Die beste Möglichkeit
GNU kontra WHV: Umweltschützer fordern gemeinsame Initiative von Politik und Hafenwirtschaft
(hk) Die Natur- und Umweltschutzorganisationen fordern Landstrom u.a. für die Schiffe am JadeWeserPort (siehe Gegenwind 238ff ). Nicht damit einverstanden ist, wie nicht anders zu erwarten, die Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung (WHV). Die Begründungen für die Ablehnung sind weit hergeholt und halten keiner Überprüfung stand. Wir zitieren aus der Antwort der Gemeinschaft der regionalen Natur- und Umweltschutzvereine (GNU) auf die Ausführungen der WHV-Vertreter Niemann und Holzhausen.
„Durch den erwarteten Schiffstransport von Containern nach Wilhelmshaven werden sich die zukünftig auf die Jade-Region zukommenden Schadstoffbelastungen weiter erhöhen. Der den Schiffen erlaubte Brennstoffeinsatz mit einem 1,5%igen Schwefelgehalt beim Befahren von Nord- und Ostsee ist noch viel zu hoch. Ob es gelingt, ihn bis 2018 weiter zu senken, ist selbst für die ‚International Maritime Organisation’ (IMO) ungewiss. Auch der von der EU ab 2010 für die in EU-Häfen liegenden Schiffe vorgegebene Anteil von 0,1% Schwefel im Schiffskraftstoff liegt immer noch hundertmal über dem Anteil in den an Kfz-Tankstellen angebotenen Kraftstoffen. Nach unserer Berechnung würden künftig vier am JWP liegende Schiffe so viel Schwefel in die Luft blasen wie rund 45.000 Mittelklassewagen.
Außerdem sind im Gegensatz sowohl zum Straßenverkehr als auch zu den Kohlekraftwerken keine Grenzwerte für die Schiffsemissionen von Stickoxiden, Kohlenwasserstoffen und Feinstäuben in Sicht – geschweige denn rechtsverbindlich. Dagegen werden diese Grenzwerte im Straßenverkehr im Rahmen des EU-Programms ‚Euro 6‘ schrittweise weiter abgesenkt.
Auch deshalb sollten die Motorgeneratoren der Containerschiffe am JadeWeserPort (JWP) abgestellt und die Schiffe mit Strom von Land versorgt werden. Strom aus der Steckdose wird künftig immer sauberer, weil der Anteil emissionsfreier Stromproduzenten an Land und auf See ansteigt und diese bei der Einspeisung in das Stromnetz Vorrang genießen.
Wir wollen nicht verhehlen, dass auf dem Wege zur Realisierung noch einige Hürden zu überwinden sind, so z.B. der finanzielle Aufwand, Schiffe für die Aufnahme von Landstrom um- bzw. auszurüsten. Ein Lösungsansatz wäre, den Strombezug durch Steuerbefreiung kostenneutral zu gestalten.
Die Bedenken der WHV bezüglich ‚…der extrem hohen Bedarfsschwankungen in der Praxis des Löschvorganges von Schiffen‘ müssen bei der Planung beachtet werden. Die damit verbundenen Aufgaben sollten jedoch technisch lösbar sein. Denn seit elektrischer Strom fließt, wird die notwendige Balance zwischen Stromproduktion und Strombedarf durch die Regeltechnik hergestellt. Für extrem hohe Bedarfsschwankungen wird sogar eine Minutenreserve vorgehalten. (…)
Natürlich sollte man keine Möglichkeit der Schadstoffreduzierung von Schiffen aus dem Auge verlieren. Es ist jedoch zu prüfen, wie effektiv sie sind, wie viele Jahre bis zu deren Umsetzung ins Land gehen und was sie kosten. (…) Doch selbst wenn es solche neuen Technologien nach Jahren auf die Agenda der IMO schaffen sollten, dauert es dann für gewöhnlich noch mal locker ein Jahrzehnt bis zum Inkrafttreten nach Völkerrecht. Die Durchsetzung der Landstromversorgung erscheint dagegen relativ einfach zu sein. Eine internationale Normierung der Stromanschlüsse steht vor der Tür. In einigen Häfen hat man nicht darauf gewartet. Jüngst hat Antwerpen sogar mit der Landstromversorgung von Containerschiffen einer Schifffahrtslinie begonnen. (…)
Die EU hält entgegen anders lautender Meldungen an der Landstromversorgung fest. Auch der Germanische Lloyd kommt in seiner Studie ‚Verringerung der Emissionen von Kreuzfahrtschiffen in Hamburg‘ für die Hansestadt Hamburg trotz akribischer Aufzählung der zu bewältigenden Probleme zu dem Ergebnis, dass die ‚…Versorgung der Schiffe mit Landstrom im Vergleich als die derzeit beste Möglichkeit zum Ersatz von dieselgetriebenen Schiffsgeneratoren (erscheint)‘. Daraus schlussfolgernd sollten alle Gutwilligen zum Wohle der in der Jade-Region lebenden Bürger und deren Gästen die Landstromversorgung mit Schwung vorantreiben. Das Beispiel Antwerpen sollte Ansporn für eine gemeinsame Initiative von Politik und Hafenwirtschaft zur Ebnung des Weges für eine Landstromversorgung zunächst von Schiffen am JWP sein – zumal mit einer baldigen internationalen Standardisierung der Stromanschlusskomponenten zu rechnen ist.“
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