Das Letzte
Aug 012009
 

b_dasletzte

bdasletzteEs gibt so vieles, über das wir gerne noch berichten würden, aber meist fehlt es am Platz, manchmal auch an der Zeit. Hier gibt es die Meldungen, die der Nachwelt erhalten bleiben müssen.

Das Wochenende an der Jade

lief ab wie seit Jahren gewohnt. OB Menzel eröffnet es mit einem großen Schluck Jever Pils und seinem ‚Running Gag’ vom ‚Acapulco des Nordens’. Dann wird gegessen, getrunken, getanzt, gegessen, getrunken, getanzt… Nach drei Tagen kommt dann das beliebte Feuerwerk und alle gehen wieder nach Hause. Die Presse berichtet wieder über 300.000 BesucherInnen – alles wie gehabt. Alles? Nein etwas war diesmal anders – wir meinen nicht die peinliche Fahrt 4-stündige Hitze-Fahrt des Schienenbusses von Sande ins Marinearsenal, wir meinen eine Umfrage der Wilhelmshavener Zeitung. Die WZ stellte ihren LeserInnen die Frage: Sind Sie zufrieden mit dem Programm beim Wochenende an der Jade? Immerhin 38,8 Prozent meinten, dass alles geboten wurde, was zu einem gelungenen Stadtfest gehört. 44,4 % waren allerdings der Meinung, dass immer weniger geboten wird – und denen könnte man auch noch die 16,9 % zuschlagen, denen das egal war. Veröffentlichen musste die WZ dieses Ergebnis natürlich – aber es stand unkommentiert unten auf der Seite 5.

Unter falscher Flagge

segelt das neue Columbia-Hotel an der Jade-Allee. Auf deren Internet-Seite (http://www.columbia-hotels.com/de/natur_wilhelmshaven_columbia_hotels_resorts) werden die Gäste mit Wilhelmshavens schöner Natur gelockt (natur_wilhelmshaven_columbia_hotels). Doch was bekommen sie zu sehen? Den Leuchtturm von Westerhever in Schleswig-Holstein. Was soll das? Wir haben hier doch auch einen schönen Leuchtturm. Also Columbia: Sofort weg mit dem Schleswig-Holstein-Turm und ein schönes Bild von Klaus Schreiber auf die Seite gepickt – sonst erzählen wir allen Gästen, dass die Fotos der Suiten auch gar nicht in Wilhelmshaven gemacht wurden.

Was hat unser

Luxushotel sonst noch zu bieten? Auf Anhieb konnten wir uns nicht entscheiden, ob wir das „Standard Zimmer Landseite“ nehmen für 125 Euro die Nacht, die „Junior Suite Comfort“ für 250 Euro oder doch lieber die „Kaiser Wilhelm Suite“ ab 850 Euro.

Herzerfrischend

Unter der Rubrik „Golf & Sport / Wassersport“ der Columbia-Website gibt’s folgendes Fundstück: „Wenn Sie eine Erfrischung der besonderen Art mögen, dann nichts wie rein in das salzige und wogende Nass der Nordsee – ein wirkliches Vergnügen für Geist und Körper!“ Voooll lustig! Wenn die Gäste schnurstracks vom Hotel zum Jadebusen laufen und dort ins Meer springen, erwartet sie in der Tat eine Erfrischung der besonderen Art – siehe unser Titelbild. „Die Taucher, Surfer und Segler treffen sich im Banter See, gleich vor der Haustür des COLUMBIA Hotel Wilhelmshaven.“ So haben die Hotelgäste immerhin die Wahl zwischen Blaualgenpest und Kolibakterien.

Erinnern Sie sich noch

an die großen Waldbrände in Griechenland im vorletzten Jahr? Erinnern Sie sich noch daran, mit welcher Überheblichkeit gerade die deutschen Politiker und Hilfsorganisationen sich über die schlechte Ausbildung und Ausrüstung der griechischen Katastrophenschützer äußerten? Und jetzt brennen auf der Vogelinsel Mellum ein paar Hektar und keiner ist in der Lage, das Feuer zu löschen. Angeforderte Hubschrauber kommen erst nach mehr als einem Tag (weil es gerade dunkel war). Und dieser Hubschrauber muss dann auch gleich wieder unverrichteter Dinge abziehen, weil er nicht in der Lage war, Wasser aus der Nordsee aufzunehmen. Es dauert 4 Tage, bis der Brand gelöscht ist. Dass das Feuer über 4 Tage wüten konnte und nicht unter Kontrolle zu bringen war, liegt sicher nicht an den Einsatzkräften, die mit Feuerpatschen dem Feuer zu Leibe rückten; es lag an den Bürokraten, die wohl 25 Hektar verbrannter Natur für nicht so tragisch hielten – denn der Brand hätte mit Hilfe von 6 in der Region verfügbaren Löschhubschraubern schon direkt nach seinem Ausbruch gelöscht werden können. Hätte aber Geld gekostet.

