Rechtschreibung
Apr 292005
 

Zu spät!

Dass ich mal einer Meinung mit einem CSU-Politiker sein würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Hans Zehetmair, früherer bayerischer Wissenschaftsminister, findet an der Rechtschreibreform dieselben Sachen doof, die auch mir missfallen.

Anders als ich hat er aber Einfluss, weil er dem Rat für deutsche Rechtschreibung vorsitzt. Und nun sollen die schrecklichsten Punkte der Reform zurückgenommen werden. Wir werden wahrscheinlich wieder „auseinandersetzen“ statt „auseinander setzen“ schreiben dürfen, wenn wir damit sagen wollen, dass wir nicht etwa zwei störende Schüler auseinander setzen, sondern eine Auseinandersetzung führen. Zum Schuljahrsbeginn 2005 soll die Reform nach einer mehrjährigen Übergangsfrist nun so richtig gültig werden, ist aber noch nicht fertig reformiert. Es wird also „Verwirrung um die Schreibreform“ geben („WZ“ vom 13.04.05). Ach herrje!
Also: Für mich persönlich als Gegenwind-Korrekturleserin kommt die Reform der Reform zu spät. Meine Mit-RedakteurInnen sind schon auf Auseinanderschreibung aller möglicher früher (und zum großen Teil auch nach der Reform noch) zusammengeschriebenen Wörter abgerichtet und bereiten mir viel Arbeit (weil ich so manches Wort vorsichtshalber doch lieber nachschaue), und nachdem ich mir zur Reform erstmalig im Leben einen Duden kaufen musste, werde ich dann bald wieder einen kaufen müssen, weil man ja nie weiß, ob dann alles sinnvoll und logisch geregelt sein wird.
Und wozu Reform und Re-Reform? Die Leute schreiben doch sowieso nur so richtig, wie sie es eben können. Beim Aussortieren der „WZ“ sind mir heute Morgen, ohne dass ich gezielt nach Fehlern gesucht hätte, zufällig ein „Fussball“ (war schon immer „Fußball“ und bleibt „Fußball“) und „aufwendig“ (sollte jetzt „aufwändig“ geschrieben werden) aufgefallen. Und wie schlimm ist das? Solange ich einen Text auf Anhieb verstehe, ist es mir völlig egal, wie viele Fehler er enthält!

Anette Nowak

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