Landesbühne: Der kleine Horrorladen
Okt 202014
 

Trash as trash can

Kult-Musical „Der kleine Horrorladen“ an der Landesbühne neu inszeniert

Foto: Landesbühne

Fütterungszeit!!! Foto: Landesbühne

(iz) Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine kleine Pflanze kommt ganz groß raus und wächst dabei ihrem Herrchen etwas über den Kopf, was nicht zuletzt ihren extravaganten Ernährungswünschen zuzuschreiben ist. Des Weiteren geht es um Zahnärzte, Häkelgardinen und eine unglückliche Liebe. Mehr muss man nicht wissen, und mehr braucht es nicht für ein schräges abendfüllendes Musical.

Damit das ein guter Abend wird, benötigt man natürlich auch SchauspielerInnen mit gesanglichen und tänzerischen Qualitäten, eine klasse Band, ein pfiffiges Bühnenbild und einen Regisseur, der Spaß an Musicals und Mut zum Trash besitzt. Und natürlich eine fleischfressende Pflanze in verschiedenen Größen. Mit all diesen Zutaten serviert Regisseur Andreas Kloos dem Publikum eine witzige und sehenswerte Neuauflage des Trash-Klassikers „Der kleine Horrorladen“.

Neuzugang Ben Knop ist die Idealbesetzung für den naiven und gutherzigen Blumenverkäufer Seymour, der unter dem schlechten Einfluss seiner selbstgezüchteten Pflanze selbst zum Monster wird. Sarah Horak verkörpert allerliebst Seymours Kollegin und Angebetete Audrey, deren IQ drastisch im Dispo ist. Beide sind gesanglich ebenso überzeugend wie Christoph Sommer, der Pflanze Audrey II seine Stimme leiht und sie, gepaart mit den Muskeln von Puppenspieler Thomas van Allen, zum Leben erweckt. Lina Alterauge, Mechthild Grabner und Alina Müller treiben als Straßen- und Showgirls die Story voran und zeigen unter der Choreografie von Till Nau wunderbare Tanzeinlagen. Urgestein Johannes Simons mimt routiniert den ambivalenten Ladenbesitzer Mushnik. Aom Flury spielt wirklich brutal den sadistischen Zahnarzt Scrivello, der auch seine Verlobte Audrey malträtiert. Leider war er zur Premiere wegen einer gerade überstandenen Bronchitis nicht ganz bei Stimme.

Bei der Premiere zog das dynamische und dichte Geschehen die Zuschauer bis zur Pause in den Bann. Die zweite Hälfte, in der es eigentlich erst richtig dramatisch wird, fiel dann ein wenig ab. Die merkwürdig gehäuften Todesfälle wurden ziemlich flott abgewickelt, irgendwie fehlte ein Höhepunkt und ein Schlussakkord. Die musikalische Zugabe holte es dann ein bisschen wieder raus.

Das Faszinierende ist für Kloos und Dramaturg Peter Fliegel, wie völlig banale Texte in richtig peppige Musik verpackt werden. „Little shop of Horrors“ oder „Skid row“ sind ja echte Ohrwürmer. Perfektioniert wird das in Audreys wunderschön gesungenem Spießerinnentraum vom Häuschen im Grünen mit Waschmaschine, Häkelgardinen und abendlichem Kuscheln vor dem Fernseher auf plastikbezogenen Möbeln. Ja, doch, irgendwie ist das Stück schon ein bisschen politisch, ob es will oder nicht. Kleine Leute mit kleinen Träumen, und dafür verkaufen sie ihre Großmutter, oder in diesem Fall ihren Arbeitgeber und andere Menschen aus dem persönlichen Umfeld an ein Monster, das die Weltherrschaft anstrebt.

Vermutlich hat Roger Corman, der 1960 binnen weniger Tage (vom Drehbuch bis zum letzten Schnitt) das B-Movie „Kleiner Laden voller Schrecken“ in die Welt setzte, auch den Faust gelesen. Oder? Blonder als Audrey kann ein Gretchen nicht sein, verschlagener als Audrey II kein Mephisto. 1982 nutzten Komponist Alan Menken und Texter Howard Ashman den Film als Vorlage für ihr erfolgreiches Musical. Im Oktober 1998 wurde es erstmals an der Landesbühne aufgeführt. Die Kritik dazu finden Sie in unserem Archiv.

Weitere Aufführungen im Stadttheater: Sa, 25.10.2014 / Mo, 27.10.2014 /Sa, 01.11.2014 / Mi, 26.11.2014 / Mi, 03.12.2014 / Sa, 06.12.2014 / Fr, 12.12.2014 / Fr, 19.12.2014 / jeweils um 20.00 Uhr / Fr, 26.12.2014, 18.00 Uhr / Mi, 31.12.2014, um 17.00 Uhr und 20.30 Uhr

 

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