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Okt 081990
 

Frauenliste

 

Männer und Frauen

     sind gleichberechtigt.

        (Art. 3. Abs. 2 GG)


 

Teilung Folge der Vereinigung!

Quatsch – nein! Realität teilweise schon jetzt, zunehmend drohendes Unheil für die Zukunft.
Je einiger sich die Herren Kohl und de Maiziere wurden, je näher der „große Tag“ rückte, je weiter die Demokratisierung in der ehemaligen DDR fortschritt – desto größer die Kluft zwischen den Geschlechtern!
Erinnern wir uns an die Bilder im Herbst ’89: Frauen und Männer fordern Seite an Seite „wir sind das Volk!“. Montagsdemonstrationen, BürgerInnenbündnisse, Runde Tische, neue demokratische Gruppen – überall ein sehr großer Anteil von Frauen.Klar, schon unter der Macht der „alten Herren“ war die in Artikel 20 der DDR-Verfassung garantierte Gleichberechtigung keine Realität. Zwar waren bis zu 91 % der Frauen berufstätig, sie verdienten dabei aber 20%-30% weniger als die Männer. Empfänger von Mindestrenten waren bis zu 80% Frauen und von den rund 330 000 Alleinerziehenden in der DDR waren nur ca. 10 000 Männer. Nur zu verständlich also das große Engagement der Frauen bei dem Kampf um Veränderungen.
Aber kaum, daß es an die Verteilung der gerade errungenen Macht ging, kamen Frauen in der Politik und den Medien weit weniger vor. Selbst als ein „Frauenthema“ einen Moment lang den Einigungsvertrag zu kippen drohte, waren es wieder in erster Linie Männer, die am Thema vorbeidiskutierten. Wohnort – Tatort: was bleibt ist die Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs.
Die Forderung nach einer ersatzlosen Streichung des §218 StGB bleibt einmal mehr unberücksichtigt. Und wer denkt angesichts der Vereinigung über das Recht der Frauen auf eine ökonomisch selbständige Existenz, das Recht auf bezahlte Arbeit oder flexible Arbeitszeiten nach? Und wer macht sich stark für den Erhalt und die Erweiterung sozialpolitischer Errungenschaften der DDR wie z.B. Kündigungsschutz, bezahlter Elternurlaub, den Rechtsanspruch auf öffentliche – qualifizierte und ausreichende Kinderbetreuung? Aber es ist ja nicht so, daß Frauen im Einigungsvertrag unberücksichtigt bleiben: finden sie doch Erwähnung indem ihnen, der Hälfte der Bevölkerung, ein Randgruppendasein zugeschrieben wird. Denn es heißt im 1.Staatsvertrag: „Die Belange von Frauen und Behinderten werden berücksichtigt“.
Schönen Dank!
Frauen brauchen nicht hellsehen zu können, um festzustellen, daß sich mit der Vereinigung ihre Lebensbedingungen generell verschlechtern werden und sie es sind, denen die Hauptlast der schnellen Vereinigung aufgebürdet wird: insbesondere Frauen verlieren ihre Arbeitsplätze und werden mehr Schwierigkeiten bei der Suche nach einer neuen Anstellung haben als ihre männlichen Leidensgenossen. Kindererziehung wird verstärkt zur Privatangelegenheit der Frauen und die Vermarktung von Frauenkörpern hält auf dem Gebiet der ehemaligen DDR rasanten Einzug. Bleibt noch die schaurige aber leider nicht unrealistische Befürchtung, daß sich die durch den schnellen Umbruch erzeugte Aggressivität auch in zunehmender Gewalt gegen Frauen äußern wird.
Die letzten Zweifel an der neuen alten Teilung hat der Herr Bundeskanzler in seiner Ansprache zur Vereinigung ausgeräumt: eine Rede an die Bürger des Vaterlandes – keine einzige weibliche Endung bei Anrede und Auflistung vergangener Ereignisse!
Ein vereintes Vaterland, das die Teilung der Geschlechter impliziert – nein Danke! Mir wäre ein Mutterland lieber, das ohne Diskriminierung und ohne Ausbeutung von Menschen und Natur auskommt. Ich hoffe, Frauen, dafür kämpfen wir in Zukunft vereint!

Meike Sudholz


PVC – Kunststoff auch der Zukunft?

Unter dieser Fragestellung lädt die FRAUENLISTE alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Veranstaltung am 24.10.90 um 20:00 Uhr in das Theatercafe „Kulisse“ ein. Als Referenten haben ihre Teilnahme zugesagt: Dipl.-Ing. Rolf Bühl (EVG Brüssel), Dr. Gerhard Czieslik (ICI-Wilhelmshaven) und Dr. Manuel Kieper (Biochemiker – Die Grünen).


Büro der FRAUENLISTE, RHEINSTRAßE 168

Sprechstunden: dienstags von 10:00-12:00 Uhr und mittwochs von 16:00-18:00 Uhr. Eine Sprechstunde mit der Ratsfrau findet am 2.Dienstag im Monat von 16:00-18:00 Uhr statt.
An jedem 1. Mittwoch laden wir um 20:00 Uhr zum Klönen in gemütlicher Atmosphäre ein.


 

V.i.S.d.P.: Monika Schwarz, 2940 WHV


 

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