Trash as trash can
Kult-Musical „Der kleine Horrorladen“ an der Landesbühne neu inszeniert
(iz) Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine kleine Pflanze kommt ganz groß raus und wächst dabei ihrem Herrchen etwas über den Kopf, was nicht zuletzt ihren extravaganten Ernährungswünschen zuzuschreiben ist. Des Weiteren geht es um Zahnärzte, Häkelgardinen und eine unglückliche Liebe. Mehr muss man nicht wissen, und mehr braucht es nicht für ein schräges abendfüllendes Musical.
Damit das ein guter Abend wird, benötigt man natürlich auch SchauspielerInnen mit gesanglichen und tänzerischen Qualitäten, eine klasse Band, ein pfiffiges Bühnenbild und einen Regisseur, der Spaß an Musicals und Mut zum Trash besitzt. Und natürlich eine fleischfressende Pflanze in verschiedenen Größen. Mit all diesen Zutaten serviert Regisseur Andreas Kloos dem Publikum eine witzige und sehenswerte Neuauflage des Trash-Klassikers „Der kleine Horrorladen“.
Bei der Premiere zog das dynamische und dichte Geschehen die Zuschauer bis zur Pause in den Bann. Die zweite Hälfte, in der es eigentlich erst richtig dramatisch wird, fiel dann ein wenig ab. Die merkwürdig gehäuften Todesfälle wurden ziemlich flott abgewickelt, irgendwie fehlte ein Höhepunkt und ein Schlussakkord. Die musikalische Zugabe holte es dann ein bisschen wieder raus.
Das Faszinierende ist für Kloos und Dramaturg Peter Fliegel, wie völlig banale Texte in richtig peppige Musik verpackt werden. „Little shop of Horrors“ oder „Skid row“ sind ja echte Ohrwürmer. Perfektioniert wird das in Audreys wunderschön gesungenem Spießerinnentraum vom Häuschen im Grünen mit Waschmaschine, Häkelgardinen und abendlichem Kuscheln vor dem Fernseher auf plastikbezogenen Möbeln. Ja, doch, irgendwie ist das Stück schon ein bisschen politisch, ob es will oder nicht. Kleine Leute mit kleinen Träumen, und dafür verkaufen sie ihre Großmutter, oder in diesem Fall ihren Arbeitgeber und andere Menschen aus dem persönlichen Umfeld an ein Monster, das die Weltherrschaft anstrebt.
Vermutlich hat Roger Corman, der 1960 binnen weniger Tage (vom Drehbuch bis zum letzten Schnitt) das B-Movie „Kleiner Laden voller Schrecken“ in die Welt setzte, auch den Faust gelesen. Oder? Blonder als Audrey kann ein Gretchen nicht sein, verschlagener als Audrey II kein Mephisto. 1982 nutzten Komponist Alan Menken und Texter Howard Ashman den Film als Vorlage für ihr erfolgreiches Musical. Im Oktober 1998 wurde es erstmals an der Landesbühne aufgeführt. Die Kritik dazu finden Sie in unserem Archiv.
Sorry, the comment form is closed at this time.