Vergrault
Mrz 272002
 

Neue Hoffnung fürs Küstenmuseum ist schnell verflogen

(iz) Im letzten GEGENWIND hatten wir die Verlierergeschichte des Küstenmuseums einmal finanztechnisch dargestellt. Unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft wurde genährt durch Beate Bollmann, die am 1. Februar die Aufgabe als Projektmanagerin des Museums übernommen hatte. Kaum sechs Wochen später legte sie enttäuscht ihre Kündigung auf den Tisch.

Als „Die Neue“ Anfang Februar stolz der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, überkamen uns bei aller Freude schon wieder Zweifel: Nicht zum ersten Mal wurde eine lokale Management-Persönlichkeit in Superlativen präsentiert – und mehr als einmal verschwand diese nach kurzer Zeit wieder von der Bühne, nicht selten unter dubiosen Umständen oder sogar mit einem „Fußtritt“ zum Abschied. Der sympathischen, engagierten Frau Bollmann hätten wir dies als Letztes gewünscht und haben uns ein entsprechendes Orakel verkniffen, um keinen Schatten auf ihren glanzvollen Start zu werfen.
Zwischen den Zeilen der Start-Berichte war allerdings herauszulesen, dass Probleme programmiert waren. Auf der einen Seite stand Bollmanns modernes Museumskonzept, „Anschauliches und Begreifbares“ zu bieten, auf der anderen Seite eine dünne finanzielle und personelle Grundlage. Der zuständige Stadtrat Jens Graul verwies auf den „bescheidenen Rahmen“ an Haushaltsmitteln für die (wesentliche) Vorlaufphase und setzte „im übrigen auf Unterstützung durch den Förderverein, der sich, nachdem die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen seien, vielleicht noch stärker einbringen werde“. (WZ 12.3.02)
Nun ist es betriebswirtschaftliches Grundwissen, dass man mit minimalem Einsatz nicht maximale Ergebnisse erzielen kann. Entweder nimmt man einmal richtig Geld in die Hand, das sich später von selbst wieder einspielt, oder man backt hinsichtlich der Ergebnisse erst mal kleine Brötchen.
Zumindest kann man versuchen, fehlendes Geld und Personal durch gute Kontakte zu auszugleichen. Dazu braucht der/die Manager/in Vertrauen und Rückendeckung des Arbeitgebers und entsprechende Freiräume, um eigenständig durch menschliche und fachliche Kompetenz UnterstützerInnen an das Projekt zu binden und Synergien zu schaffen und zu nutzen. Und an diesem Punkt ist Frau Bollmann gestolpert. Nicht finanzielle und personelle, sondern menschliche Defizite haben ihr das Interesse am neuen Job verdorben. Im Mittelpunkt der öffentlichen Kritik steht WPG-Geschäftsführerin Verena Powollik. Sie soll Bollmann untersagt haben, selbst über Antrittsbesuche zu entscheiden, und zudem an Bollmann gerichtete Post geöffnet haben. Auch seitens des WPG-Aufsichtsrates soll Bollmann keine Rückendeckung erhalten haben.
Das passt nun mal nicht, eine hoch qualifizierte und in Fachkreisen renommierte Museumsfachfrau einzustellen und dann wie ein kleines Mädchen zu behandeln.
Enttäuscht über Bollmanns Flucht zeigten sich sowohl der Förderverein als auch die WPG. Beim Förderverein war das gepaart mit der Empörung über die Umstände, die dazu geführt hatten, die WPG hingegen zeigte sich „überrascht“. Warum? Wenn der Führungsspitze dort wirklich nicht bewusst ist, was sie anrichtet, ist es Zeit, sie auszutauschen; wenn sie sich dessen bewusst ist, aber den Verschleiß ihrer Angestellten in Kauf nimmt, erst recht. Offiziell steht Frau Powollik im Kreuzfeuer der Kritik, doch Eingeweihte stellen wieder einmal die Position von Stadtrat Graul in Frage, der – ob aktiv oder passiv – für die weitere Zuspitzung der WPG-Kultur-Misere verantwortlich zeichnet.

Das menschliche Drama für Frau Bollmann – und vergleichbare Betroffene früherer Eklats – bleibt im Hintergrund. Das jubilierende Stadtmarketing darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Stadt am Ende der Welt oder zumindest der A29 nicht jedermanns/fraus Sache ist. Trotzdem gelingt es immer wieder, relativ junge und hoch qualifizierte Leute herzulocken. Da es hier immer genug Möglichkeiten für positive Entwicklungen und Verbesserungen gibt, könnte Wilhelmshaven ein Sprungbrett für solche Fachkräfte sein – sprich: In einem angemessenen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren bauen sie in ihrem Bereich ansprechende Strukturen auf und können sich dann getrost noch einmal umorientieren und ihren NachfolgerInnen guten Gewissens das anständig bereitete Feld überlassen. Frau Bollmann ist jedoch nicht die Erste, für die Wilhelmshaven ein Sprung ins Nichts war. Ein nur zweimonatiges Beschäftigungsverhältnis wirft einen unauslöschlichen Schatten auf die berufliche Biografie – unabhängig davon, wer die Schuld an der frühzeitigen Beendigung des ehemaligen Arbeitsverhältnisses zu verantworten hat.
Wenn sich die steigende Anzahl derartiger Schnellaussteiger allerdings herumspricht, wird es die Stadt zunehmend schwer haben, wirklich gute Leute zu gewinnen. Dann bleibt nur noch der fachliche Bodensatz an BewerberInnen, die langfristig die lokalen Perspektiven nicht verbessern können

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