Seit der Enthüllung des neuen Schildes für das „Klinikum Wilhelmshaven“ tobt ein Shitstorm durch die Stadt.
(red) Mit der Umbenennung des Reinhard-Nieter-Krankenhauses in „Klinikum Wilhelmshaven“ wurde die Zusammenführung mit dem St. Willehad-Hospital (geschlossen im letzten November) symbolisch besiegelt. Nach der Enthüllung des Schildes brach ein Sturm der Entrüstung los. Teils belustigt, teils empört diskutiert die Bürgerschaft Form und Symbolik des – sagen wir mal: unkonventionellen – Logos und fragt sich, wer das wohl wieder verzapft hat.
Spontan entstand der Eindruck, hier sei, passend zum Vorgehen bei der Klinik-Fusion, mit heißer Nadel ein ebenso chaotisches Logo für’s neue Klinikum gestrickt worden.
Tatsächlich hat die Agentur „Stockwerk2“ aus Oldenburg dieses Logo, als Element eines neuen Corporate Design, schon vor längerer Zeit für die GGS entwickelt. Mittlerweile taucht das Logo bzw. Design aber allenthalben im städtischen Schriftverkehr auf. Offenbar ist es aber erst im Kontext mit der Klinik-Umbennung und Schilderenthüllung ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
Hier die fachliche Begründung im O-Ton:
„Im Sommer 2012 eröffnet der Jade-Weser-Port, Deutschlands einziger tideunabhängiger Container-Tiefhafen. Wilhelmshaven wächst somit schlagartig zu einem der umschlagstärksten Containerhäfen Europas. Aus diesem Grund stellt sich die Stadt neu auf und verleiht dem Eigenbetrieb Grundstücke und Gebäude der Stadt Wilhelmshaven (GGS) in Zusammenarbeit mit STOCKWERK2 ein komplett neues Corporate Design (CD), dass der zukünftigen Bedeutung des Immobilienmarkts für den Standort gerecht wird.“
Nun zum künstlerischen Teil:
„Der Auftritt löst sich bewusst von allen bisherigen Erscheinungsbildern und versteht sich als Startschuss für einen dringend erforderlichen Imagewandel der Stadt.“
Das kann man so stehen lassen: Das Design, insbesondere der Schriftsatz ist, wie der Ostfriese höflich sagen würde, „mal was ganz anderes“. Und „Image“ ist ja wertfrei, somit auch, in welche Richtung der Wandel geht.
„Das neue Logo ist modular gestaltet und für vielfältige weiterführende Zwecke geeignet. Die Wellenstruktur des Zeichens steht sowohl für die maritime Lage sowie zukünftige Verkehrsströme als auch für Offenheit, Flexibilität und Innovationswillen.“
Wenn man ein Symbol erst erklären muss, ist dessen Bildsprache nicht gerade preisverdächtig. Die Aussage entsteht im Auge des Betrachters. Zum Beispiel so:
Der Bruch im Ortsnamen symbolisiert innere Zerissenheit. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Verschuldung (dunkelblaue Linie), der Arbeitslosigkeit (helltürkis), der Lebensqualität (hellblau) und der politisch-demokratischen Umgangsformen (dunkeltürkis).
Von Geschmacksfragen mal abgesehen, ist es aus Marketing-Sicht unklug, ein Logo / CD öfter zu wechseln oder mehrere nebeneinander zu benutzen. Mal wurde am Stadtwappen (Rüstringer Friese) rumgebastelt, dann wurde mit großem Bohei die Logo-Familie „NordseeStadt“, „KulturStadt“ etc. eingeführt, nun wird die blaue Wellen-Sau durchs Dorf getrieben.
Eine Agentur macht nur, was der Auftraggeber will. In der Regel legt sie mehrere Entwürfe vor – wer zahlt, bestimmt die Musik.
Mittlerweile haben erboste BürgerInnen sogar eine online-Petition auf den Weg gebracht unter dem Titel „Logo Wilhelmshaven geht gar nicht!“
![Zumindest an der Bushaltestelle existiert das gute alte Reinhard-Nieter-Krankenhaus noch (Februar 2015). Foto: iz/Gegenwind](http://www.gegenwind-whv.de/wp-content/uploads/2015/02/RNK_Haltestelle_2-2015_web-300x294.jpg)
Zumindest an der Bushaltestelle existiert das gute alte Reinhard-Nieter-Krankenhaus noch (Februar 2015). Foto: Gegenwind
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