Druckrohrleitung ohne Auffangbecken
(Veröffentlicht am 13. März 2013 –hk- ) Der folgende Leserbrief wurde von Herrn Niederehe am 23. Februar an die WZ gesandt und war wohl ursächlich dafür verantwortlich, dass in der Wilhelmshavener Zeitung vom 8. März ein Interview mit Professor Dr. Gerd Liebezeit erschien, in dem die im Leserbrief angesprochenen Probleme ausführlich dargestellt wurden. Der Leserbrief erübrigte sich damit nach Absprache zwischen der Wilhelmshavener Zeitung und dem Verfasser. Wir veröffentlichen den Leserbrief dennoch, weil hierin gerade die Verantwortung der Politiker herausgearbeitet wird.
Erhebliche Neuverschuldungen schlagen nach den Worten des Ersten Stadtrats Jens Stoffers bei den Technischen Betrieben Wilhelmshaven (TBW) zu Buche. Diese beunruhigten die Kommunalaufsicht allerdings einstweilen nicht – „weil sie gebührenfinanziert sind“, sprich: der Bürger muss eh dafür aufkommen.
Im etwa siebenstündigen großen Zahlenspiel gab es gelegentlich auch den Versuch einleuchtender plastischer Vergleiche. Als SPD-Ratsherr Michael Veh anregte, zu überlegen, ob man die Mischwasseraufbereitung am Ende der in Bau befindlichen Druckrohrleitung aus finanziellen Gründen zeitlich hinausschieben sollte, hatte Grünen-Ratsherr Werner Biehl protestiert. Die 13 Mio. Euro teure Druckrohrleitung – sie soll das bei starken Regenfällen im Südstrandbereich eingeleitete Mischwasser von den naserümpfenden Schwimmern wegtransportieren – sei dann sinnlos. Michael Veh: „Die Einleitung am Südstrand ist so, als wenn wir einen Zuckerwürfel in ein Wasserglas geben – am Heppenser Groden entspricht das eher einem Zuckerwürfel in einer Badewanne.“ Auch wenn sich über den Geschmack dessen, was die Südstadttoiletten Richtung Badestrand verlässt, im Vergleich mit dem Zuckerwürfel streiten lässt: Die Verdünnungsrechnung bestätigte Hellwig durchaus mit Hinweis auf den Wasserfluss der Jade in Grodenhöhe von 1,6 Milliarden m³ gegenüber 400 000 m³ bei Eckwarderhörne. [Quelle: Wilhelmshavener Zeitung, 19.02.2013, Seite 3]
Leserbrief
Angedachte Verzögerung beim Bau der Druckrohrleitung.
Man kann ja mal versuchen, wie weit man die Bevölkerung für dumm verkaufen kann!
Denn der im Artikel angestellte Vergleich hinkt an manchen Stellen – wir Bürger übersehen das aber schnell und gehen dann zur ruhigeren Tagesordnung über. Das sind schon interessante Berechnungen und Annahmen, die von Herrn Veh und Herrn Hellwig in der öffentlichen Ratssitzung gemacht wurden. So ist mir nicht klar, in welcher Zeit die 400.000 m³ als „WASSERFLUSS“ das „Nadelöhr“ bei Eckwarderhörne passieren (etwa pro Stunde oder pro Tide?), wenn es dann in Grodenhöhe 1,6 Mrd. m³ sein sollen (auch hier wird kein Zeitraum genannt).
Aus der Literatur über Wilhelmshaven (Wilhelmshaven-Lexikon) entnehme ich einen Wert von ca. 450 Millionen m³ pro Tide, die aus dem 190 km² großen Becken strömen. Pro sek. fließen durch die Meerenge bei Eckwarderhörne 28.000 m³ bei Ebbe und 26.000 m³ bei Flut.
Eine Badewanne hat ein Fassungsvermögen von ca. 0,5 m³. Löse ich darin einen 1cm-Zuckerwürfel auf, so ergibt das eine Konzentration von 1 cm³ auf 500.000 cm³, im günstigsten Falle gleichmäßig verteilt.
Bei der Einleitung von Mischwasser aber handelt es sich nicht um eine „einmalige Gabe“, sondern um einen mehrstündigen, ziemlich voluminösen Beitrag von nicht gerade nach Zucker wohlschmeckenden Verdauungsresten des Menschen, von anderen Resten ganz zu schweigen. Dazu kommt, dass sich keine gleichmäßige Verteilung ergibt wie beim Beispiel Badewanne.
Hier entsteht ein ziemlich schmaler „Schlauch“ an der Küstenlinie mit einem Querschnitt von vielleicht 100 m², in dem sich im 1. Takt die Mischwasser mit dem Seewasser vermischen. Diese „Brühe“ erscheint nach dem Kentern der Ebbe wieder, wird weiterhin angereichert und zieht dann Richtung Südstrand – wie konzentriert und wie weit, dass ist von mehreren Faktoren abhängig, die der Mensch sogar beeinflussen kann, wenn er will. Mit anderen Worten: Die Konzentration verteilt sich nicht auf den ganzen Jadebusen und sie ändert sich ständig.
Was diese „Reste“ und auch andere Einleitungen in den Jadebusen (z. B. Sole vom Kavernenfeld Etzel) dort anrichten, hat Herr Prof. Liebezeit in einem öffentlichen Vortrag am Dienstag, 19.02.2013, in Jever sehr anschaulich und leicht verständlich anhand der neuesten Forschungsergebnisse dargestellt.
Ich empfehle daher allen Rats- und Verwaltungsmitgliedern dieser Stadt, die sich mit diesem Thema von Amts wegen beschäftigen müss(t)en, diesen Vortrag einmal anzuhören – kostenlos!!
Gut, dass wenigstens Herr Biehl (Grüne) dagegen protestiert hat – es hätten noch mehr Ratsmitglieder protestieren müssen, oder will man dieser Stadt einen weiteren neuen Titel anhängen: Dauerbaustelle, Labyrinth (wegen der vielen nicht immer ganz klaren Umleitungen im Straßennetz)?
Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass die Computersimulation der Einleitung von ungeklärtem Mischwasser von der Heppenser Kläranlage (wie es geplant ist) zeigt, dass das verunreinigte Seewasser mit der Flut auch den Südstrand erreicht. Das zeigen übrigens schon jetzt Luftaufnahmen.
Da lässt sich nichts verheimlichen! Da kann man nur noch entsprechende Zeitfenster suchen, in denen abgeschlagen werden kann, ohne dass dann bei weiter auflaufendem Wasser die „Kupferbolzen fein püriert“ den Südstrand erreichen.
Ein echter Schildbürgerstreich!
Die Forschungen im Rahmen des JADEBUSEN-PROJEKTES (Laufzeit 3 Jahre) werden vom Steuerzahler (oder über eingeworbene Drittmittel) finanziert – dann sollte der Steuerzahler auch darauf drängen, dass solche wissenschaftliche Ergebnisse von den zuständigen Stellen verarbeitet oder wenigstens zur Kenntnis genommen werden!
Ich ging bisher davon aus, dass die über die neue Druckrohrleitung nach Heppens geleiteten Mischwassermengen dort noch geklärt werden.
Klaus Niderehe, Südstrand 56, 26382 Wilhelmshaven
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