Apr 052021
 

Grüner Vorstand unterstützt Nein zum Modellprojekt

– Das Modell kommt zur falschen Zeit

– Vorteile für die Wirtschaft reichen nicht aus, um Risiken zu rechtfertigen

Der Kreisvorstand der Grünen in Wilhelmshaven unterstützt die Ablehnung des Modellprojektes zur Öffnung von Gastronomie und Kultureinrichtungen seitens der grünen Ratsfraktion.

Wir haben Verständnis für die Enttäuschung, die das ‚Nein‘ im Verwaltungsausschuss verursacht hat. Allerdings glauben wir, dass dies die richtige Entscheidung war.

Das Konzept wurde erst wenige Tage vor der Entscheidung den Mitgliedern des Rates zugänglich gemacht. Dass Lockerungen bei Inzidenzzahlen bis zu 200 stattfinden sollten, finden die Grünen unverantwortlich, den geplanten Start zum 6. April viel zu überhastet. Aber dies sind Rahmenbedingungen, die mit dem Erlass der Landesregierung vom 29. März für die Modellprojekte festgelegt wurden und daher nicht in der Entscheidungsgewalt des Rates liegen.

Modellprojekte aus anderen Bundesländern wie in Tübingen waren zwar anfangs sehr positiv, die dortigen Öffnungen haben aber viele Menschen aus dem Umkreis angelockt, als sie über die Medien immer bekannter wurden. So wurde nach zeitweiser Verdoppelung der Inzidenzwerte die Ausgabe der sogenannten Tagestickets für Auswärtige über Ostern ausgesetzt.

Unser Gesundheitsamt arbeitet jetzt schon am Limit. Das Modellprojekt hätte viel zusätzliche Arbeit bedeutet, sowohl bei der Überprüfung von Hygienekonzepten im Voraus als auch durch die zusätzlichen Fälle, die das Projekt verursacht hätte. Hier wird auch sehr viel Arbeitskraft unserer sonstigen Verwaltung eingebunden, die an vielen Stellen dann fehlt.“, sagt Antje Kloster, Fraktionsvorsitzende der Grünen.

„Nicht zu vernachlässigen, ist der Aspekt, dass im Modellbetrieb nur ein kleiner Kreis von Unternehmen öffnen wird und Unternehmen außerhalb der auf den Stadt-Süden begrenzten Modell-Zone dadurch einen Wettbewerbsnachteil fürchten müssen. Aus den Ergebnissen der wissenschaftlich begleiteten Modellprojekte in Niedersachsen, sollten im Erfolgsfalle dann in Zusammenarbeit mit dem Rat der Stadt Szenarien für eine Öffnung in der ganzen Stadt vorbereitet werden“ ergänzt Vorstandssprecher Ulf Berner.

Auch die Grünen wollen natürlich langfristig Lockerungen, „Unsere Lobbyisten sind die Bürgerinnen und Bürger. Alle würden gern draußen in einem Café oder Biergarten sitzen und die Sonne genießen. Doch die meisten, die sich an uns Grüne gewandt haben sehen ein zu hohes Risiko in der Durchführung der Modellregion, wie es durch die Verwaltung geplant wurde“, so der Kreisvorstand.

Andere Städte in der Region wollen die Geschäfte und kulturellen Einrichtungen zunächst für Einheimische und Menschen aus dem Landkreis öffnen. Dies ist sicherlich ein Schritt der zu aller erst durchgeführt werden sollte, sobald das Pandemiegeschehen dies zulässt. Jetzt im Aufbau der dritten Welle zu öffnen, halten wir für zu riskant. Die Mutanten sind im Moment ein Faktor, der sich noch nicht richtig einschätzen lässt. Führende Virologen fordern einen harten Lockdown. Wir als Kreisverband können uns hier nur an die Expert*innen halten und damit dem Modellprojekt zum jetzigen Zeitpunkt eine klare Absage erteilen.


