Zu Bruch gegangen
Samstag, der 10. Aug.02: In der Wilhelmshavener Fußgängerzone brach sich der wild gewordene Geschäftsmann Leffers lt. Angaben des Staatsschutzes den RECHTEN Arm und zog sich überdies noch einen Mittelhandknochenbruch zu. Bei seinem wütenden Versuch, eine Plakatwerbung für unsere Veranstaltung der PDS auf der Südstrandpromenade zu entfernen, stürzte C. Leffers ohne Fremdeinwirkung gemäß seiner ungestümen Art. Dabei fiel er dem Direktkandidaten Bernd Mayer und mir direkt vor die Füße. Nachdem wir uns vom ersten Schreck erholt hatte – er kam wie vom Himmel geflogen -, versuchten wir, dem Verletzten auf die Beine zu helfen und waren in der Annahme, dass es sich hier um einen Schwächeanfall oder Infarkt handeln könne. Weit gefehlt. Er wehrte sich vehement gegen unsere Hilfe und begann trotz seiner Schmerzen, tätlich gegen mich vorzugehen.
Glücklicherweise war die Innenstadt zu diesem Zeitpunkt bereits recht bevölkert, so dass die Tatsache, dass Passanten stehen blieben und Herrn L. aufforderten, „den jungen Mann doch bitte in Ruhe zu lassen“, ihn zum Rückzug bewogen. Als wir erkannten, dass er sich wg. der Plakatierung so ereiferte, sagte Bernd zu ihm, dass man darüber doch besser ruhig und sachlich hätte reden können. Nun müsse er in Zukunft sein Kreuz mit LINKS machen!
Die Veranstaltung an sich, zu welcher wir unseren niedersächsischen Spitzenkandidaten Diether Dehm empfingen, war bei strahlendem Sonnenschein (das hat die PDS gemacht) ein gelungener Auftakt für unsere Ideen hier in Wilhelmshaven, obwohl der Staatsschutz bzw. die Kripo erschien und die Personalien der beiden Samariter aufnehmen musste.
Es grüßt eure Redaktion ganz lieb
Christian Schäfer, KV der PDS im Wahlkreis 27
An die Wilhelmshavener Zeitung
Betreff: Leserbrief vom 16.07.2002 „Aufgespültes Gelände für die Industrie gedacht“
„Sehr geehrte Damen und Herren,
bezüglich des vorbezeichneten Leserbriefes vom 16.07.2002 des Herrn Günter Voss, Papingastraße 8 in 26386 Wilhelmshaven, welcher um die Meinung von Arbeitslosen in Sachen JadeWeserPort nachsucht, bitte ich Sie höflich um Abdruck meines nachfolgenden Leserbriefes in einer der nächsten Ausgaben der „Wilhelmshavener Zeitung“. Der Abdruck darf nicht vom Originaltext (siehe unten) abweichen, d. h. nicht gekürzt, nicht verändert, oder sonstwie redigiert werden, weil eine sachliche öffentliche Beantwortung an Herrn Voss sowie alle weiteren WZ-Leser, die durch den Leserbrief von Herrn Voss „informiert“ wurden, anders nicht möglich ist. Besten Dank im Voraus.“
Wer so seinen Leserbrief an die WZ einleitet, der kann sicher sein, dass dieser nicht abgedruckt wird. So dauerte es auch nicht lange, bis der Verfasser obiger Zeilen seine Abstrafung bekam: „Leider können wir jedoch nicht alle Zuschriften, die uns erreichen, veröffentlichen. Wir bitten deshalb herzlich um Verständnis, dass wir Ihren Brief nicht abdrucken (…) – Unterschrift Jürgen Westerhoff“
Dann machen wir’s eben:
Alle Arbeitslosen sind für den JadeWeserPort … ??
Dem Leserbrief des Herrn Günter Voss nach zu urteilen, besitzt er selbst einen Arbeitsplatz und es ist auch sein gutes Recht, für Wilhelmshaven das seiner Meinung nach Beste, also den JadeWeserPort zu wollen. Es sei aber dahingestellt, ob nun gerade der JadeWeserPort das Beste für Wilhelmshaven tatsächlich ist. Die Frage stellt sich mir, welche Anlässe Herrn Voss denn zu seiner persönlichen Meinungsbildung bezüglich des Projekts geführt haben mögen? Es sind doch zwei Komponenten, die hierfür ausschlaggebend sein dürften: Erstens die JadeWeserPort-befürwortende und unkritische Berichterstattung der „Wilhelmshavener Zeitung“ und zweitens der mit der Berichterstattung im Jahre 1998 einhergehende Ratsherren-Einheitsbeschluss in Sachen JadeWeserPort. Welche Expertisen, Berichte etc. hier diesem Einheits-Ratsbeschluss von 1998 zu Grunde lagen, blieb OB Menzel in einer Bürgerfragestunde im November 1999 zu antworten schuldig und berief sich dennoch wiederholt allen Ernstes auf „damalige Erkenntnisse und Überzeugungen“ (Erklärungsnot eines Oberbürgermeisters …). Von der untergegangenen DDR lernen, heißt offenbar siegen lernen: Der DDR-Sozialismus brachte 99%ige „Wahl“ergebnisse, das Rathaus übertrifft die DDR mit einem Spitzenergebnis von 100% Einmütigkeit. Ein Schelm, der Böses dabei denkt?
