Gegenwind 1982
Nov 081982
 

Frust statt Lust

(ajü) Empfängnisverhütung –dieses Thema scheint ein alter Hut zu sein. Es gibt ja die Pille, die Spirale usw. usw. usw. Bloß – so einfach ist das alles gar nicht.

Ein Vormittag bei pro familia. Eine Schülergruppe – 15-17 Jahre alt – wartet auf Informationen über Empfängnisverhütung, ich bin zur Begleitung dabei. Die Ärztin beginnt mit ihrem Vortrag, ab und zu eine Frage von Schülern, die erste halbe Stunde plätschert so dahin. Viel Neues ist offenbar für diese Gruppe nicht dabei, interessant ist es trotzdem. Pille, Dreimonatsspritze, Spirale, Pille danach, Präservative, Ovula, Diaphragma, Coitus Interruptus – gleich ist Pause.

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Nov 081982
 

Pech

hatte der clevere Yachtclub-Lobbyist und CDU-Ratsherr Günter Marten, als er sich klammheimlich für seinen Verein ein Grundstück unter den Nagel reißen wollte. Es war schon fast alles klar: Das Grundstück Jadestraße 31a (ehem. Bootswerft Harbers) sollte ab 31.12.1982 an den „Hochsee-Yachtclub Germania“ vermietet werden. Doch dann wurde ruchbar: Das Grundstück war nicht öffentlich ausgeschrieben worden, die vorgesehene Untervermietung an die Marine-Jugend war nicht bekannt, zuständige Ämter in der Verwaltung waren nicht informiert, Ratsausschüsse hatten nicht beraten u.s.w. Fazit: Anfang November wurde das Grundstück in der WZ öffentlich ausgeschrieben.

Nov 081982
 

Wieder in Gefahr

Neue Grodendamm-Diskussion

(woku) Der Grodendamm ist wieder in Gefahr. Engagiert versucht der städtische Finanzchef Dr. Norbert Boese (SPD) zusammen mit der CDU Gelder für die Öffnung locker zu machen. Als drohender Racheengel präsentiert Boese den verunsicherten Ratsmitgliedern Arbeitslose bei Krupp.

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Nov 081982
 

Schwierig

wird sich vermutlich die Arbeit für den neuen Juso-Vorstand gestalten, nachdem sich der bisherige – kaum, daß er ein halbes Jahr arbeitete – sang- und klanglos auflöste. Zehn stimmberechtigte Anwesende wählten den siebenköpfigen Vorstand mit Stefan Appelius an der Spitze. Der Juso-Chef ist guter Hoffnung, die nach der Austrittswelle im Frühjahr eher konservative SPD auf den Kurs der Friedensbewegung bringen zu können. Appelius zum Gegenwind: „Wenn sie was werden wollen bei den nächsten Wahlen, dann müssen sie sich umorientieren.“

Nov 081982
 

Aprilscherze

könnte man hinter einer Sparliste vermuten, die in Rat und Verwaltung als „Liste jenseits von Gut und Boese“ kursiert. Wenn’s nach den Verfassern geht, sollen das Stadttheater ganz und die 22 Turnhallen im Sommer dicht machen. Der Umweltschutz soll eingestellt werden (?!), Kunsthalle und Jugendheime sollen schließen. Pro familia, der Drogenberatung, dem Stadtjugendring und den politischen Jugendverbänden möchte man ganz die Mittel streichen.
Was nach Aprilscherz klingt, ist leider bitterernst. Diese Vorschläge, die unter maßgeblicher CDU-Einwirkung von der hiesigen SPD-Verwaltung erarbeitet wurden, sollen offenbar die Hirne von Ratsmitgliedern und Bürgern weichklopfen, um bei der nächsten Sparrunde noch tiefere Einschnitte ins soziale Netz durchsetzen zu können.

