Leserbrief
Jan 252006
 

WASG, PDS, Walli etc.

Liebe Leute vom Gegenwind,
als langjähriges Mitglied und Vorstand der Wilhelmshavener Alternativen Liste und Förderer eurer Zeitung möchte ich zur Dezember-Ausgabe, in der ihr J. Tjaden, wie ich meine, recht unkritisch ein sehr breites Forum bietet, sich offensiv gegen links-orientierte Gruppierungen (WASG, PDS, Walli etc.) auszusprechen, folgende Stellungnahme mit der Bitte um Veröffentlichung in eurer nächsten Ausgabe vorlegen:

Nicht zuletzt seit dem Austritt von J. Tjaden aus der Walli wird von verschiedenen Seiten versucht, die Walli totzureden, bis hin zu übler Nachrede und persönlichen Beleidigungen.
Vielleicht haben wir nicht alles erreicht, was wir uns vorgenommen hatten, nämlich: mit den Menschen zusammen (nicht stellvertretend für sie), basisdemokratisch, Alternativen zu der gängigen Politik, wie sie seit Jahrzehnten in Wilhelmshaven (s. Dreckiger Sumpf, Wilhelms wahnsinnige Erben usw.!) praktiziert wird, aufzuzeigen und zu leben.
Nun – die Walli ist nicht tot. Wir als Personen leben ja noch und unsere Gedanken und Vorstellungen von einer veränderten und gerechten Gesellschaft, die wir in unserem Programm ausdrückten, existieren nach wie vor.
Dass wir gegen das Hafenprojekt sind, war und ist nur ein Aspekt. Meiner zugegeben unmaßgeblichen Meinung nach wird Wilhelmshaven hier die Arschkarte ziehen: Die Bürger der Stadt und der Region werden die damit verbundenen Umweltzerstörungen und Belastungen zu tragen haben, die Gewinne hieraus werden jedoch woanders eingesackt. Zweifelsohne, einige gut bezahlte Jobs, nämlich die der „Macher“, sind durch das Projekt soweit gesichert, Arbeitsplätze darüber hinaus werden jedoch bei einem modernen computergesteuerten Containerhafen bekanntlich nur sehr spärlich geschaffen und in der Region nach wie vor rar gesät bleiben (bei einer Investitionssumme – aus Steuergeldern wohlgemerkt – von acht- bis neunhunderttausend Euro ein Tropfen auf den heißen Stein; in Wilhelmshaven suchen etwa zehntausend Menschen einen Arbeitsplatz!).
In seinem Leserbrief in der Dezember-Ausgabe des Gegenwind schreibt J. Tjaden, dass sein Beitritt zur WSAG unter massivem Protest der Walli-Mitglieder stattfand.
Unsere Einwände richteten sich nicht in erster Linie gegen seinen Beitritt als solchen, sondern gegen die Aussage, in den verbleibenden Mitgliederinnen und Mitgliedern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern der Walli gleich ein adäquates Wählerpotential zu haben (s. Gegenwind vom März 2005). Dies empfand die Mehrheit von uns als undemokratisch und als Übergriff und Instrumentalisierung. Zu Recht, wie ich im Nachhinein meine, ist J. Tjaden doch inzwischen wieder aus der WASG ausgetreten. Dass wir ihm nicht unkritisch überallhin gefolgt sind, nahm er meines Erachtens zum Anlass, die Walli zu verlassen. Weiß er, außer dass er im Rat der Stadt bleiben will, überhaupt noch, wo er politisch hinwill? Geht es ihm noch um Inhalte oder vielleicht doch nur um persönliche Profilierung?
Ob die WASG, die in der Tat in ihren politischen Aussagen

  • Weg mit Hartz IV
  • Schluss mit weiterer Privatisierung und dem Verhökern von Volkseigentum
  • die Unterwerfung des Menschen unter die Interessen der Wirtschaft lehnen wir ab
  • Arbeitslose dürfen nicht für jeden Lohn an jedem Ort in jede beliebige Arbeit gepresst werden
  • Demokratie ist grundsätzliche Voraussetzung für eine gerechte, menschenwürdige und friedliche Gesellschaft usw.,

von allen demokratischen Parteien den Vorstellungen der Walli noch am nächsten ist, in der Lage sein wird, das umfangreiche Arbeitspensum und die Themenvielfalt für eine wirkungsvolle kommunale Politik zu leisten, wird sich zeigen.
Ohne seine wahrhaft engagierte Arbeit schmälern zu wollen – J. Tjaden versucht, mit derlei Aussagen und seinem Agieren links-ökologische, oppositionelle Potenziale zu schwächen, statt dazu beizutragen, sie durch ein breites Bündnis zu stärken. J. Tjadens neu gegründete Gruppierung BASU (Bildung, Arbeit, Soziales, Umwelt) umfasst erst einmal nur Schlagworte ohne inhaltliche Aussage.
Wer sollte schon auf einen Zug aufspringen wollen, von dem man nicht weiß, wohin er fährt? Besser mit dem “Langsamsten“ (um Tjadens Terminus zu verwenden) in die richtige Richtung als mit Volldampf in die verkehrte!
Ich meine: Nur gemeinsam (ein Jeder nach seinem Vermögen) werden wir etwas ausrichten können, wollen wir die starren politischen Strukturen auch nur ein Stück weit aufbrechen.

Karl-Josef Dellwo, Wilhelmshavener Alternative Liste

P.S. Ob der Durchbruch zum Bau eines neuen Jugendzentrums in WHV-Nord wirklich so positiv für die dortige Jugend wird, kann man anzuzweifeln. Erstens wird den Jugendlichen etwas vorgesetzt, statt mit ihnen zusammen etwas in ihrem Sinn zu erarbeiten, und zweitens geben die Stadtoberen wieder etwas in private Hände, was eigentlich ihnen obliegt. Zu befürchten ist, dass die Jugendlichen und auch die Stadt sich zur Führung und Unterhaltung des Jugendzentrums den Bedingungen des Eigentümers werden unterordnen müssen; dies gilt sowohl für die Aktivitäten der Jugendlichen als auch für die dann zu entrichtende Miete.

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