Hallo, Herr Schäffredacktöhr!
Nu wollt ich mich ja auch mal wieder melden, bin ja vonner Kuhr zurück. Und les ich doch gleich inner Wehzett, dass unsere Schäffs vonner Stadt nu Angst haben, dass wir zu viel schrumpfen, also nich wir diereckt, obwohl das für Wilma ja gah nich mal so schlecht wär, son büschen schrumpfen, aber mehr umme Tallje, nee, die Stadt als solche, also auch nicht die Stadt diereckt, aber wir als Bevöllkerung. Sind wir nämmich nur noch 77 000, obwohl ich das ja auch nich glaub, wo sind die denn immer alle? Jedenfalls denken die Schäffs vonner Stadt, besonders dieser Kottzeck, vom Bau is der ja wohl, dass das nu langsam gefährlich wird, weil sie ja bald niemanden mehr zu verwalten haben, wenn das so weitergeht. Hatter aber auch gleich son paar ganz gute Ideen, muss man blohs als aufgeklährter Bürger mal son büschen weiterdenken, weil dafür ham die Schäffs ja meist keine Zeit, wegen dem Rehpressentieren.
Passense mal auf, das geht nämmich so: „Schrumpfung heißt Priejoritehtensätzung“ hat dieser Kerl vom Bau gesagt und son annerer hat gemeint, man müsse Gebäude ja nu mal langsam flecksibler nutzen, aussem Kindergarten mal einfach son Senjohrentreff machen und stattem neuen Bad am Sportfohrum ein Spahsbad für Senjohren anner Schleuseninsel hinstellen. Das ist doch Klasse gedacht, ne? Hamse nämmich gemerkt, dass, wennse hier sowieso keine Kinder mehr machen, man einfach die Priejohritehten auf die Vermehrung vonne alten Leute setzen muss. Und weil das ja bieohlohgisch nicht so richtig hinhauen kann, macht man das eben mit Marcketting. Der vom Bau, der Kottzeck, will jetzt Senjohren aus Schortens abwerben, mit seinem Spahsbad, damit die dann ihren Lebendsabend hier bei uns verbringen und wir aufhören zu schrumpfen.
Und damit die nicht merken, dasse plötzlich in Wilhelmshaven sind, hamse beim Stadtmarcketting einfach den Rüstringer Friesen unkenntlich gemacht – „apstrahiert“ heißt das bei denen, sieht der jetzt aus wien verwehter Flachkopf und kann man eigentlich jeden in erkennen.
Blohs – irgendwann sind die Senjohren aus Schortens ja auch mal aufgebraucht, wennse denn überhaupt alle herwollen, weil gips das Spahsbad ja noch nicht und kannst das ja nu nich über Nacht dahin zaubern. Hätt ich aber gleich ne Idee zu, damitse doch schon schneller kommen können: Kann man ja einfach den Brunnen vor der Sparkasse für den ganzen Spahs nehmen – der blubbert da ja völlig ungenutzt vor sich hin, muss man blohsn kleinen Zaun drum machen, paar Liegestühle – kost nicht viel und sieht gut aus. Und is ja auch für die Senjohren viel besser, is schön flach, schön warm, Kaffee und Kuchen und Karstadt sind nich so weit weg wie auffer Schleuseninsel und die Senjohren merken sofort, dasse noch mitten im Leben sind. Sehnse?
Aber blohs mit denen aus Schortens können wir die Schrumpfung ja nu auch nicht stoppen. Da brauchen wir noch viel mehr, damit unsere Schäffs hier mit dem Verwalten weitermachen können. Heutzutage, hab ich inner Kuhr gelernt, da war son netter Mänädscher, 3. Beipass, aber noch voll dabei, aber nich was Sie schon wieder denken, also heutzutage muss man ja einfach glohbaal denken. Und das hab ich mal getan und Harald Juhnke und der Pabst ham auch geholfen, passense mal auf.