schuldenberg

Nov 081982
 

Verschaukelt

fühlt sich die Wilhelmshavener Friedensbewegung. Glaubte man doch, in Verhandlungen mit Stadtdirektor Dr. Hans-Jürgen Meyer-Abich durchgesetzt zu haben, daß der Volkstrauertag in Zukunft weniger uniformiert vonstatten gehen sollte. Im Endergebnis war die Friedensbewegung bei der Kranzniederlegung für die Opfer des Faschismus auf dem Friedhof Aldenburg fein und kaum bemerkbar integriert – und hernach gab’s auf dem „Ehrenfriedhof“ das übliche Militärspektakel mit Dschingderassa usw. Am Volkstrauertag ehren die Opfer von morgen die Toten von gestern. Ist es nötig, daß ihm diejenigen den Stempel aufdrücken, die morgen den Finger am Abzugshahn haben?

volkstrauertag

Nov 081982
 

Gelogen

hat die bisherige Bundesregierung einem Bericht der Zeitung „Die Grünen“ zufolge. Schmidt/Genscher hatten behauptet, die Energieeinsparung stehe an erster Stelle. Eine Untersuchung der geplanten Ausgaben bis 1985 zeigt, daß die Förderung der Atomkraft nach wie vor mit weitem Abstand an erster Stelle steht. Mit den geplanten Ausgaben für die Kernenergie könnte man in 10.000 Städten und Gemeinden Blockheizkraftwerke errichten und so 35 mal mehr Energie erzeugen als mit Atomkraft.

Nov 081982
 

Ei-Ci-Ei

leidet offenbar unter den Fehlplanungen, die das Wilhelmshavener ICI-Werk zustande gebracht haben. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Zeitung des Großkapitals) spricht in diesem Zusammenhang von „dunklen Wolken“ und vom „notleidenden Kunststoffmarkt“.

Nov 081982
 

Original

„sozialdemokratisch“ ist ein Kürzungsvorschlag der SPD für die Kindertagesstätten. Die Zuschüsse werden aus der Finanznot heraus um 5% gekürzt, die Unterstützung für wenigerverdienende Eltern aber um 70.000 auf insgesamt 190.000 Mark erhöht. Ein Beispiel, an dem gut deutlich wird, daß auch Kommunalpolitik Gesellschaftspolitik ist. Weiterhin sind die Sozialdemokraten gegen die Abschaffung des Büchereibusses, für den Erhalt des kommunalen Kinos und gegen die Privatisierung der Heimpflege. Die Fahrtkostenerstattung für Ratsmitglieder soll nun doch nicht erhöht werden. Eine Niederlage mußte die Fraktionslinke einstecken, als die Mehrheit es ablehnte, die Gewerbesteuern zu erhöhen.

Nov 081982
 

Vergangen Vergessen Vorbei?

Von der Schwierigkeit, mit einem Berufsverbot zu leben

(red.) Solidaritätsveranstaltungen hat er viele erlebt. Doch das ist lange her. Siegfried Steiner (33) ist etwas mutlos geworden. Der Wilhelmshavener Lehrer mit Berufsverbot hört nach drei Jahren nur noch wenig von Freund und Feind. Er jobt sich durchs Leben – stets von Arbeitslosigkeit bedroht.

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Nov 081982
 

buchtip

„Ohne Zweifel für den Staat“

Die Praxis zehn Jahre nach dem Radikalenerlaß hrsg. v. Komitee für Grundrechte und Demokratie
Eine aktuelle Bestandsaufnahme mit einer „Fall“-Schilderung von S. Steiner bei:
rororo aktuell, nr. 47 28 FfM März 1982 DM 10,80

