Nebulöses von der Chemiekante
Seit Jahren bombardiert die chemische Industrie mittels der Wilhelmshavener Zeitung die BürgerInnen mit immer der gleichen Geschichte: Ineos, EVC, ICI will 1,5 Milliarden investieren, aber nur wenn (die folgende Aufzählung ist austauschbar und wird beliebig eingesetzt) der JadeWeserPort gebaut wird, eine Produkten-Pipeline ins Ruhrgebiet gebaut wird bzw. (momentan der Renner!) die Energiekosten drastisch gesenkt werden.
Das Ineos-Chlorgaswerk auf dem Rüstersieler Groden ist ein wahrhafter Stromfresser und war gerade deswegen vor wenigen Jahren noch heiß umstritten. Heute ist das natürlich anders – Umweltschutz und Energiesparen sind out!
Interessant ist, mit welchen Zahlen besonders Ineos-Chef Hans-Peter Kramer jongliert: Im Jahre 2002 musste Ineos 2,1 Millionen Euro Energiesteuer zahlen (WZ vom 9.5.2003). Einige Monate später, im August 2003, war dann plötzlich in der Zeitung zu lesen, dass er momentan nur unglaubliche 300.000 Euro pro Jahr zahlen muss.
Im Mai erwartete Kramer allerdings eine Erhöhung auf 3 Millionen pro Jahr, im Juli erwartete er eine Erhöhung um 3,1 Millionen und im August waren es dann schon 6,15 bis 10,25 Millionen. Ein Verwirrspiel ohnegleichen!
Was steckt hinter der Investition von 1,5 Milliarden durch die chemische Industrie in Wilhelmshavens Norden? In keinem der Artikel in der Wilhelmshavener Zeitung war darauf ein konkreter Hinweis zu finden.
Nach unseren Recherchen geht es dabei um den Ersatz der alten Alusuisse-Anlage durch einen Neubau auf dem Gelände von ICI/EVC (250 Millionen Euro), den Bau einer Pipeline nach Marl (150 Millionen Euro) und den Bau eines Crackers (750 Mio.) bei der Wilhelmshavener Raffineriegesellschaft (der vom damaligen Beta-Boss van Weelden bereits 1991 angekündigt wurde).
Es geht also nicht um irgendwelche neuen Projekte – es geht um Projekte, die die chemische Industrie z.T. schon seit Jahrzehnten verwirklichen will und die ja aus unterschiedlichsten Erwägungen heraus durchaus sinnvoll sein können.
Warum geht die chemische Industrie nicht dran und schafft sich eine eigene Energieerzeugung? Brennstoffe dafür wird sie sicherlich im Abfall der Raffinerie genug finden. Wie sagte Hans van Weelden vor 8 Jahren zum Gegenwind? „Und nun hat die Beta vor, dieses Residue (Rückstände aus der Raffinerie-hk) in einer eigenen Vergasungsanlage unter Hochdruck sowie Einspritzung von Wasser in Gas umzuwandeln. Dieses synthetische Produkt soll dann eine Kraftwerksturbine antreiben und 700 Megawatt (MW) Strom erzeugen. Diese kombinierte Crack-/Kraftanlage hat einen höheren Wirkungsgrad als ein konventionelles Kraftwerk und Emissionen, die erheblich niedriger liegen.“
Fehlen Wilhelmshavens Industrie vielleicht die Macher, gibt es hier nur noch Leute, die sich alles vom Steuerzahler bezahlen lassen wollen?
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