Pressefreiheit…
…ist eine Frage des Geldes
(noa) Im April letzten Jahres fanden die WilhelmshavenerInnen in ihren Briefkästen kurz hintereinander zwei neue Zeitungen. Mit “Moin Moin” grüßten ein Jahr lang jeden Mittwoch das “Heimatblatt” und sonntags das “Sonntagsblatt”. Herausgeber beider Anzeigenblätter ist die Emder-Zeitung-Gerhard-Verlag GmbH & Co. Nach genau einem Jahr musste dieses Verlagshaus sich aus Wilhelmshaven wieder zurückziehen.
Früher hatten die Wilhelmshavener neben der “WZ” lediglich donnerstags die “Neue Rundschau”, die wie die “WZ” aus dem Hause Brune stammt, zu lesen bekommen. Derlei Anzeigenblätter kommen unbestellt und gratis; sie finanzieren sich ausschließlich durch Anzeigen. Einen redaktionellen Teil mit Berichten aus der Stadt und der Region brauchen sie eigentlich nur, damit jemand sie überhaupt durchblättert.
Um sich über das lokale und regionale Geschehen dauernd zu informieren, kommt man mit den Anzeigenblättern nicht aus. Und doch schafften die beiden neuen Blätter aus Emden es, für die LeserInnen in Wilhelmshaven interessant zu sein. Erheblich reichhaltiger, aktueller, mit mehr Hintergrund versehen und meistens besser recherchiert als “WZ” und “Neue Rundschau” war der redaktionelle Teil von “Moin Moin”.
Bei einem kommerziellen Gratisblatt sind es allerdings nicht die Leser und LeserInnen, die darüber entscheiden, ob es Bestand hat oder nicht.
Das Verlagshaus Brune hatte viele Jahre lang das Pressemonopol in dieser Stadt. Angereichert wird die Berichterstattung und Meinungsbildung hier seit langem (wenn auch eher mühsam) durch den GEGENWIND und seit gut anderthalb Jahren durch Radio Jade. Bezogen auf Anzeigenkunden ist das Haus Brune immer ohne Konkurrenz gewesen.
Dies änderte sich mit dem Erscheinen der “Moin Moin”-Blätter. Und solange Heimat- und Sonntagsblatt Inserenten unter den Geschäftsleuten fanden, waren sie dem Verlagshaus Brune ein Dorn im Auge.
Zunächst einmal konterte der Monopolist mit der Gründung eines weiteren Ablegers. “Guten Morgen Sonntag” hieß es schon kurz nach dem ersten “Moin Moin” – aus dem Haus Brune. Für die Menschen, die nun sonntags ein zweites Anzeigenblatt im Briefkasten fanden, nicht zu verfolgen war der Kampf an der anderen, der entscheidenden Front. In der Konkurrenz um Inserenten senkte der Monopolist die Anzeigenpreise.
Unternehmen, die bei “Moin Moin” Werbeanzeigen geschaltet hatten, wurden so nach und nach zum Brune-Verlagshaus zurückgeholt.
Und da musste der Konkurrent aus Emden das Handtuch werfen. Jetzt werden wir wieder ausschließlich von der “WZ” und ihren Ablegern informiert. Schade.
Sorry, the comment form is closed at this time.