Nov 081982
 

Erklärung der Redaktion

Die vorgezogenen Bundestagswahlen führten auch in Wilhelmshaven zu. Diskussionen bei „Grünen“, „Demokratischen Sozialisten“, Alternativen und Mitgliedern der Friedens- und Frauenbewegung. Bundes- und Landesvorstand der Grünen haben ihrer Partei „offene Listen“ empfohlen, auf denen auch Nichtgrüne kandidieren können. Wir halten die sich daraus ergebende Debatte für wichtig genug, sie nicht in kleinen Zirkeln führen zu lassen.wahlkampf
Noch 1980 wählten wegen Strauß viele die SPD als „kleineres Übel“. Dies wird sich nicht wiederholen. Wer früher vielleicht noch SPD wählte, überlegt sich heute ernsthaft, ob er nicht die „Grünen“ unterstützen kann. Dadurch ergibt sich die in der Geschichte der Bundesrepublik bisher einmalige Chance, eine wirkliche Opposition gegen Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung und Aufrüstung in den Bundestag zu schicken. Das gelingt aber nur, wenn alle infrage kommenden Kräfte sich zusammenfinden. In Wilhelmshaven sind dies vor allem die „Grünen“, die „Demokratischen Sozialisten“ und die „Alternative Liste Wilhelmshaven“.
Doch während Bundes- und Landesgrüne auf ein breites Bündnis links von der unglaubwürdig gewordenen SPD zusteuern, zögern Wilhelmshavens „Grüne“ noch. Die politische Vergangenheit einiger „Alternativler“ schmeckt nicht so recht, man wittert Trittbrettfahrer, obwohl es doch vorrangig um Unterstützung und gemeinsames Handeln geht. Nachgiebigkeit gegenüber der doch ohnehin unvermeidbaren Verleumdungskampagne der bürgerlichen Presse deutet sich an. Und dazu eine „grüne“ Neuauflage des sozialdemokratischen „kleineren Übels“, wenn es heißt, die fortschrittliche Opposition würde trotz aller Vorbehalte gegenüber den „Grünen“ „sowieso“ „grün“ wählen. Politische Träumereien von einer eigenen „Links-Alternativen Liste“ erhalten dadurch neue Nahrung. Solche Abspaltungen dürfen wir uns angesichts der 5%-Hürde nicht leisten.
Der GEGENWIND hält ein kompromißbereites Aufeinanderzugehen ohne ideologische Schattenfechtereien für das Gebot der Stunde. Nur „Einigkeit macht stark“. Eine Einigkeit, die jedem Luft läßt, seiner politischen Überzeugung treu zu bleiben und trotzdem das gemeinsame Ziel erreicht.
Die Diskussion ist hiermit eröffnet.
Gegenwind-Redaktion

Nov 081982
 

Gegen
die „Rasenmähermethode “ der städtischen Haushaltssanierung sprechen sich die Grünen in einem Papier aus, in dem sie ihre “ unverzichtbaren Forderungen“ formulieren. „Unverzichtbar“ sind danach der Verzicht auf die Öffnung des Grodendammes, die Aufstellung eines Generalverkehrsplans (um Projekte wie den unsinnigen Ausbau der Friedr.-Paffrath-Str. zu vermeiden) und drei Sozialarbeiterstellen. Den Verkauf von Wasserwerken, Müllabfuhr und städtischen Kraftfahrzeugen lehnen die Grünen ab.
Neben diesen „unverzichtbaren Forderungen“ von deren Erfüllung die Grünen ihre Zustimmung zum Haushalt ’83 abhängig machen, stehen etliche Einzelforderungen. So soll das Berufsschulzentrum nicht weiter ausgebaut werden, die Busfahrpreise sollen gleichbleiben, um die öffentlichen Verkehrsmittel zu fördern
Nov 081982
 

Mit Volldampf in die 50er!

Gewerkschafter gegen die „Wende“

(RaWe) Hunderttausende folgten einem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu Massenkundgebungen, die sich gegen den Arbeitsplatzabbau, die katastrophalen Sparbeschlüsse der neuen Bundesregierung in Bonn und die weiter fortschreitende Aufrüstung richteten.

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