Pressemitteilung vom 4. April 2021


 

Apr 022021
 

Gesundheit ist das höchste Gut

Der SPD-Ratsherr Detlef Schön sandte uns die folgende Pressemitteilung zu:

Wilhelmshaven, 02.04.2021 * Mit großem Unverständnis nehme ich als SPD-Ratsherr die Aussagen derer in den Medien zur Kenntnis, die sich dafür aussprechen, einen Teilbereich Wilhelmshavens als Modellprojekt für Corona-Lockerungen auszuweisen. Obwohl der Verwaltungsausschuss, in dem dieses Projekt diskutiert wurde, nichtöffentlich und damit vertraulich getagt hat, werden die Abstimmungsergebnisse veröffentlicht und damit bewusst drei Vertreter der SPD unhaltbaren Anschuldigungen ausgesetzt. Die Wilhelmshavener SPD stand stets sowohl an der Seite der Gastronomen und Hoteliers, als auch an der Seite des innerstädtischen Einzelhandels. SPD-Ratsmitgliedern vorzuwerfen, sie würden der Wirtschaft „in den Hintern“ treten oder aber den „Bürgern ins Gesicht schlagen“, ist eine kaum zu übertreffende Taktlosigkeit. Von einem Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbandes Jade (AWV) erwarte ich ein Minimum an demokratischem Basiswissen und damit die Akzeptanz demokratisch gefasster Beschlüsse. Ratsmitgliedern vorzuwerfen, sie würden dazu beitragen, dass es zu einem Rückschlag in der Wirtschaftsförderung komme, kann nicht ernsthaft die Meinung des AWV sein. Für mich als Ratsmitglied ist es unerträglich, dass aufgrund der medialen Kampagne gegen Mitglieder des Verwaltungsausschusses im Internet dazu aufgerufen wird, diese Mitglieder „durch die Marktstraße zu prügeln.“

Die Entscheidung des Verwaltungsausschusses, keinen Teilbereich Wilhelmshavens als Modellprojekt für Corona-Lockerungen einzurichten, war eine richtige Entscheidung. Als SPD-Ratsmitglied sehe ich die Existenzängste, die Sorgen und Nöte der Gastronomie und des Einzelhandels. Gleichwohl ist die Gesundheit das höchste Gut eines jeden Wilhelmshaveners. Diese Gesundheit aller Wilhelmshavener haben wir zu schützen. Aktuell haben wir 42 Tote zu beklagen, die Opfer des Coronavirus wurden. Allein das sollte doch Warnung genug sein! Die Infektionszahlen, auch in Wilhelmshaven, steigen und die dritte Coronawelle wird uns mit Wucht erfassen. Verantwortungsvolle kommunale Politiker können hier doch nur die Warnungen der Bundeskanzlerin Merkel ernst nehmen, die vor Modellregionen warnte und sie als Gift im Kampf gegen die Corona-Pandemie bezeichnete. Schnelltests sollten dazu dienen, die Infektionszahlen zu senken und nicht, um leichtfertig mühsam errungene Erfolge gegen das Virus zu vernichten. Bundesweit warnen Intensivmediziner, die fernab von irgendwelchen Büros auf den Intensivstationen Menschen sterben sehen, vor der Einrichtung von Modellregionen. Für Wilhelmshaven würde das ein Zustrom von zusätzlichen zehntausenden von Menschen bedeuten und damit ein mögliches dramatisches Ansteigen der Infektionszahlen.

Last but not least: selbstverständlich hätte der Oberbürgermeister in eigener Verantwortung als oberster Verwaltungschef die Einrichtung einer Modellregion für den Stadtsüden beschließen können. Die Rechtslage gibt das her, auch ohne Beteiligung des Rates. Aber es ist offensichtlich einfacher, die Verantwortung auf Dritte zu übertragen.

Detlef Schön, Ratsmitglied

 

Apr 022021
 

Das „Corona-Modellprojekt“ – ein zweischneidiges Schwert!

Pressemitteilung vom 1. April 2021 * Sicherlich wird es gute Gründe geben, weshalb sich im Verwaltungsausschuss keine Mehrheit fand, um für das Corona-Modellprojekt einstehen zu wollen. Erstaunlich ist, dass sofort nach Abschluss der Entscheidung im Verwaltungsausschuss diese umgehend auch und gerade unter Angabe des Abstimmungsverhaltens in den sozialen Medien verbreitet und diskutiert wurde.

