Hitler – Wilhelmshavener Ehrenbürger
Ex-MdB Cramer (SPD) regt Streichung an.
(ufk) Fünfzig Jahre nach dem Beginn der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft ist der „Führer und Reichskanzler“ Adolf Hitler formell immer noch Ehrenbürger der Jadestadt. Der Ehrenvorsitzende der Wilhelmshavener SPD regte jüngst an, die Ehrenbürgerwürde Hitlers „demonstrativ aufzuheben“. Cramer ist sich der Unterstützung durch seine Partei sicher. Nach Gegenwind-Informationen ist aus dem Wilhelmshavener SPD-Vorstand in dieser Angelegenheit ein Vorstoß zu erwarten.
Cramer zum Gegenwind: „Hitler war kein Ehrenbürger sondern ein Verbrecher. Seine Ehrenbürgerschaft ist eine Beleidigung für alle anderen Ehrenbürger Wilhelmshavens. Oberstadtdirektor Dr. Gerhard Eickmeier in der Beurteilung Hitlers mit Cramer einig („eine Unperson“) – argumentiert hingegen formaljuristisch: Durch die Verbrechen Hitlers seien „alle Ehren und bürgerlichen Rechte automatisch erloschen.“ Eickmeier: „Wir haben die entsprechende Seite aus dem Goldenen Buch der Stadt herausgerissen.“
Schon vor Jahren plädierte er laut WZ v. 27.9.1978 dafür, „mit der Vergangenheit unseres Volkes zu leben und mit Vernunft statt mit reinem Formalismus über deren Gestalter zu urteilen.“ Nicht zuletzt fürchtet der Verwaltungschef durch „NPD-Demonstranten Schaden für unsere Stadt“.
Schützenhilfe erhält Eickmeier vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Eberhard Schodde, der einer Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Hitlers nichts Positives abgewinnen kann. Schodde: „Ich halte nichts davon. Ich weiß nicht, ob unglückselige Dinge besser dadurch bewältigt werden, daß man sie aufgreift.“
Sein Parteifreund, Oberbürgermeister Hans Janßen hingegen hielt gegenüber dem Gegenwind einen eventuell zu erwartenden SPD-Antrag für „problemlos“. Janßen: „Wenn der Antrag kommt, machen wir mit.“
Mitmachen werden auch die Liberalen und die Grünen, wie Ratsherr Anders mitteilte. Damit stände einem Schlußstrich unter das wohl unwürdigste Kapitel Wilhelmshavener Geschichte nichts mehr im Wege.
Andere Städte, wie Jever,
Hannover und Göttingen haben Hitler die Ehrenbürgerwürde schon längst aberkannt. Doch im Unterschied zu Wilhelmshaven gibt es dort auch eine Presse, die sich mit der braunen Vergangenheit intensiv auseinandersetzt.
Dabei hätten die Wilhelmshavener eine bewußte moralische Verurteilung der faschistischen Gewaltherrschaft besonders nötig. Trug Wilhelmshaven im Jahre 1937 nach der Vereinigung mit dem Oldenburgischen Rüstringen Hitler die Ehrenbürgerwürde doch gleich ein zweitesmal an!
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