Suedbar 2017
Jul 282017
 

Konfetti - marsch!

Die SuedBar geht in die nächste Runde

Wer erinnert sich? Diese Fischlein zierten einst die Mauer des Jadebades und wurden nun wiederentdeckt. Foto: Gegenwind

Wer erinnert sich? Diese Fischlein zierten einst die Mauer des Jadebades und wurden nun wiederentdeckt. Foto: Gegenwind

Leerstand, verfallene Fassaden, ungenutzte Räume – ein Bild, von dem sich die Wilhelmshavener Südstadt so langsam verabschiedet. So lang genau diese Orte aber noch da sind, werden sie vom Verein Neue Botschaft Sued e.V. gesucht, gefunden und mit Leben gefüllt. Ihr Motto: Leerstand als Chance nutzen und Kultur eine Bühne geben – und das jetzt schon im vierten Jahr in Folge. Nach dem ehemaligen Adena-Gebäude am Theaterplatz und dem ehemaligen Schlachthof in der Luisenstraße als Veranstaltungsort für die SUEDBAR in den vergangenen Jahren ist es nun mit viel Glück und viel Unterstützung der Stadt gelungen, einen neuen Standort für die SUEDBAR zu finden, einen geschichtsträchtigen und besonderen Ort: Das ehemalige Jadebad am Ems-Jade-Kanal, wo viele Wilhelmshavener*innen seinerzeit das Schwimmen erlernt haben und die Erinnerung an eine gute alte Zeit noch lebendig ist. Nach monatelangen Vorbereitungen steht jetzt die vierte Ausgabe der SuedBar in den Startlöchern. Vom 5. August bis zum 9. September immer samstags lädt das Organisationsteam der „Neuen Botschaft Sued e.V.“ wieder dazu ein, Konfetti ins Leben zu werfen.

An sechs Terminen wird über 20 Bands aus Wilhelmshaven, Oldenburg, Bremen, Berlin und dem Rheinland eine Bühne geboten, DJs heizen in der Nacht ein, Nachwuchs- sowie etablierten Künstlern wird Raum geboten, ihre Arbeit zu präsentieren: Fotografie, Graffiti, Streetart wird da zu sehen sein. Von Newcomern bis hin zu regionalen Krachern. Vereinen wird die Möglichkeit geboten, sich zu präsentieren. Jede/r kann sich beteiligen.

Neu in diesem Jahr: Es wird ein Poetry-Slam für Wilhelmshaven ausgerichtet, der sozusagen als Vorentscheid für den Poetry-Slam des Kiwanis-Clubs gilt. Der/die GewinnerIn kann dann im kommenden Jahr beim Kiwanis-Slam im Pumpwerk antreten. Termin dafür ist der 26. August – Slamer, und die die es werden wollen, können sich ab sofort unter slam@suedbar.de bewerben.

Auch den kulinarischen Wünschen wird nachgekommen. Jeden Samstag gibt es ein wechselndes Craftbeer oder Landbier aus Kleinbrauereien der Region und dem Prinzip der Nachhaltigkeit entsprechend faires Wasser der Wasserinitiative Viva con Agua (Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich dafür einsetzt, dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.) Und es wird gemütlich mit Lagerfeuer, Marshmallows und Stockbrot zum selbst rösten am kleinen Suedhenge-Lagerfeuer.

Freischwimmer gesucht!

Wie zuvor das Adena und der Schlachthof, weckt auch das Jadebad viele Erinnerungen. Das SUEDBAR-Team hatte in den letzten Monaten bereits nette Kontakte zu älteren WilhelmshavenerInnen, die begeistert von ihren Jugend-Erlebnissen in diesem Freibad erzählten. So kam man unter anderem auch den Fischen wieder auf die Spur, die einst die Klinker an der Außenmauer zierten und nach der Schließung als Souvenir in verschiedene Haushalte umzogen. Die Suedbar freut sich auf viele weitere Anekdoten, vielleicht hat die eine oder der andere noch historische Fotos, die als Reproduktion in der SUEDBAR viele Gäste erfreuen würden? Wer sein Original-Freischwimmerzeugnis mitbringt, erhält ein Freigetränk!

suedbar-gelaendeplanSeit dem ersten Pressetermin im April haben die SuedbarianerInnen Unglaubliches geleistet, um in ehrenamtlicher Arbeit die brach liegenden Räume nebst Außengelände in eine Wohlfühloase zu verwandeln. Strom- und Wasserversorgung mussten reanimiert, sichere Zugänge und Fluchtwege geschaffen werden. Dafür musste im vorderen Bereich einiges an Wildwuchs beseitigt werden, zum Ausgleich wurde hinter den Hallen mit Wildblumensaat ökologischer Ausgleich geschaffen, so wie insgesamt Einrichtung und Betrieb am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert sind. Ausrangierte Paletten und Möbelstücke werden zu pfiffigen Gestaltungselementen umfunktioniert, das reichhaltige Getränkesortiment kommt ohne Dosen oder Einweg-Plastikflaschen aus.

