Tauschring
Sep 012003
 

Konkurrenz oder Bereicherung?

Jetzt gibt es neben dem Tauschring auch noch die Tauschbörse

(noa) „Was soll das?“, fragten wir uns, als Ende Juli in „Guten Morgen Sonntag“ und gleich darauf in der „Neuen Rundschau“ über die Gründung einer Tauschbörse berichtet wurde – es gibt doch schon einen Tauschring in Wilhelmshaven. Und wir fragten uns, ob unsere Stadt groß genug für zwei Projekte dieser Art ist.

„Was soll das?“, fragten wir auch Maik Holländer, den Initiator der Tauschbörse. Die Idee, eine Tauschbörse einzurichten, hat er von seiner Bekannten Dana Schlicht, und von jemandem, der nach unserer Kenntnis zu den „gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen“ in dieser Stadt gehört, hat er, wie er uns sagte, erfahren, dass der Tauschring sich gleichzeitig mit der Perspektive aufgelöst habe.
Einiges Geld und sehr viel Zeit hat er in die Vorbereitung seines Projekts in den letzten Monaten investiert. Die Idee, auch mal eben bei jemandem vom Tauschring nachzufragen, ob der sich wirklich aufgelöst hat, ging da total unter.

Der Tauschring

Um das klar zu stellen: Der Tauschring existiert und ist aktiv. Ca. 50 Leute tauschen regelmäßig und rege Dienstleistungen aller Art, treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat um 20 Uhr im Stadtteilhaus F’groden und gelegentlich mal (zuletzt am 23.08.) zu einem Tauschnachmittag im Möbellager von „Wilhelmshavener helfen“ im Textilhof und geben vierteljährlich eine Zeitung heraus, in der man nachlesen kann, wer welche Arbeiten anbietet. Zwischen den Erscheinungsdaten der Zeitung gibt es monatlich ein Blatt, gewissermaßen ein „Update“, in dem neue, zwischenzeitlich reingekommene Angebote veröffentlicht werden. Diese Veröffentlichungen kann man sich im FairMarkt an der Rheinstraße besorgen. Woher das Gerücht kommt, mit der Perspektive sei auch der Tauschring aufgelöst worden, ist unklar; der Umzug von der Perspektive in das Stadtteilhaus F’groden erfolgte schon einige Zeit vor der Auflösung der Perspektive und völlig unabhängig davon.
Anfang des Jahres hat der Tauschring für die schon vorhandenen Mitglieder das Verfahren vereinfacht und sich damit von etwas Verwaltungsarbeit entlastet: Die Mitglieder führen ein Heft über ihre Transaktionen und können ohne Einschaltung der „Verwaltung“ direkt tauschen. Wenn jemand für einen anderen etwas macht, tragen beide Beteiligten das in ihr Heft ein. So kann nicht gemogelt werden. Wer bislang nicht dazugehört, aber mitmachen will, hat natürlich noch kein solches Heft und muss Kontakt unter Tel: 04421/23339 aufnehmen, um in den Tauschring einzusteigen.

Die Tauschbörse – und mehr

Es ist also alles geboten, so scheint es, wozu da noch die Tauschbörse? Nun, Maik Holländer sieht dies Projekt nur als einen von vier Punkten seiner Idee. Er erzählte uns, dass nach seiner Erfahrung nette, hilfsbereite Leute allerorten nur ausgenutzt werden. Und dem will er eine Gemeinschaft von netten Leuten (keine Egoisten – no egos) entgegensetzen. Finden kann man diese werdende Gemeinschaft im Internet unter www.noego.de. Dort findet man außer der Tauschbörse einen Single-Treff, ein Informationsforum und einen Chatroom. (Wir haben spaßeshalber am 18.08. mal reingeschaut und als Thema des Tages im Chat die Frage gefunden, wie man mit der großen Hitze fertig werden kann, haben aber von einer Plauderei darüber abgesehen, weil es zu diesem Zeitpunkt schon seit einer halben Woche angenehmere Temperaturen gab.) Holländer kann Gruppen eigene Chatrooms zur Verfügung stellen, er betreibt einen Chat-Server.
Der offizielle Start von NOEGO war der 1. August, und nach Holländers Angaben hatten sich innerhalb einer Woche schon 25 bis 30 Leute gemeldet – allerdings, so schränkte er auf unsere Nachfrage ein, hat er etwa die Hälfte dieser Leute schon vorher gekannt. 12 AnbieterInnen unterschiedlichster Dienstleistungen, vom Babysitting über Gartenpflege bis zu Malerarbeiten, sind am 18.08. auf der Website zu finden. Wenn man eine dieser Dienstleistungen in Anspruch nehmen will, muss man sich per eMail melden und wird von Maik Holländer erst mal daraufhin geprüft, ob es kein Scherz ist – der Sicherheitsaspekt ist ihm wichtig. Die Schleuse über eine eMail und den persönlichen Kontakt hält er für nötig, um zu verhindern, dass die Internetseite von Scherzbolden zugemüllt wird und damit das Projekt blockiert wird.
Persönliche Kontakte soll es bei den NOEGOS auch geben. Alle 14 Tage treffen sie sich am Sonntagvormittag um 10 Uhr im „Lucky Lothar“ (Mühlenweg/Ecke Gökerstraße) zum Frühstück; der nächste Termin ist der 31. August.
Nach unserem Gespräch mit Maik Holländer gab es erste Kontakte zwischen ihm und dem Tauschring. Zu einer Fusion (eine Idee von Holländer während unseres Gesprächs) wird es wohl nicht kommen – die Mitglieder des Tauschringes haben mehrheitlich keine Internetmöglichkeiten, während die NOEGOS mehr in der virtuellen Welt beheimatet zu sein scheinen. Aber auch in anderen Städten (z.B. in Oldenburg) gibt es zwei Tauschringe, die sich gegenseitig nichts nehmen und die punktuell zusammenarbeiten. Das sollte auch in Wilhelmshaven möglich sein.

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