Insofern bedarf es mehr als dringend der Aufklärung, wer, warum und weshalb hierüber informierte. Verschwiegenheit scheint also eine Pflicht zu sein, die nicht jedem der Verantwortlichen geläufig ist. Das ist mehr als bedenklich, zumal in vergangenen nichtöffentlichen Sitzungen schon des Öfteren die Verschwiegenheitspflicht durch Ratsmitglieder verletzt bzw. gebrochen wurde. Hier muss der Hauptverwaltungsbeamte einschreiten und auf die Einhaltung der gesetzlichen Verschwiegenheitspflichten gem. Kommunalverfassung achten, notfalls sogar mit rechtlichen Maßnahmen.
Für die GfW – Gemeinsam für Wilhelmshaven – ist offenkundig, dass abermals der Versuch unternommen wird, – wie bei der Causa WTF Geschäftsführer Michael Diers – Stimmung in den sozialen Medien zu verbreiten, mit dem Ziel der politischen Einflussnahme.
Ein mehr als schlechter Stil und abermals ein negatives Beispiel der bemühten Einflussnahme und verdeckten Lobbyarbeit. Man kann verstehen, dass einige Interesse daran haben, dass Lockerungen vollzogen werden. Auch die GfW erhofft sich diese.
Allerdings bedarf es – und das gehört zur Wahrheit dazu – einer Abwägung. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Modellprojekt in Tübingen zeigt, dass dort die Inzidenzen wieder ansteigen. Ursächlich sei auch der Einkaufstourismus, weshalb das Modellprojekt dort aus medizinischer Sicht nicht verantwortbar sei. Auch hier steht zu befürchten, dass sich ein “Bummeltourismus“ einstelle, der dann gleichsam zur Steigerung von Coronavirus-Fällen führen dürfte.
Dies aber gilt es doch – will man die Normalität und lediglich eine kurzfristige Erwerbmöglichkeit schaffen – zu vermeiden.
Vor diesem Hintergrund eine nachvollziehbare Entscheidung. Nicht aber nachvollziehbar ist, weshalb man gedenkt, aus dieser Abwägung politischen Profit ziehen zu wollen und in sozialen Medien für sich zu werben.

Apr 012021
 

Pressemitteilung vom 01. April 2021 * „Die lächerlichen und unverschämten Anschuldigungen, wir könnten uns bei der Entscheidung für oder gegen einen Antrag als Modellkommune nach irgendwelchen parteipolitischen oder taktischen Gesichtspunkten richten, weisen wir in aller Entschiedenheit zurück“, sagte FDP/FW-Gruppensprecher Dr. Michael von Teichman zu den jüngsten Stellungnahmen verschiedener Personen und Gruppen. „Was man selber gern tut, nämlich unsere Anträge von vorneherein zu verwerfen, weil sie eben von FDP/FW kommen, sollte man anderen nicht unterstellen. Und auch die Behauptung, den Befürwortern gehe es „um Wilhelmshaven“ ist eine Anmaßung, bedeutet sie doch nichts anderes als dass die Kritiker ihre Stadt nicht im Blick haben. Offenbar haben die Befürworter aber die landauf landab laufende Debatte um derartige Öffnungen nicht mitbekommen, ganz zu schweigen von den Vorgängen in Tübingen, wo wohl bald die Notbremse gezogen werden muss.“

Man könne sich auch nicht erklären, was ein auf drei Wochen begrenzter Versuch tatsächlich an wirtschaftlichen Vorteilen und Erkenntnissen bringen solle. Die Geschäfte seien sogar nur an 17 Tagen geöffnet, da stünde wohl der Einsatz für Kontrollen, täglichen Testungen des Personals und dessen Rückholung aus der Kurzarbeit in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Umsätzen. „Gleichzeitig wird über Ausgangssperren diskutiert, das passt doch wohl nicht zusammen und obendrein hätten den Geschäften und Einrichtungen  Kontrollen durch das Ordnungsamt gedroht.“

Der Oberbürgermeister und andere hätten noch kürzlich vor steigenden Infektionszahlen, Überlastung der Krankenhäuser und mehr Toten gewarnt, nun scheint auch eine Inzidenz von 100 oder gar 200 kein Hemmnis mehr für Öffnungen zu sein. Ein solches Experiment wollen wir unseren Bürgern nicht zumuten. Gleichzeitig ist von einem solchen kurzen Modellversuch keine verwertbare wissenschaftliche Erkenntnis zu erwarten, auch das kann man in Tübingen lernen. Noch viele weitere Argumente, die wir trotz der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit sorgfältig erwogen haben, sprechen gegen den Modellversuch. „Wir sind jetzt vielleicht Vergleichskommune, wie Prof. Drosten es gefordert hat, das kann auch nicht schaden,“ sagte von Teichman abschließend.

 

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