Zum Leserbrief „Sozial, gerecht und wirklich bildend: Die Fachschule für Sozialpädagogik“ in der Ausgabe 101:
Endlich! Zwei Schülerinnen der Fachschule für Sozialpädagogik haben einen anonymen Leserbrief geschrieben. In einigen Punkten stimme ich den Schülern zu, andere Punkte werden allerdings sehr überzogen dargestellt. Auch ich habe bis zum Juli 1990 die Fachschule besucht und nun mein Anerkennungsjahr beendet. Die Organisation dieser Schule ist wirklich nicht die beste, vieles läuft durcheinander.
Die Planung obliegt allerdings nur einigen Lehrern und der Leitung, es kann also nicht die ganze Schule verantwortlich gemacht werden.
Ich finde es bezeichnend, daß die zwei Schülerinnen sich in diesen zwei Jahren fast ausschließlich mit der Kleinkindpädagogik beschäftigt haben. Könnte es vielleicht sein, daß hier eine Berieselung stattgefunden hat, ohne eigene Vorschläge für die Unterrichtsgestaltung? Ich habe jedenfalls sehr viel mehr als die Kleinkindpädagogik in Erinnerung, die jedoch Grundlage jeder pädagogischen Arbeit ist! Natürlich können nicht alle Bereiche in diesen zwei Jahren so ausführlich behandelt werden, wie es notwendig wäre. Dafür ist das Tätigkeitsfeld der Erzieherin einfach zu groß!
Meiner Meinung nach sollte hier die kritische Stellungnahme beginnen, am Tätigkeitsfeld und Aufgabenfeld der Erzieher/in; nicht darüber, ob Schüler im Unterricht essen dürfen oder nicht. Gegenüber dem, was die Schüler noch im Arbeitsleben erwarten dürfen, sehen solche Aussagen einfach lächerlich aus. Die Schüler sollten sich vielmehr um die Stellung der Erzieher/in in der Gesellschaft und deren Zukunft Gedanken machen als darüber, ob sie 5 Minuten eher den Unterricht verlassen dürfen.
Die Berichte im Blockpraktikum waren so umfassend, daß keine Zeit für die Kinder blieb? Traurig, denn dann halte ich die Schüler für nicht belastbar. Ich weiß nicht, ob die Schüler wissen, was im Anerkennungsjahr auf sie zukommt, es ist auf jeden Fall mit der Arbeit im Blockpraktikum nicht vergleichbar!
Außerdem stellt sich mir die Frage, ob die Schüler motiviert genug waren, diese Ausbildung durchzuziehen. Nicht die Lehrer sollen die Schüler motivieren, sondern die Schüler müssen in erster Linie selbst motiviert sein. Die Ausbildung wird niemandem aufgezwängt.
Ich weiß auch nicht, ob Schüler immer in der Lage sind, die Arbeit der Lehrer zu beurteilen. Es gibt sicher „schwarze Schafe“ darunter, aber sollten deshalb alle Lehrer verdammt werden?
Die Unterrichtsinhalte sind größtenteils vorgeschrieben, aber auch der Unterricht kann durch Schüler positiv gestaltet werden.
Die Nachholstunden im 2. Unterrichtsjahr sind mir auch unverständlich, allerdings fällt ja laut Leserbrief der Unterricht oft aus, so daß diese Stunden nicht ins Gewicht fallen dürften. Hier widersprechen sich die Schüler!
In diesem Leserbrief wird deutlich, dass die Schülerinnen sich viel mit den natürlich auch negativ vorhandenen Seiten der Fachschule auseinandergesetzt haben, anstatt etwas im Unterricht zu ändern oder sich wirklich konstruktiv mit dem Erlebten zu befassen.
Ich war beileibe keine Musterschülerin und nicht immer einfach für die Lehrer, mir haben die zwei Jahre Schule jedoch meistens Spaß gemacht und für meine Arbeit in der Praxis viel gebracht. Etwas mehr Solidarität gegenüber den Lehrern wäre hier angemessen, denn der einzelne Lehrer steckt auch in einem völlig verkorksten Schulsystem!
Ich wünsche den Schülern ein gelungenes Anerkennungsjahr, mit noch mehr Zeit und Kraft als in den Schuljahren. Denn die brauchen sie, das ist gewiß! Nun steht die Umsetzung der Theorie in die Praxis bevor.
In der Hoffnung, daß die Schüler gewappnet sind,
Gruß Regine Fink
Sorry, the comment form is closed at this time.