Drauf gekommen bin ich ja, weil der Kottzeck von „Lebendsabend“ gesprochen hat und wenn der vorbei is, dann is duster – aber vorher will mans ja auchn büschen schön haben, egahl, ob man nu promminänt is oder nich. Und da kommt dann auch noch dies schöne neue Mottoh ins Spiel, „Wilhelmshaven lebt“. Ich denk nämmich, dass, wenn Wilhelmshaven schon schrumpft, aber ja noch lebt und die Priejoritehten auffe Senjohren setzen will, dasse das richtig offänsief tun müssen und nich einfach so tuhn, als wenn nachem Lebendsabend nix mehr kommt, muss man blohs das Mottoh son büschen umstellen und erklehren – „Wilhelmshaven lebt: Lebendsabend, bis dass der Tod uns scheidet, aber mit Spahs“, so muss das laufen und da muss man aus ganz Deutschland, ach was, ausser ganzen Welt die Senjohren mit herlocken, damitse hier alle bis zum Schluss Spahs haben können. Und hinterher wird natürlich auch gut für sie gesorgt, zum Beispiel mitter „flecksiblen Gebäudenutzung“ – was meinen Sie denn, wieviele man in soner ehemaligen Jugendherberge aufbahren kann?
Zuerst muss man sich natürlich mal bei den Prommis umsehen, wer denn so in Frage kommt, das wär dann die Aufgabe vonnem Marcketting. Aber meinen Sie nich auch, Herr Schäffrehdacktöhr, dass der Pabst und der Juhnke und der Rainer von Monaco und die Inge Meysel und die Brigitte Mira, dass die das nich richtig schön hier gehabt hätten? Hätten die doch schön in unserm neuen Hotel am Südstrand über die Jade kucken können, ganz komvortahbel und die Seeluft hätte sie ja vielleicht nochn büschen wieder auf Vordermann gebracht. Und Radio Jade könnte man denn umbenennen, so offänsief sümbohlisch, „Radio Styx“ und Fernsehen müsstense dann natürlich auch anfangen, Lethe TV. Ja, und dann würdense die Bilder vonne zufriedenen promminänten Senjohren umme ganze Welt schicken und was glaubense wohl, wie schnell dass hier mittem Schrumpfen vorbei wäre?
Muss man natürlich den Kuhrpark noch son büschen aufmotzen, damit der im Fernsehn gut rüberkommt und beim Hallenbad vielleicht nich grade die Bilder vonnen Klos und den ollen Rohren zeigen, aber so die Prommis im Sparkassen-Spahsbad, das wär doch schon was, oder?
Und nu kommt ja der Kluh vonner ganzen Lösung: Wenn wir Wilhelmshaven zu soner Art Welthospiez ausgebaut haben – ja, was meinense denn, wer dann für die ganzen Senjohren sorgen soll? Die Schäffs vonner Verwaltung? Der Kottzeck? Glaubense ja wohl selbst nich. Nee, dann brauchen wir viele junge Menschen, die die ganzen Senjohren betreuen und abtrocknen und rumfahren, dann werden wir nämmich ein Riesen-Ausbildungstsentrumm für alle möglichen hoch schpetsialisierten Pflegeberufe und Heilberufe und Beerdigigungsberufe, vorzugsweise Seebestattung, weil See ham wir ja genuch. Und plötzlich ham wir dann über die Vermehrung der Senjohren auch wieder die Jungen vermehrt und die tun das dann weiter vom alleine und wir buhmen nur noch so vor uns hin.
Kann natürlich sein, dass wir uns dann ne andere Verwaltung wählen müssen, das wird dann wohl für die, die wir jetzt haben, son büschen zu viel werden und müssen wir Priejohritehten setzen und flecksiebel rehagieren. Aber wo gehobelt wird, da fallen ebend Spehne und wo geklotzt werden muss, braucht man ja mittem Kleckern gahnich erst anfangen, ne?
Ich denk, ich geh jetzt gleich mal zu diesen Stadtmarcketting-Leuten, die sind ja grad dabei sich son Gestaltungshandbuch für den „Kontzern Stadt“ auszudenken – wenn die hören, was ich mir so fürn Kontzern vorstelle, freunse sich bestimmt, könnense nämmich bei dem Buch ne Menge Seiten und Geld für Druck und so sparen, weil is ja so alles viel einfacher und gestaltet sich fast von alleine. Vielleicht wollense mich ja auch gleich als Berahterin dabehalten.
Bis denn, Herr Schäffrehdacktöhr, aber sagen Sie blohs noch nix weiter, vor allem nicht zu Wilma –
Ihr Theda
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