Einen Job

als Bleistiftanspitzer hätte unserer Meinung nach der Herr Lothar Werner vom Bundesumweltministerium verdient. Auf ein Schreiben der Kaiserlichen Kanalarbeiter zu hohen Schadstoffkonzentrationen im Südstrandwasser antwortet er, nachdem er fachlich im beliebten „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“-Behördenstil alle Argumente abgebügelt hat,  unter anderem Folgendes: Da Ihr Kernanliegen die Vermeidung von Gesundheitsgefährdungen beim Baden im Meer ist, kann ich es mir nicht verkneifen, mir an dieser Stelle die Frage zu stellen, wie viele Menschen am 27. Februar am Südstrand in Wilhelmshaven schwimmen gehen. Erstens geht das das Umweltministerium ja wohl einen feuchten Kehricht an, und zweitens gibt es bekanntlich in Wilhelmshaven viele Extrem- und Eisschwimmer. Mit dieser Herangehensweise dürfte z.B. ein Kernkraftwerk ordentlich Strahlung abgeben, wenn keine Kinder in der Nachbarschaft wohnen, eine Chemiefabrik ordentlich Gifte ins Wasser pumpen, weil da ja keine Fische mehr sind … Sigmar, versetzen Sie!

Der Kampf

der Olympianer gegen die Werksschließung des Büromaschinenherstellers war letztendlich nicht vom Erfolg gekrönt. Als 1991 klar wurde, dass der Standort nicht zu halten sei, machte man sich auf die Suche nach Alternativen. An der Realisierung des Technologie-Centrums waren nicht nur Politik-Größen wie Gerhard Schröder und Industrie-Manager wie Edzard Reuter, sondern auch die Vertreter der Arbeitnehmer (Ansmann, Tammen-Henke, Smolawa …) und lokale Politikgrößen wie z.B. Wilhelmshavens Oberbürgermeister Eberhard Menzel beteiligt. Heute, knapp 20 Jahre später, betreiben einige dieser Herren den Todesstoß für das auf dem ehemaligen Olympia-Gelände ansässige Technologie-Centrum Nordwest (TCN): Der Hauptarbeitgeber im TCN ist ARVATO, ehemals MSN-Bertelsmann. ARVATO wird in diesem Zusammenhang gerne als Ankerunternehmen bezeichnet. Hier arbeiten 1.300 MitarbeiterInnen – das ist fast die Hälfte aller im TCN Beschäftigten (in den 57 im TCN ansässigen Betrieben sind 2.700 Menschen beschäftigt). Nun ist es ja ein beliebtes Spiel der Unternehmer, die Leute gegeneinander auszuspielen. Da droht man dann gerne mal mit Betriebsauslagerungen ins Ausland – und schon kuschen alle und erfüllen die oftmals unmoralischen Wünsche von Nokia, Sony, VW oder Porsche. Diese Konkurrenz findet aber nicht nur zwischen Deutschland und Rumänien, sondern auch zwischen Hamburg und Bremen oder Schortens und Wilhelmshaven statt. Die Energiekosten in den alten Olympiahallen sind hoch – wer bietet bessere Hallen? Wer? Natürlich die ehemaligen Kämpfer für den Erhalt des Industriestandortes Roffhausen, die Herren des lauten Wortes aus dem benachbarten Wilhelmshaven. 1.300 Arbeitsplätze – hechel hechel – Gier ist geil! Wilhelmshaven bietet ARVATO ein wunderschönes Grundstück an und subventioniert das ganze Geschäft mit der Zusage, das Objekt nach 10 Jahren für 5 Mio. Euro wieder zu übernehmen. Kein Risiko fürs Unternehmen – die Stadt Schortens guckt ihrem größten Arbeitgeber hinterher und in die Röhre; das TCN entwickelt sich in die Bedeutungslosigkeit. Ob dieser Coup letztendlich wirklich so klug und erfolgreich ist, wie die Wirtschaftsstrategen in Wilhelmshaven meinen, ist zu bezweifeln. Denn man ist auf jeden Fall zukünftig (Stichwort: JadeWeserPort) auf die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden angewiesen. Der moralische Schaden dieser Aktion ist allerdings heute schon so groß, dass es immer mehr Menschen peinlich ist, als WilhelmshavenerInnen erkannt zu werden. 1991 erreichte das Kapital nicht sein Ziel – Wilhelmshaven setzt nun an, diesen Kampf erfolgreich zu Ende zu führen. Olympia muss sterben!

Milliarden

investiert die Industrie in den Standort Wilhelmshaven. Seit mehreren Jahren wird den Wilhelmshavener Bürgerinnen und Bürgern dieses Märchen erzählt; die meisten Politiker glauben es sogar schon. Doch wie sieht die Realität aus? Ineos (Ex-ICI) – Zukunftsinvestitionen Fehlanzeige, stattdessen tägliches Bangen um den Fortbestand der Betriebsstätte. Wilhelmshavens Raffinerie: Conoco Phillips: Alle geplanten Investitionen werden auf Eis gelegt – wie es weitergeht, wird eventuell im Herbst des Jahres entschieden. JadeWeserPort: alles Geld vom Staat. Einzig GDF Suez (ehemals Electrabel) steckt Geld in den Bau ihres Fred-Feuerstein-Kraftwerks.

Genau auf den Punkt

brachte Bernd Rahlf in einem Leserbrief an die WZ die Situation im Reinhard-Nieter-Krankenhaus: Wenn man nicht in Wilhelmshaven wohnen würde, dann wären die bisherigen Veröffentlichungen (…) eine unterhaltsame Lektüre mit spannenden Fortsetzungen. Als Wilhelmshavener bin ich allerdings peinlich berührt, wie diese Stadt sich mit Hilfe der Kommunalpolitik und der städtischen Verwaltung lächerlich macht! (…) Eine Schlangengrube ist dagegen ja ein Hort der geordneten Abläufe. Jo!

b_ahoi

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top