Verlässliche Grundschule
Aug 022000
 

Verlässliche und verlassene Schulen

Wird die volle Unterrichtsversorgung an den verlässlichen Grundschulen die Versorgung anderer Schulen senken?

(noa) Am 24. August beginnt das neue Schuljahr. Dann werden acht Grundschulen in Wilhelmshaven „verlässlich“ sein. Diese Schulen werden die einzigen mit voller Unterrichtsversorgung nach der Stundentafel laut Schulverwaltungsblatt sein. Das ist im Augenblick die einzige sichere Information – alles andere bleibt abzuwarten.

„Fassungslos und mit Entsetzen musste der StER (Stadtelternrat) auf der Schulausschusssitzung am 15. Juni 2000 vom Vertreter der Bezirksregierung Weser-Ems zur Kenntnis nehmen, dass die Unterrichtsversorgung für die ‚Nicht-VGS’ im kommenden Schuljahr auf 90 – 92% heruntergefahren werden soll, damit die acht VGS in Wilhelmshaven mit 100% Unterricht versorgt werden können.
Begründet wurde diese Tatsache damit, dass das Land Niedersachsen nicht genügend Lehrerstunden nach Wilhelmshaven vergeben hat.“ (aus dem Schreiben des Stadtelternrates an die Kultusministerin, 25. Juni)
Im eben abgelaufenen Schuljahr 1999/2000 lag die Unterrichtsversorgung an Wilhelmshavens Schulen bei etwa 97%. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass ohne die Zuweisung neuer Lehrkräfte bei 100%iger Erfüllung der Stundentafel an einzelnen Schulen die Versorgung anderer Schulen sinken muss. Die grüne Landtagsabgeordnete Brigitte Litfin nannte in einer kleinen mündlichen Anfrage eine Erfüllung des Stundensolls für „a. verlässliche Grundschulen zu 100%, b. volle Halbtagsgrundschulen zu 95%, c. Rest der Grundschulen zu 90-91%“ und bekam von der Landesregierung die ausweichende Antwort: „Durch die zur Unterrichtsversorgung getroffenen Regelungen werden keine Schulformen und Schulen bevorzugt oder benachteiligt.“
Genauso ausweichend ist die Antwort, die der Stadtelternrat aus dem Kultusministerium bekam. Da heißt es u.a.: „Es ist Aufgabe der Bezirkregierungen, mit den zugewiesenen Lehrkräften die einzelnen Schulen gleichmäßig zu versorgen. Die zentrale Planung für die Landkreise wird in Osnabrück vorgenommen. Die Verteilung auf die einzelnen Schulen ist dann von den regional zuständigen Schulaufsichtsbeamten durchzuführen.
Die in diesem Zusammenhang aufgestellte Behauptung, dass alle neu ausgeschriebenen Stellen für die Versorgung der ‚Verlässlichen Grundschulen’ benachteiligt werden und dass darunter die Versorgung der übrigen Schulen leide, ist nicht verständlich.“
Ein Versprechen, dass die Grundschulen, die zum Schuljahr 2000/2001 noch nicht verlässlich werden, keine Lehrerstunden verlieren werden, kam weder vom Kultusministerium noch vom Ministerpräsidenten. Und es kursieren schon Zahlen: Die Schule Kirchreihe soll 9 Lehrerwochenstunden weniger haben, die Schule Peterstraße 8, die Schule Oldeoogestraße gar 16. Und die Grundschule Voslapp, die als „Volle Halbtagsschule“ eigentlich schon lange (und weiterhin) verlässlich sein soll, bekommt 10 Wochenstunden entzogen und sinkt damit auf eine 95%ige Versorgung.
Die Frage, wie vollständig der Unterricht ab 24. August sein wird, ist inzwischen schon fast aus dem Blickfeld geraten. Jetzt geht es um „Lüge und Falschinformation“ („WZ“ vom 14.7.) Und Regierungspräsident Bernd Theilen teilte dem Stadtelternrat am 20. Juli gar mit, dass das Protokoll der Schulausschuss-Sitzung vom 15.6. unzutreffend sei und berichtigt werden solle.
Erfreulich an Theilens Schreiben ist die Information, dass „zwischenzeitlich … entschieden worden (sei), dass in Wilhelmshaven sechs weitere Lehrkräfte eingestellt werden können“. Da eine unter 100%ige Erfüllung des Stundensolls schon seit langem als normal gilt, ist auch die Zusicherung des Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel, „dass zur Sicherung der Unterrichtsversorgung in den Schulen Wilhelmshavens aufgrund konkreter Zahlen weitere Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen sind und zum kommenden Schuljahr umgesetzt werden“ (24. Juli), keine sichere Auskunft darüber, wie viele Stunden erteilt werden können. Noch einmal Theilen: „Welche tatsächliche rechnerische Unterrichtsversorgung sich schließlich für die Wilhelmshavener Schulen ergibt, wird erst mit dem Schuljahrsbeginn feststehen.“

Verlässliche Grundschulen

garantieren eine Betreuung der Kinder täglich von 8 bis 12 Uhr (für Kinder, deren Eltern das wünschen und vorab mitteilen, bis 13 Uhr). Sie garantieren außerdem die vorgeschriebene Zahl der Unterrichtsstunden: 20 Wochenstunden in den 1. und 2. Klassen, 26 in den 3. und 4. Klassen. Es werden keine Stunden wegen Erkrankung oder Sonderurlaub von LehrerInnen ausfallen. Dafür wird es Vertretungslehrkräfte geben. Das können pensionierte Lehrkräfte oder Studierende der Pädagogik sein. Die BetreuerInnen für die über den Unterricht hinausgehende Zeit werden von den Schulleitern eingestellt und vom Land bezahlt.
Von den 21 Grundschulen werden folgende Schulen nach den Sommerferien „verlässlich“ sein: Ansgarischule, Ruselerschule, Schule Wiesenhof, Schule Neuende, Schule Kathrinenfeld, Schule Mühlenweg, Hafenschule, Schule Sengwarden. Außerdem haben wir in Wilhelmshaven zwei volle Halbtagsgrundschulen und eine Ganztagsgrundschule.

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