Kein Bein an Deck
PVC-Industrie mit alten Argumenten in der Defensive
(hk) Veranstaltungen mit Umweltschutzthemen sind nicht gerade die Renner in der Publikumsgunst. Umso erfreulicher war es, daß sich der Saal in der Perspektive gut füllte, als Greenpeace zu einer Podiumsdiskussion „Chlorchemie“ geladen hatte. Neben dem Greenpeace-Vertreter diskutierten Vertreter der ICI/EVC, der Bürgerinitiative Umweltschutz, die Leiterin des Umweltamtes Schortens und der Leiter des Umweltamtes Wilhelmshaven miteinander.
Schon nach den Eingangsstatements entwickelte sich die Diskussion so, daß die Vertreter der Chlorchemie kaum noch ein Bein an Deck kriegten. Es gab kein Argument dieser Herren, welches auch nur eine Diskussionsrunde überstand. Das mag zum einen daran gelegen haben, daß die Industrievertreter, obwohl sie 1.Wahl waren, nicht im Stande waren, ihre Technologie glaubhaft zu vertreten. Wer heute noch mit Argumenten wie „Ohne das PVC-Werk gehen hier die Lichter aus“ (Schürmann/ ICI) in die Diskussion geht, hat wohl nicht mitbekommen, daß inzwischen auch die Umweltschutzgruppen mit Fachleuten gespickt sind. Die ICI-Leute beteten ihre hundertmal widerlegten Argumente der ausgehenden siebziger Jahre herunter, während die Umweltschützer mit vorwärtsweisenden Konzepten mögliche Wege aus der drohenden Umweltkatastrophe wiesen.
Auch die kommunalen Umweltämter gaben der Veranstaltung diese vorwärtsweisende Richtung. Während Imke Zwoch vom Umweltamt Schortens mit konkreten Beispielen aus einer Gemeinde mit einem Anti-PVC-Beschluß aufzeigen konnte, dass PVC nicht das absolut unverzichtbare Material ist, als das es die Industrie immer hinstellt, meinte Gerold Janßen, Leiter des Umweltamtes Wilhelmshaven, daß sich für Wilhelmshavens Stadtverwaltung die Frage eines Anti-PVC-Beschlusses gar nicht stellt, weil PVC nur in sehr geringem Umfang zum Einsatz kommt. „PVC kommt da zum Einsatz“, so Janßen „wo die positiven Eigenschaften des Materials zum Tragen kommen.“ Das gilt z.B. für die stark der Witterung ausgesetzten Fensterprofile an der Strandhalle. In anderen Bereichen überwiegen zumeist die Vorteile anderer Baustoffe – und dann werden diese natürlich genommen.
(Prof. Otto Hutzinger, Dioxin-Spezialist)
Der BUW-Vertreter beendete seine Ausführungen mit der Aufforderung an die im Saal zahlreich anwesenden ICI-Mitarbeiter und Betriebsräte, sich mit „aller Kraft dafür einzusetzen, daß die Betriebsleitung endlich damit anfängt, Alternativen zur Chlorchemie zu projektieren und in die Tat umzusetzen. Denn“, so der BUW-Vertreter weiter, „die Tage des Massenkunststoffs PVC sind gezählt.“
Die Veranstaltung war Teil einer bundesweiten Greenpeace-Kampagne, die den Ausstieg aus der Chlorchemie zum Ziel hat. Informationen dazu gibt es bei Greenpeace e.V.; Hamburg
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