten, anstatt um meine Intiemihtähten? Ganz zu schweigen vonnem neuen Offschohr-Windpark, der so gut für die Fische is, weilse sich da so schön vor den Fischern verstecken können – war ja son Bild von inner Wehzett, sah richtig gut aus, wie in diesem Film von dem Käwinn Kostner, ‚Wohterwörld‘, keine Ahnung, warum den damals keiner sehn wollte. Und wassis mitter Nordsee-Passahsche? Freunse sich jetzt alle, dasse schreiben können, dass der letzte Glantz da nu von ab is – wann warn der da, außer zu Weihnachten? Gips dafür da aber jetzt sone schöne Ausstellung mit Fohtohs vonnen Fuffziegern und zeicht das ja endlich mal, wo sich diese Stadt hin orjentiert und is das auch gut so, damals gaps keine Prohblehme mit Sörwiss-Zentahs und die Flüchtlinge waren unsre eigenen und konnten zuhause wohnen, ohne dasse inntärne Schwierichkeiten mitter Stadt krichten.
So, nu muss ich aber mal sehn, dass ich mich zum Frühjahrsputz irgendwo anmelde, Wilma nehm ich mit, damitse ihren Kopf mal son büschen durchlüften kann – und zum letzten Mal, Herr Schäffredacktöhr, Finger wech von meiner Schwester, sonst bin ich die längste Zeit gewesen
Ihr Theda!
(und glaubense blohs nich, dass ich Ihnen sage, wo ich wohne!)
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