alpha-Netz
Jan 302018
 

(red) Schätzungsweise 7000 Wilhelmshavener*innen sind „funktionale Analphabeten“. Mit verschiedenen niedrigschwelligen Angeboten will das neu gegründete alpha-Netz die Betroffenen ans Lesen und Schreiben heranführen.

Bücher. Foto: Gegenwind

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Foto: Gegenwind

Buchstäblich abgehängt: 7,5 Millionen erwachsene Deutsche im erwerbsfähigen Alter können nicht gut lesen und schreiben. Sie können Buchstaben erkennen und ihren Namen und einige Wörter schreiben, aber den Sinnzusammenhang ganzer Texte nicht erfassen. Diese Menschen – im Fachjargon heißen sie „funktionale Analphabeten“ – sind keinesfalls „dumm“. Sie können auch in einem Beruf tätig sein, der wenige Lese- und Schreibkenntnisse erfordert. Nicht wenige schaffen es, über viele Jahre ihre Lese- und Schreibschwäche zu kaschieren, auch mit Hilfe von Freunden, oder Ehepartnern oder Kolleg*innen.

Analphabetismus hat viele verschiedene Ursachen. Es gibt keinen Grund, sich für Schreib- und Leseschwächen zu schämen. Immerhin sind etwa 14% der Deutschen davon betroffen! Und es ist niemals zu spät, niemand ist zu alt, um sich die fehlenden Kenntnisse doch noch anzueignen.

In diesem Sinne haben das Bundesfamilienministerium und das Bundesbildungsministerium gemeinsam ein Programm zur Förderung von Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen bei Erwachsenen aufgelegt. Jährlich stehen etwa 2 Millionen Euro zur Verfügung. Projektpartner vor Ort sind bundesweit 170 Mehrgenerationenhäuser. Hier ist die Schwellenangst, einzutreten und mitzumachen, geringer als in einer klassischen Bildungseinrichtung.

In Wilhelmshaven ist das Mehrgenerationenhaus im Gemeindehaus der Banter Kirche Anlaufpunkt. Zum sogenannten alpha-Netz Wilhelmshaven gehören außerdem die Volkshochschule, das Büro für Leichte Sprache der GPS und die Stadtbücherei. Um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert sich die Journalisten Katharina Guleikoff. Ab dem 12. Februar werden im Mehrgenerationenhaus Alphabetisierungs-Kurse angeboten. Los geht es am 12. Februar. Dazu gibt es jede Woche Montag und Donnerstag von 16-17 Uhr ein Lerncafé. Hier können Menschen einfach hinkommen und sich über das Thema informieren. Reinschnuppern verpflichtet nicht zur Teilnahme!

Veranstaltungstipp

Uwe Boldt ist einer von 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland. In der Schule wurde er in die letzte Reihe abgeschoben, war neun Jahre dort, wurde dann Hafenarbeiter im Hamburger Hafen. Das alles ohne richtig lesen und schreiben zu können. Heute ist er Botschafter des Bundesverbandes für Alphabetisierung und lernt lesen und schreiben. Er hat es geschafft! Über seinen langen Weg dorthin berichtet Uwe Boldt am Montag, 5. Februar 2018, im Mehrgenerationenhaus (Werftstraße 75, neben der Banter Kirche, Beginn: 19 Uhr).

Zu dieser kostenlosen Infoveranstaltung sind Multiplikatoren aus den Bereichen Schulen, Strafvollzug, Jugend und Soziales sowie für alle, die sich für das Thema interessieren, herzlich eingeladen. Dazu gibt es umfangreiche Informationen zum Thema: „Buchstäblich abgehängt. Erkennen, Ansprechen und Motivieren von funktionalen Analphabeten“.

 

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