Tage der Sozial-Psychiatrie
Aug 282002
 

Vom 20. bis 24. August fand in der Nordseepassage eine für Wilhelmshaven eher ungewöhnliche Ausstellung statt: Psychisch erkrankte KünstlerInnen boten Gemälde, Zeichnungen, Gedichte, Skulpturen und Kunsthandwerk dar.
Eröffnet wurde die Ausstellung am 20. August mit den unvermeidlichen Reden: Oberbürgermeister als Schirmherr, Chef des Gesundheitsamtes als Profi, ein Angehöriger – leider kein/e Betroffene/r als Redner/in, dafür jede Menge von ihnen als ZuhörerInnen.

„Dass psychisch Kranke so etwas leisten können…!“ und ähnliche Bemerkungen waren am Rande zu hören. Warum eigentlich? Gerade psychisch Kranke, die oft über längere Zeiten in ihrer Kommunikationsmöglichkeit mit der Umwelt eingeschränkt sind, suchen und finden andere Möglichkeiten des Ausdrucks. Und die im August ausgestellten Arbeiten boten Einblicke in das Seelenleben von Menschen in Ausnahmesituationen wie großer Angst, Isolation, Depression, Ekstase, Wahn…
Eigene Erfahrungen, wie sich psychische Erkrankung etwa anfühlt, konnten die BesucherInnen der Ausstellung in einer „Depressionsbox“ und einer „Psychosebox“ machen. Schautafeln zeigten einige Hilfsmöglichkeiten auf.
Die Ausstellung stellte den ersten Teil der 1. Friesländer und Wilhelmshavener Tage der Sozialpsychiatrie dar und sollte auf den zweiten Teil im Oktober hinweisen. Der Besuch dieses zweiten Veranstaltungsblocks wird sich auf jeden Fall lohnen.

Das Programm:

Am Donnerstag, 17.10. um 14.00 Uhr beginnt im Gorch-Fock-Haus der Wilhelmshavener Teil mit einem Markt der Begegnung und, nach der offiziellen Eröffnung durch OB Menzel und Landrätin Evers-Meyer, einem Vortrag von Klaus Dörner zum Thema „Lage und Menschenbild der Sozial-Pychiatrie“. Dieser Vortrag verspricht ein besonderes Bonbon zu werden, denn der Referent ist der Vordenker in Sachen Sozialpsychiatrie, der zusammen mit seinen MitarbeiterInnen in jahrelanger Arbeit Langzeitpatienten aus der Anstalt Gütersloh in eigene Wohnungen oder Wohngemeinschaften, in ihnen angemessene Arbeitplätze und damit in ein Leben in eigener Verantwortung brachte.
Nach einem musikalischen Ausklang wechselt die Veranstaltung den Ort. Im Jungen Theater spielt um 20 Uhr das Jugendtheater „Rollentausch“ VER-RÜCKT.
Am Freitag, 18.10. ab 15.00 Uhr gibt es in der Aula des Vareler Gymnasiums nach einem Impulsreferat von Herrn Holler (Landesfachbeirat Psychiatrie) eine Podiumsdiskussion zur regionalen Situation und ab 20.00 Uhr einen musikalischen Abend.
Die Veranstaltungen am Samstag, 19.10. finden im Ev.-luth. Gemeindehaus in Jever statt. Ab 14.00 Uhr ist wieder Markt der Begegnung mit sozialpsychiatrischem Stehempfang und dem Vortrag von Dr. Nouvertne „Über die Mühen der Ebene im Sozialpsychiatrischen Verbund“. Lohnen wird auch sicher der ‚etwas andere Film’ des Oldenburger Filmemachers Karl-Heinz Heilig „Zwischen Himmel und Erde“, der ab 15.30 Uhr gezeigt wird. (noa)

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