JadeWeserPort
Sep 052000
 

Unrealistisches Zahlenwerk

Die Automatisierung wird auch vor dem JadeWeserPort nicht halt machen

(jm) Sollte der JadeWeserPort im Jahre 2006 seinen Betrieb aufnehmen, glaubt man, bis zum Jahre 2013 am Container-Terminal ein Jahresumschlagvolumen von 1,8 Mio. TEU erreichen zu können. Rund 950 Mitarbeiter sollen dort dann Beschäftigung finden. So steht es in der publik gemachten Kurzfassung der Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven.

 Gioia TauroOb eine Anlage mit solchen Wirtschaftlichkeitskennziffern im beinharten Wettbewerb der Nordrange mithalten kann, darf allerdings beim Vergleich mit in Betrieb bzw. im Bau befindlichen Terminals bezweifelt werden:
So will z.B. der von der Firma Eurogate betriebene Container Terminal im italienischen Gioia Tauro laut Aussage des Geschäftsführers Thomas Eckelmann dieses Jahr mit 803 Mitarbeitern 2,9 Mio. TEU umschlagen. Die gleiche Firma rechnet an ihrem Hamburger Terminal in diesem Jahr mit einem Umschlag von 1,4 Mio. TEU und beschäftigt 553 Mitarbeiter.
Für den im Bau befindlichen Container Terminal der Hamburger Lagerhaus Gesellschaft (HHLA) in Altenwerder ist nach Inbetriebnahme der Endausbaustufe im Jahre 2003 ein Jahresumschlag von 1,9 Mio. TEU vorgesehen, wofür man dort eine (gewiss nicht zu niedrig gegriffene) Beschäftigtenzahl von 500 ansetzt (DVZ, 27.08.99).[SCM]actwin,0,0,0,0;gw161.pdf - Adobe Acrobat Acrobat 03.03.2015 , 15:03:27

Obiger Tabelle zufolge wird der JadeWeserPort in 13 Jahren auf dem Produktivitätsniveau von Bremerhaven im Jahre 1999 liegen, wogegen Altenwerder schon 10 Jahre früher die doppelte Produktivität erreichen würde. Vierzehn Jahre würde der Jade-Terminal danach dem Produktivitätsfortschritt hinterher- hinken.
Und der Rückstand würde sogar noch wachsen, weil der Trend zur Vollautomatisierung noch nicht abgeschlossen ist, sondern noch im Experimentierstadium steckt. Zur Zeit kommt die Automation erst in Teilbereichen einiger Terminals mittels Einsatz von Prototypen zur Anwendung. Und die arbeiten bisher noch nicht so akkurat und zeitsparend wie der Mensch. Doch „konventionelles Handling“ birgt nicht die Verbesserungsmöglichkeiten, die im „automatischen Handling“ stecken. Die dringend erforderliche Senkung der Hafenkosten als Voraussetzung für die wirtschaftliche Abfertigung der nächsten Generation von Containerschiffen erfordert deshalb den Technologiesprung zu einem hochautomatisierten Terminal mit reibungslos aufeinander abgestimmten Arbeitsabläufen. Deshalb wird neben der generellen Beschleunigung gefordert, dass die Teilbereiche des Terminals, wie der Kaiumschlag, die verschiedenen terminalinternen Transportaufgaben, Stapelung, Lagerei und der landseitige Güterumschlag per Schiene und Straße, wie die Rädchen eines Uhrwerks ineinander greifen. Zudem muss sich der Terminalgesamtbetrieb fließend in die weltweiten Transportketten des „Just-in-Time“-Services von Haus zu Haus einfügen lassen. Die Entwickler vollautomatischer Container Terminals sind da schon weit voran gekommen. Sie schlagen sich allerdings noch mit einem Problem herum: der automatischen Be- und Entladung der Schiffe. Zwar können ihre computergesteuerten Fahrzeug- und Kranautomaten Container aufnehmen oder absetzen, die an einem ortsfesten Platz gestapelt sind. Doch haben sie noch keine vollkommene Lösung dafür gefunden, wie der reine Schiffsumschlag automatisiert werden kann. Gelöst werden muss das Problem des automatisierten Aufnehmens und Absetzens der Container vom Schiff bzw. auf das Schiff, das trotz strammster Vertäuung nicht punktgenau auf der Stelle in auf- rechter Lage liegen bleibt, sondern beim Be- und Entladen unterschiedliche Positionen einnimmt.
Zusammenfassend ist jedoch der Schluss zu ziehen, dass der JadeWeserPort bei gleicher Terminalausstattung wie in Altenwerder 474 Beschäftigte benötigen würde. Da die Automatisierung noch nicht abgeschlossen ist und weitere Rationalisierungsschübe in der Informationstechnologie bevorstehen, kann davon ausgegangen werden, dass auch diese Beschäftigtenzahl in 13 Jahren erheblich unterschritten werden wird.
Realistischer als die in der Machbarkeitsstudie angegebenen 950 Terminalbeschäftigten erscheint daher eine Zahl von 474 minus X.

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