Mit einfachen Mitteln wurde ein Boule-Feld eingerichtet, weitere sportliche Betätigungsmöglichkeiten bietet die Bobbycar-Bahn. Chillen kann man rund ums Feuer der „Suedhenge“ oder am Ufer des Kanalhafens. Von einem Sprung ins Nass bittet die Suedbar-Crew allerdings abzusehen. Zwar wurde sogar der flache ufernahe Unterwasserbereich von Müll und Schrott befreit, das Schwimmen im Hafen bietet trotzdem mehr Risiken als Spaß. Drinnen gibt es neben dem Kulturprogramm auch Spiele, einen Kicker und eine „Booksharing“-Ecke mit ausgelesenen Büchern zum Lesen, Mitnehmen oder Tauschen gegen eigene mitgebrachte Lieratur.

Links hinterm Eingang zum Gelände gibt es einen Fahrradparkplatz. Autos dürfen nicht aufs Gelände und auch nicht am Kanalweg geparkt werden, sondern können in der Rüderstraße abgestellt werden, eine ordentliche Zuwegung von dort über das tote Bahngleis zur Suedbar wurde hergerichtet.

Die SUEDBAR ist eine Initiative des Vereins “Neue Botschaft-Sued“, bestehend aus mehr als 40 kreativen Menschen aus Wilhelmshaven und Umgebung, die etwas bewegen wollen. Sie lieben die abseitige Szene – die kleinen Clubs, urbane Kunst und Live-Musik. Das alles haben sie in Wilhelmshaven vermisst. Anfang 2014 stand daher fest: Sie wollen einen Ort schaffen, wo genau das stattfinden kann. Ein Ort, der bunt ist, wo jede/r egal welchen Alters hinkommen kann und sich wohl fühlt. Und so haben die Mitglieder der Neuen Botschaft Sued e.V. schon mit einigem Erfolg drei Sommer lang eine zusätzliche Portion Kultur nach Wilhelmshaven gebracht und den Sommer mit Konfetti gefüllt.

„Auch wenn die SuedBar über die vergangenen vier Jahre immer weiter gewachsen ist, bleibt der Ansatz der ehrenamtlich Kulturschaffenden gleich“ erklärt der Vereinsvorsitzende Jens Bertram. „Wir bleiben nicht kommerziell und arbeiten ehrenamtlich kostendeckend, es wird kein Eintritt erhoben, wir bieten regionalen Bands einen Auftrittsort, die Bands treten ohne Gage auf, für sie geht nach dem Auftritt ein Hut rum, Künstler können ihre Kunst zeigen, sie bekommen einen Ort sich zu zeigen. Jeder ist eingeladen seinen Sessel umzudrehen und das Leben in der Stadt mitzugestalten. Jammern können die anderen, die SuedBarianer wollen sich und Wilhelmshaven Konfetti ins Leben werfen.“

Im Verein Neue Botschaft Sued e.V. kann übrigens jede/r mitmachen. Das Team wächst und verändert sich ständig. Wer dabei sein möchte, ist herzlich willkommen!

Möglich ist dieses ehrenamtliche Kulturprojekt nur durch zig Unterstützer aus allen Branchen in der Stadt, durch finanzielle Unterstützung, vor allem der Bürgerstiftung der Sparkasse, die auch in diesem Jahr die Neue Botschaft Sued e.V. wieder großzügig gefördert hat und durch Hilfe der Stadt Wilhelmshaven, die bei den Räumlichkeiten in diesem Jahr eine große Hilfe war und ist.

Spenden für die SuedBar werden aber weiterhin benötigt. Eine unkomplizierte Möglichkeit der Kulturförderung gibt es auf der Website: neue-botschaft-sued.de/ihre-spende/

Das Programm und viele weitere Infos zur Suedbar gibt es unter suedbar.de.

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