Selbstverständlich hat Herr Voss recht, dass das aufgespülte Gelände für die Industrie vorgesehen war. Warum fragt Herr Voss sich dann nicht selbst, warum diese Flächen Jahrzehnte industriell nicht genutzt wurden und sogar vorhandene Industrieanlagen leer stehen? Warum fragt Herr Voss nicht mal bei der Stadt Wilhelmshaven an, ob hier nicht die Stadt selbst bei Industrieansiedlungsprojekten fast regelmäßig den Karren gegen die Wand gefahren hat und so Steuergelder zum Fenster rausgeworfen wurden? Würde unter derartigen Voraussetzungen nicht auch Herrn Voss es schwer fallen, an die Wahrhaftigkeit der hier im Rathaus vollzogenen kommunalpolitischen Entscheidungen in Sachen JadeWeserPort zu glauben? Seit Jahrzehnten hätte Wilhelmshaven bei besserer Stadtpolitik längst beschäftigungsintensive Projekte vor Ort gehabt, die auch heute noch Bestand hätten. Im übrigen scheint Herr Voss auch nicht zu wissen, dass das ehemals aufgespülte Industriegelände überhaupt nicht für den Bau des JadeWeserPort benötigt wird, sondern zusätzlich 460 Hektar dafür aufgespült werden.
Auch Herr Voss würde sicherlich nachdenklich werden, wenn er nur einmal die seit drei Jahren immer phantastischer klingenden Beschäftigungszahlen eines zukünftigen JadeWeserPorts mit einem der bestehenden Containerhäfen verglichen hätte (Tausende Arbeitsplätze wurden propagiert, OB Menzel sprach im Jahr 2001 sogar von 12000 Arbeitsplätzen). Wenn Herr Voss sich doch nur einmal einen einzigen, derzeit betriebenen Containerhafen ansähe, müsste er dort und in allen anderen Containerhäfen weltweit nicht sofort protestieren, weil dort Kinder und Enkelkinder von Menschen, die dort gern arbeiten würden, de facto aber nicht gebraucht werden, niemals Aussichten auf einen Arbeitsplatz haben werden? Allein Im Bremerhavener Containerhafen wurden in den letzten 2 Jahren sogar 800 Arbeitsplätze abgebaut. Ist Herrn Voss nicht bewusst, dass es sich bei einem Containerhafen um vollautomatisierte Industrieabläufe handelt, wo nur noch eine Handvoll Menschen riesige Maschinen und deren Funktionen überwachen und Kapitalgewinne bestimmt nicht hier vor Ort zur Belebung der Infrastruktur dienen? Glaubt Herr Voss wirklich, Maschinen werden entwickelt und gebaut, um den Menschen eine soziale Welt vor die Haustür zu stellen? In welcher Realität lebt Herr Voss, dass er glaubt, Hunderte von Millionen Euro Kapitalinvestitionen bzw. Steuergelder würden für Wilhelmshavener Bürger investiert?
Aus allen diesen Erfahrungen und auch weiteren Überlegungen heraus bin ich persönlich gegen dieses Projekt, das zudem mit dem wirklich übelsten Versprechen, nämlich der Schaffung von Tausenden von Arbeitsplätzen einhergeht, vorangetrieben wird. Es ist eine einzige Schande, dass die Wilhelmshavener Bevölkerung und vor allem die vielen Arbeitslosen hier vor Ort durch Rathaus und Presseveröffentlichungen derart belogen werden.
Was mich betrifft, ich lebe in der Stadtmitte Wilhelmshavens, bin selbst arbeitslos und, was Herrn Voss vielleicht irritieren wird, sogar Mitglied in der Bürgerinitiative gegen den JadeWeserPort. Herr Voss sollte sich, bevor er sich wieder mal öffentlich zu Wort meldet, zunächst besser informieren. Mit derart dümmlichen Sprüchen wie „ …wären die Gegner des JadeWeserPorts arbeitslos, dann würden sie nicht gegen so ein Projekt sein …“ beweist er nur, dass er die seit Jahren verbreiteten Parolen und Scheinargumentationen wie das tägliche Brot gefressen und verinnerlicht hat. Warum nutzt Herr Voss nicht auch einmal andere Informationsquellen – oder hat er es nötig, sich am gedruckten eigenen Namen seines inhaltlich zweifelhaften „WZ“-Leserbriefes vom 16.07.2002 zu ergötzen?
Hans-Günter Osterkamp, Peterstraße 79, 26382 Wilhelmshaven
Sorry, the comment form is closed at this time.